Donnerstag, 23. Mai 2013

Sonnenuntergang mal anders

1993 Irland
Blick aus der B&B-Unterkunft











Das Ungewöhnliche an dieser Fotosequenz ist für mich, dass ich an diesem Abend mehr als zehn Aufnahmen eines 36er Diafilms spendierte, um das wechselnde Lichtspiel fotografisch einzufangen. Heute ist so etwas nichts Besonderes mehr, Fotos kosten nichts und auf der Speicherkarte ist immer genug Platz. 1993 gab es ein Kontingent: ein bis zwei Filme pro Reisetag waren eingeplant, das entspricht 36 bis 72 Aufnahmen. Bei so einem Limit überlegt man sich sehr genau, was man fotografiert. 

Dass Sonnenuntergänge zu den beliebtesten Fotomotiven gehören, ist nicht weiter verwunderlich. Die dramatische Veränderung von Licht und Farben, die sich innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums ereignet, fasziniert auch mich bis heute. Man braucht keine Kamera, um die Schönheit und Erhabenheit solcher Vorgänge zu erleben. Am Olympiaberg in München versammeln sich jeden Abend viele Menschen, um von dort den Sonnenuntergang zu erwarten und zu beobachten. Natürlich wird dabei auch viel fotografiert und geknipst, aber viele stehen einfach nur da oben und schauen in die Ferne. Für mich hatte dieser Abend etwas sehr Meditatives. Wenn ich diese Bilder nach 25 Jahren anschaue, kommt diese ruhige, kontemplative Stimmung wieder in mir hoch. Ich habe dabei auch noch den Geruch von Torffeuer in der Nase. Den sieht man in den Bildern nicht. Bei einer Recherche habe ich festgestellt, dass man den irischen Torf sogar online kaufen kann, in verschiedenen Duftnoten für den heimischen Ofen. Na, das brauche ich dann doch nicht.

(Beitrag aktualisiert, 9/2018)