Mittwoch, 14. September 2016

Wiesn 2016: Nein danke.















"Wir dürfen uns das Oktoberfest nicht vermiesen lassen", sagt der Wiesn-Chef.
In den letzten Jahren war ich immer mindestens einmal auf der Wiesn, oft sogar mehrmals. Einmal nur zum Fotografieren, einmal zum Eintauchen in den alljährlichen Wahnsinn, und einmal ganz gemütlich mit der Mama auf der Oidn Wiesn für die Nostalgie. Früher waren wir auch mal mit Kollegen zum Feiern dort, wenn eine Firma für uns reserviert hatte.

Letztes Jahr war ich pünktlich zum Wiesnstart eine Woche lang im Krankenhaus und danach weder fit noch geneigt für einen Wiesnbummel. Heuer gibt's ein neues Sicherheitskonzept: Rucksackverbot und Zäune rund ums Festgelände.
Rucksackverbot heißt: "Richtig" Fotografieren mit mehreren Objektiven und Stativ dürfte problematisch werden. Das ist nicht gar so schlimm, weil es gute kleine Kameras und Gorillapods gibt. Wir werden 2016 also vor allem Handyfotos zu sehen bekommen.

Ein eingezäuntes Festgelände geht für mich gar nicht. Ich erinnere mich noch an eines der ersten Jahre, als die Oide Wiesn eingeführt wurde. Die ist auch eingezäunt. Wir wollten zum Auftritt der Unterbiberger Hofmusik, kamen aber nicht rein. Überall drängelten sich die Leute, warteten auf Einlass, keiner wusste, ob und wann es vorwärts gehen könnte - es war der pure Horror. Das Oktoberfest ist auch ohne Zaun schon irre genug mit all den Depperten und Besoffenen, da braucht's gar keine "abstrakte Terrorgefahr" obendrauf.

Für mich gilt ab sofort: Wenn's schön ist, setze ich mich lieber in einen gepflegten Biergarten. Wenn ich mal wieder Fotos von Karussells und bunten Lichtern brauche, finde ich auf kleineren Veranstaltungen etwas Passendes. Insgesamt ist es auch ganz gut, wenn es nicht jedes Jahr eine "Rekordwiesn" gibt. Die Wirte und Hoteliers werden jammern. Schon im Vorfeld sind die Buchungen deutlich zurückgegangen. Für mich ein leiser Hoffnungsschimmer: Vielleicht muss ich heuer am Bahnhof ausnahmsweise keinen Slalomlauf um die ganzen Kotzhaufen machen?

[For English readers: Google translate does not know what "Kotzhaufen" means = clusters of barf] 
 

Freitag, 9. September 2016

Always look on the bright side of life

Mein buddhistischer Gleichmut wird manchmal schwer auf die Probe gestellt. Wenn das passiert, frage ich mich als erstes: Liegt's an mir? Bin ich in letzter Zeit aggressiver geworden und wenn ja: Woran liegt das?















Seit über siebzehn Jahren übe ich Zen-Meditation. Ich kann mich fast jederzeit bewusst entscheiden, ob ich mich über etwas aufregen will, oder ob ich es einfach sein lasse. Ich kann das Gefühl des Ärgers beobachten, zuschauen, wie es in mir aufsteigt. Ich spüre, wie das Adrenalin in meinen Adern kocht, wie es die Atmung beeinflusst und die Muskeln zum Zittern bringt. Ich spüre auch, wenn dieser Effekt wieder nachlässt. Ich kann tief durchatmen, um den Entspannungsprozess zu beschleunigen, und ich kann mich aus Situationen entfernen, die meinen Gleichmut beeinträchtigen.

Ich weiß, wo der Schalter in meinem Kopf ist, den ich umlegen kann, wenn ich mich nicht echauffieren will. Auf diese Weise kann ich mich aus fast allem raushalten, was mich ansonsten in Rage bringen würde. Dummerweise kommen manche Situationen - sogenannte Schlüsselszenen - immer wieder. Es sind die Momente, in denen mich "das Leben" mit Aufgaben konfrontiert, die allein durch Gleichmut nicht zu lösen sind.

Am besten trifft es dieses Zitat, bei dem ich das Wort "Gott" bewusst weglasse:

Gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. 


Okay, die Gelassenheit ist prinzipiell vorhanden und ich weiß, wie ich sie "einschalte".
Den Mut, Dinge zu ändern, habe ich grundsätzlich auch.
Was jetzt noch fehlt, ist die Weisheit der Unterscheidung.

Worüber sollte ich mich gerechterweise aufregen und worüber nicht?
Was kann ich ändern, was nicht?

Ein Experiment