Im Fotonanny-Blog hatte ich letzte Woche über das Verschwinden von
Keegan berichtet.
Keegan konnte Bilder, die man auf eine Webseite hochgeladen hatte, in Sekundenschnelle beurteilen. Dabei hat er nicht nur Bildinhalte erkannt und benannt, sondern auch ein Werturteil darüber abgegeben, ob es sich um ein ansprechendes Bild handelte. Sein Wissen basierte auf Informationen und Bildbewertungen von professionellen Fotografen. Ein Fotograf war schließlich auch der Namenspate für den Algorithmus, der nach der Testphase aus dem Netz verschwand. Dass er sehr schnell von Apple gekauft wurde, ist ein Hinweis darauf, welches Potenzial in
Keegan schlummert. Er war (ist) fast so gut wie ein menschlicher Foto-Coach, und hat mir klargemacht, wie weit künstliche Intelligenz heute schon entwickelt ist.
Was ist ein Algorithmus?
Vereinfacht ausgedrückt gibt ein Algorithmus eine Vorgehensweise vor, mit der man ein Problem lösen kann. Namensgeber für diesen abstrakten Begriff ist der arabische Mathematiker Al-Chwarismi, der schon im 9. Jahrhundert ein Buch über den Gebrauch indischer Zahlzeichen verfasst hatte. Ich kann mich nur dunkel an die Zeit im Mathematikunterricht erinnern, als das Thema auf dem Lehrplan stand. Mehr noch: Ich war sehr erleichtert, als ich mich damit nicht länger beschäftigen musste. Jetzt holt es mich an einer ganz anderen Stelle wieder ein.
Heute sind Algorithmen vor allem eine Grundlage der Programmierung, und wir haben tagtäglich mit ihnen zu tun: Wenn wir die Grammatikprüfung im Textprogramm verwenden, ein Navigationsgerät benutzen, eine Google-Suche losschicken... Algorithmen sind überall, und sie sind quasi unsichtbar. Wir haben uns so an sie gewöhnt, dass wir sie gar nicht mehr missen wollen oder können.
Wir produzieren enorme Datenmengen
Die Leistung moderner Rechner wächst unaufhörlich, die Anzahl gesammelter Daten auch. Algorithmen durchsuchen all diese Daten nach Mustern und Zusammenhängen, und sie werten diese Daten aus. Deshalb sieht jeder Nutzer andere Ergebnisse, auch wenn der gleiche Suchbegriff zum Beispiel bei Google eingegeben wird. Es ist so verführerisch! Haben Sie einmal eine andere Suchmaschine benutzt, und sich über die komischen Ergebnisse gewundert? Der Algorithmus von Google "weiß" längst, wofür ich mich interessiere, und wird immer versuchen, mir die passenden Ergebnisse zu liefern. Der Algorithmus weiß auch Dinge über mich, die ich selbst noch nicht weiß - so lautet jedenfalls die aktuelle Einschätzung von Experten. Weil sich viele Algorithmen bereits selbst verbessern, wissen die Programmier oft selbst nicht mehr, wie sie im Einzelnen funktionieren. Was immer wir tun: Wir sind nicht allein. Irgendein Algorithmus begleitet uns. Immerhin, es war ein Mensch, der mich nach meinem Artikel auf eine neue Übersetzungsmaschine aufmerksam machte.
DeepL - Eine neue Ära
Ich hatte mich über Google Translate mokiert, das wirklich krude Übersetzungen abliefert. Nicht so
DeepL, dessen Entwickler - man staune - in Deutschland sitzen. Die Server stehen auf Island, meinem Lieblings-Reiseland, das auch dafür bekannt ist, dass man dort den Strom sehr günstig erzeugen kann. Ein Supercomputer, der 5 100 000 000 000 000 Rechenoperationen pro Sekunde erreicht, braucht eine Menge Strom. Eine Zahl mit 16 Stellen sprengt mein derzeitiges Vorstellungsvermögen, aber das ist bei weitem nicht das Ende der Entwicklung. Dieser Computer ist bei weitem nicht der größte und schnellste auf der Welt. In der Pressemeldung von DeepL wird seine Kapazität gut veranschaulicht: "
...genug Leistung, um eine Million Wörter in weniger als einer Sekunde zu übersetzen". Das schafft kein Mensch.
Was kommt da auf uns zu?
Ganz praktisch gesprochen: Unglaublich gute Übersetzungen.