Die Packstation im Erdgeschoss - darüber hat die FAZ im Dezember 2015 berichtet und einen netten Beitrag in der Sendung quer des BR gab es ebenfalls zu diesem Thema. Beide journalistischen Beiträge enden mit dem Fazit, dass "die freundliche Oma von nebenan die Stütze der Paketgesellschaft bleibt" oder dass es wenigstens toll für das nachbarschaftliche Miteinander sei, wenn man sich gegenseitig hilft.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: ES NERVT TIERISCH, wenn es alle dreißig Minuten an der Tür klingelt!
Der ganz normale Wahnsinn in einer Erdgeschosswohnung |
An guten Tagen ist es nur DHL oder Amazon. An schlechten Tagen kommt morgens um neun die Postbotin, die eine übergroße Briefsendung nicht einfach im Hausflur platzieren möchte, um zehn Uhr klingeln fremde Leute, die dem Nachbarn etwas in den Briefkasten einwerfen möchten, und dann beginnt das große Schaulaufen sämtlicher Paketdienste, von A wie Amazon bis U wie UPS.
Ab Donnerstag gesellen sich die Austräger kostenloser Wochenenzeitungen hinzu und zwischendurch klingeln die Kids aus dem vierten Stock, weil die kinderreiche Familie es sich offensichtlich nicht leisten kann, jedem ihrer Sprößlinge einen eigenen Schlüssel zu geben.
Ab Donnerstag gesellen sich die Austräger kostenloser Wochenenzeitungen hinzu und zwischendurch klingeln die Kids aus dem vierten Stock, weil die kinderreiche Familie es sich offensichtlich nicht leisten kann, jedem ihrer Sprößlinge einen eigenen Schlüssel zu geben.
Meine Mutter war jahrelang diese "freundliche Oma von nebenan", die für ihre Nachbarn Pakete angenommen hat. Nicht nur die kleinen, oft waren es richtig schwere Kisten, manche fast so groß wie ein Kühlschrank. Der Flur ist nur 1,50 Meter breit, manchmal konnte man die Wohnungstür kaum noch öffnen, wenn solche Kisten zwischengelagert wurden. Der übers Wochenende verreiste Nachbar kam schließlich nach drei Tagen, klingelte abends um halb zehn und holte seine Sendung aus der privaten Packstation. Dankeschön. Zum Kaffeeklatsch hat uns noch keiner eingeladen.
Mittlerweile kann meine Mutter kaum noch laufen, ist auf eine Gehhilfe angewiesen und braucht zwei Minuten, bis sie überhaupt an der Tür angekommen ist. Würde sie das Paket annehmen, hätte sie den gleichen Stress ein zweites Mal, nämlich dann, wenn der Nachbar (spät) abends klingelt, um sein Päckchen abzuholen. Was machen die Zusteller, wenn wir die Annahme verweigern? Sie lassen die Kisten einfach auf dem Treppenabsatz stehen, auch wenn der Empfänger im fünften Stock wohnt. Krass.
Dank moderner Trackingmethoden weiß man heute sehr genau, wann eine Sendung kommt. Mein Tipp: nur bei Händlern kaufen, die mit Tracking-ID versenden. Bei DHL kann man sich sogar einen alternativen Wunschtermin für die Zustellung aussuchen und eine Lieferung in den Abendstunden buchen. Bei vielen Onlinehändlern gibt es auch die Option, alle Bestandteile einer Bestellung in einer Sendung zusammenzufassen. "Kostenlose Lieferung sofort" ist zwar schön, aber warum muss der Fahrer an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einen Mini-Briefumschlag abliefern? Das ist doch irre.
Natürlich passiert es auch mir gelegentlich, dass eine Sendung ankommt, wenn ich gerade mal nicht da bin. Dann bin ich auch froh, wenn es jemanden nebenan gibt, der mein Päckchen annimmt. Solange das auf Gegenseitigkeit beruht, ist es wunderbar. Wenn es aber so läuft, dass immer nur einer für alle anderen da ist, muss man sich nicht wundern, wenn dieser eine irgendwann kein "Wunschnachbar" mehr sein möchte.
Mein besonderer Dank gilt in diesem Fall meinem Nachbarn Sven S., der auch in einer Erdgeschosswohnung zuhause ist. Ich werde ihm demnächst mal eine Tafel Schokolade in den Briefkasten stecken!
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