- Ja, müsste ich eigentlich auch... schon... mal wieder? oder
- Ne, wirklich nicht!
Wenn sich das Leben ändert
Bis zum Jahr 2000 hatte ich alle meine Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt und war zwei- bis dreimal pro Woche beim Reiten. Im Urlaub machte ich Wanderreisen. Ich war Single, wog 58 Kilo, hatte einen BMI von 19,8 und konnte essen und trinken, was und wieviel ich wollte - an mir blieb nichts dran.
Dann lernte ich meinen Mann kennen. Ich hörte mit dem Reiten auf, wir fuhren gemeinsam mit dem Auto zur Arbeit und zusätzlich zum mittäglichen Gang in die Firmenkantine kochten wir uns abends immer noch ein leckeres Essen. Mein Mann ist ein begnadeter Koch und serviert abends zum TV-Programm auch gerne mal Kekse oder Chips... Sie können sich denken, was passiert ist. Es geschah schleichend, jedes Jahr zwei Kilo mehr machen nach zehn Jahren... Sie können selbst rechnen.
Ich bemühte mich schon bald, meine Ernährungsgewohnheiten zu ändern, machte mehr Sport, aber der erhoffte Erfolg stellte sich nicht ein. Im Gegenteil: Ich bekam Knieprobleme vom häufigen Joggen. Zwei Ärzte wischten meine Ambitionen mit dem Satz beiseite, dass ich wohl nur überkritisch mit mir selbst sei, ein bisschen Übergewicht würde niemandem schaden. Es dauerte Jahre, bis meine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wurde. Jetzt ist der BMI wieder runter auf 24, aber die "fetten Jahre" wirken nach. Diäten habe ich nie gemacht, es ist eine Frage der Zeit und der Disziplin, bis ich mich wieder rundum wohlfühle. Die Herausforderung besteht darin, die Lebensgewohnheiten auf Dauer an die neue Situation anzupassen: Mein Körper verarbeitet die Nahrung heute anders, ich brauche einfach weniger. Eine Mahlzeit am Tag reicht völlig aus, aber die Verlockungen sind ständig präsent.
Regelmäßige Bewegung ist ein Muss. Erfreulicherweise reagiert mein Körper auf sportliche Betätigung mit Glückshormonen, was die Sache wesentlich vereinfacht. Wenn ich mich mit anderen Leuten über Sport unterhalte, höre ich immer, wie anstrengend das ist. Stimmt! In den ersten Wochen und Monaten brauchte mein Mann sehr viel Geduld und Überredungskunst, um mich auf die Joggingstrecke zu bringen. Ich habe gejappst und gejammert, weil ich keine Kondition hatte. Heute laufe ich gerne, im Sommer draußen und im Winter auf dem Laufband im Studio. Wenn das Knie oder die Ferse zwackt, wechsle ich auf den Crosstrainer oder fahre eine längere Runde mit dem Fahrrad. Man braucht nicht unbedingt ein Fitnessstudio um sich zu bewegen, aber man braucht einen stählernen Willen. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem sich der Körper umstellt und von alleine signalisiert, dass er eine Bewegungseinheit haben möchte. Danach bloß nicht wieder faul werden, weil es dunkel ist oder regnet. Die Gunst der Stunde sollte man nicht verpassen, und jetzt kommt das Fitnessstudio ins Spiel.
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Fitnessstudio ja - aber welches?
Oft stehen ganz praktische Fragen im Vordergrund: Wie weit muss man gehen oder fahren, um wirklich regelmäßig hinzugehen, wie sind die Öffnungszeiten?
Wichtig ist vor allem eins: Wenn man schon trainiert, dann bitte richtig. Man kann an den Geräten tatsächlich falsch trainieren und sich dabei gesundheitliche Probleme einhandeln. Für Anfänger ist deshalb ein Studio wichtig, bei dem man eine gute Einführung bekommt, und in der ersten Zeit von den Trainern auf Fehler aufmerksam gemacht wird. Ein persönlicher Coach ist optimal - und den habe ich erfreulicherweise in meinem Mann.
Medizinisch wertvoll
Unsere Krafttraining-Grundausbildung haben wir bei Kieser-Training gemacht. Der Slogan lautete damals: "Ein gesunder Rücken kennt keinen Schmerz" oder auch "Die Jungen können, die Alten müssen [trainieren]". Wie wahr.
Werner Kieser, der Gründer dieser medizinisch orientierten Fitnesskette, beschreibt in seinem Buch "Die Seele der Muskeln" die Fitnessszene schon im Jahr 2001 als "hoffnungslosen Fall". Er vertritt die Ansicht, dass man kein Step-Board braucht, sondern lieber die Treppe nehmen solle. Laufbänder gibt es bei Kieser genausowenig wie Fahrrad-Ergometer. Das Ausdauertraining soll man bitteschön im Freien machen, an der frischen Luft sei es sowieso gesünder. Fitnessgetränke Fehlanzeige: Herr Kieser empfiehlt klares Leitungswasser anstelle isotonischer Getränke oder - noch schlimmer - Eiweiß-Drinks zum Muskelaufbau... Recht hat er. In den Kieser-Studios wird man von geschultem Personal an den Geräten eingewiesen und die Trainer achten sehr genau darauf, ob man die Übungen richtig macht. Das Training folgt zwei verschiedenen Methoden: Muskelaufbau oder Muskelerhalt. Beim Muskelaufbau wird nicht in mehreren Sätzen (3x20) trainiert, sondern pro Gerät reicht ein Satz, bei dem die jeweiligen Muskeln bis zur maximalen Belastung trainiert werden, 6-9 Wiederholungen reichen aus. Dadurch dauert das Training auch nur etwa dreißig Minuten. Bevor man dieselben Muskelgruppen erneut trainiert, sollte man zwei Tage Pause machen.
Das Konzept ist einfach und gut, die Studios sind nüchtern eingerichtet und sauber. Man wird nicht mit schrecklicher Musik gepeinigt, alles ist still. Man trifft ganz normale Menschen jeden Alters und nicht die typischen Michelin-Männchen, die vor Kraft kaum laufen können. Eine medizinische Abteilung gibt es auch - für Leute die privat krankenversichert sind.
Wenn man mehr machen will als reines Krafttraining braucht man ein Studio mit mehr Angeboten. Das Laufband habe ich erst vor drei Jahren für mich entdeckt, weil ich bei Minus 15 Grad in der Dunkelheit nicht mehr draußen herumrennen wollte, sorry Herr Kieser.
Billig, manchmal nervig aber zweckmäßig
Ein Slogan von McFit lautet: "Einfach gut aussehen", das sagt alles. Die Trainer machen anfangs eine Einweisung an einigen Standardgeräten, sind aber ansonsten kaum zu sehen. Das ist seit neuestem auch Teil des Konzepts, denn man will freiberufliche Personal Trainer in den Studios beschäftigen. Wenn sich das durchsetzt, verdient McFit an den fremden Trainern dazu, anstatt eigene bezahlen zu müssen. Trainer sind dennoch unverzichtbar, denn die meisten Trainierenden machen irgendwas, ohne die Anleitungen für die Geräte zu beachten. Manche sind sehr ernsthaft dabei, andere wohl eher um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Viele verbringen mehr Zeit mit ihren Smartphones als mit den Übungen. Man wird mit grauenhafter Musik beschallt und kann sich beim Trainieren Videoclips von coolen Sportlern auf großen Monitoren anschauen.
Wenn man weiß, was man tut, kann man in so einem Studio preisgünstig trainieren und man hat eine große Auswahl an unterschiedlichen Geräten. Das Trainingsprogramm muss man sich selbst zusammenstellen. Unterstützung erhält man auch über die interaktiven Terminals, auf denen man sich in kurzen Videos darüber informieren kann, wie man die jeweiligen Geräte richtig benutzt. Gespart wurde hier in den letzten Jahren eindeutig am Stammpersonal, die Qualität hat insgesamt abgenommen. Hinzugekommen sind Räume mit großen Leinwänden, auf denen im 30- oder 60-Minuten-Takt neue Videos für Anfänger und Fortgeschrittene eingespielt werden, auf denen meist amerikanische Fitness-Gurus vorturnen, wie man's macht. Besonders voll waren diese Räume in letzter Zeit nicht mehr, darum gibt es erste Studios, in denen freiberufliche Trainer wieder Live-Kurse abhalten.
Wer's braucht, holt sich an den Automaten am Eingang den Eiweiß-Shake oder eine Flasche Schorle oder Mineralwasser. Erfreulicherweise zapfen doch sehr viele Leute ihr Leitungswasser am Wasserhahn in mitgebrachte Flaschen ab. Wer weiß, was er tut, kann mit den Nachteilen umgehen und kostengünstig trainieren.
Ein guter Mittelweg
Feste Termine für Kurse in einer Fitnessgruppe sind nicht mein Ding, aber eine gute Sache für Leute, die den sozialen Druck brauchen, um wirklich hinzugehen. Keine Zeit haben ist keine Ausrede, denn die meisten Studios sind lange, die großen Ketten rund um die Uhr geöffnet.
Vor dem Vertragsabschluss steht in nahezu allen Fällen ein kostenloses Probetraining. Bei dieser Gelegenheit kann man sich von der Sauberkeit der Anlage, vom Personal und vom Zustand der Geräte ein eigenes Bild machen. Es gibt auch immer wieder Aktionswochen, in denen der erste Jahresvertrag deutlich günstiger abgeschlossen werden kann. Wenn Sie jemanden kennen, der schon regelmäßig in einem Studio trainiert, fassen Sie sich ein Herz und fragen Sie nach. Wenn Mitglieder neue Kunden werben, bekommen sie oft einen Bonus. Über Netzwerke wie nebenan.de gibt es auch die Möglichkeit Trainingspartner zu finden, wenn man nicht alleine zum Sport gehen will - sei es im Studio oder im Freien.
Wer's noch nicht weiß: Bei Youtube findet man alles, vom Yoga- bis zum Fitnesskurs auf dem Wohnzimmerteppich. Ansonsten gilt das Motto: Hauptsache man tut es.
Weiterführende Links
Kieser Training
McFit
Fitstar
München: Body&Soul
München Gilching: Frauenfitnesspower (Youtube)
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