Montag, 8. Januar 2024

Sklavenhalter

27 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 320 | Smartphone

#Fehlermeldung

Wo ist er hin, der Sklave??? Oder auch die Sklavin? Ich musste schmunzeln, als ich diese Fehlermeldung* sah. Wahrscheinlich wissen Sie nicht, was das für ein komisches Ding ist, das ich da fotografiert habe: Es handelt sich um ein Vibrationstrainingsgerät im Fitnessstudio, das ich regelmäßig aufsuche. Die Wirkung dieser Geräte ist umstritten, aber ich lasse mich speziell am Ende des Krafttrainings gerne mal ein bisschen durchrütteln, und sei es nur zur Entspannung.
Als das Studio eröffnete gab es fünf dieser Geräte, aber die Zeiten sind hart. Das Studio und sein Inventar sind in die Jahre gekommen, die Maschinen nach und nach kaputtgegangen. Die Garantiefrist ist ab- oder der Servicevertrag ausgelaufen, jetzt gibt es nur noch diese eine, und auch die ist neuerdings oft außer Betrieb.

Es geht um's Geld, Personal wurde abgebaut, und es gibt keine Sklaven, die zur Reparatur vorbeikommen. Mögliche Lösungswege: Studio wechseln, selber so ein Gerät kaufen, oder einfach auf das Vibrationstraining verzichten. Das wird "in einer Vielzahl von Bereichen (Leistungssport, Fitness, Rehabilitation, Medizin, Vorsorge, Beauty) angeboten und zur Leistungssteigerung der Muskulatur und zur Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht eingesetzt." (Wikipedia)  

Warum mache ich das? Um fit zu bleiben. Meine erste Begegnung mit so einer Maschine hatte ich in einer Reha-Einrichtung. Bevor meine Mutter ihren Schlaganfall hatte, war sie einige Male gestürzt. Mit Sport hatte sie es nicht so, und da reichte es schon, wenn ihr Hund an der Leine zerrte, und die Straße im Winter vereist war. Dass sie sich dabei nie etwas gebrochen hat, und mehrmals mit dem sprichwörtlichen blauen Auge davon gekommen war, kann man als Glück im Unglück bezeichnen. 

Heute früh hatte sich der Pflegedienst verplant, und versehentlich einen sehr viel späteren Termin für den Einsatz im Mutterhome eingetragen.  Als ich nach einem Morgentermin erst um halb elf im Mutterhome auftauchte, lag die Mutter noch schlafend im Bett. Das ist nicht weiter schlimm, aber die Morgentoilette schafft sie halt nicht alleine, und auf Wundversorgung bin ich nicht spezialisiert. Ein Kind im Körper eines schweren Erwachsenen, der sich nicht richtig bewegen kann, und für den Zeit keine Rolle spielt, ist eine besondere Geduldsübung. Nicht nur für mich, auch für meine Mutter. Sie würde gerne, aber sie kann nicht mehr. Der angedachte Tagesablauf verschiebt sich um mindestens eine Stunde; Prioritäten-Check.

Alltägliche Dinge wie das Aufstehen aus dem Bett, der Gang ins Bad, und das Anziehen von Kleidung sind mühsam und beschwerlich. Alles dauert, gefühlt stundenlang. Ich weiß, was der Pflegedienst leistet, und unter welchem Zeitdruck die Mitarbeiter*innen stehen, die danach noch zehn andere Leute in deren Wohnungen aus dem Bett holen, und jedesmal irgendwo einen Parkplatz finden müssen.
Wie die meisten jungen und jüngeren Menschen denke ich: Hoffentlich wird das bei mir nicht so, aber es kann uns allen passieren: Alt und gebrechlich werden oder krank, und auf Hilfe angewiesen sein, mitunter jahrelang. Meine Mutter konnte sich das auch nicht vorstellen, jetzt stecken wir mittendrin. Man kann versuchen, sich durch eine gesunde Lebensweise und Sport so lange wie möglich fit(ter) zu halten, ob es am Ende hilft, weiß man erst, wenn es soweit ist. Es gar nicht erst zu versuchen, weil es eh nichts bringt, ist nicht Teil meines Lebenskonzepts. Darum hoffe ich, dass der Slave für die Rüttelmaschine gefunden wird, und wenn nicht, gibt es noch genug andere Möglichkeiten, den Körper und den Geist auf Trab zu halten. Bei der aktuellen Wetterlage ist zweimal täglich die Sportart "Eisplattenlaufen" angesagt... Ohne Hund und ohne Fahrrad. 😅

*Master/Slave (englisch für Herr/Sklave) ist in der Informationstechnik eine Form der hierarchischen Verwaltung von Zugriffen auf gemeinsame Ressourcen meist in Form eines gemeinsamen Datenkanals der Regelung und Steuerung von Geräten.
Aufgrund der Terminologie aus Zeiten der Sklaverei werden aus antirassistischen Erwägungen heraus in vielen Bereichen zunehmend alternative Ausdrücke wie Controller/Peripheral verwendet.
(Wikipedia)

Siehe auch: Winterwanderung, Eisplattenreport 12/23, Ein unerwarteter Fehler, Licht und Bewegung, Auf und ab, ChatGPT im Mutterhome, Bringt's was?, Kraftfutter, Nachgerechnet: Schrittbilanz, Trike!, Fortbewegung, Hausmittel, Donnerstag, Freitag, Alltag, Wenn Unbeteiligte beteiligt sind, Retro, Da muss ich ja denken...!, Spirituosische Zahlenmagie

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2 Kommentare:

Sam hat gesagt…

Lustig, auf / mit sowas hab ich heute früh auch trainiert - zum Aufwärmen und als Ergänzung zum Krafttraining. Also erstmal Gewichte stemmen und dann den gleichen Muskel nochmal mit der Platte beackern, als Ergänzung.

betrachtenswert hat gesagt…

:-) Cool. Das mit den Gewichten soll ausgesprochen gut wirken. Wünsche weiterhin gutes Trainieren!