Samstag, 20. Januar 2024

Ein Hauch von Blau

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#Baumfreunde  #Siebenbrunn  #München
#Winter2023/24  #Jahreszeiten

Was machen Bäume im Winter? Die können nicht weg, weil der Sitzplatz im Flieger zu eng ist. 😏 Darum verharren sie an Ort und Stelle, auch wenn es ungemütlich ist. Bäume sind genetisch so programmiert, dass sie das Beste aus der Sache machen, und warten gleichmütig auf den Frühling. Menschen sind anders drauf, vor allem mobiler und geneigt, sich das Leben angenehmer zu gestalten: Überwintern an warmen, sonnigen Orten ist zum Beispiel sehr beliebt. 🌞🍸🍹

Neun von zehn Deutschen würden sich gerne eine längere Auszeit nehmen, und in einer Umfrage gaben 80% der befragten Arbeitnehmer*innen an, dass sie nach einem Sabbatical glücklicher waren als vorher. Rente ist natürlich auch fein, wenn sie denn hoch genug ausfällt. Dafür bin ich derzeit noch zu jung, es steht also nicht zur Debatte.

Im Krankheitsfall wird man automatisch ruhig gestellt, damit sich der Körper erholen kann. Für den "Geist" oder die "Seele" sind solche Auszeiten auch nützlich: Man hat Zeit zum Nachdenken. Oder doch lieber Ablenkungen suchen? Es gibt ja so viele Möglichkeiten... Meine Mutter hat nach der Servus TV Abschaltung den Sender Deluxe Music (TV) für sich entdeckt. Seitdem schaut sie den ganzen Tag Schlagermusikvideos. Am Samstagnachmittag gibt es sogar den "Ligaticker" mit Musik und Fußball; für meine Mutter ist das ein optimaler Zeitvertreib. Das niemals endende Musikprogramm lenkt sie von der Tatsache ab, dass es mit ihrer Gesundheit und Mobilität weiter bergab geht. 

Meine Zeit muss ich nicht vertreiben, die füllt sich von ganz alleine mit Ideen oder unvermeidlichen Aufgaben. Gesundheitlich geht's mir wieder besser, darum hatte ich gestern eine meiner alten Routinen reaktiviert, und bin morgens eine deutlich längere Strecke zu Fuß gelaufen. Das ist ein Ritual, das ich im ersten Corona-Jahr 2020 eingeführt und über drei Jahre lang beibehalten hatte. Genauso lange bin ich jetzt auch "pflegende Angehörige".

Selbstfürsorge
Selbst wenn das Mutterhome eines Tages Geschichte ist: Mein Tag beginnt entspannter, wenn ich morgens eine Runde in der Natur gedreht habe. Meditative Pausen im Freien funktionieren bei mir besser, als zuhause auf einem Meditationskissen. Im Winter sind diese Pausen eher kurz, es ist meistens zu kalt oder zu nass, oder beides. Trotzdem hole ich, wann immer es geht, meine wasserfeste Sitzunterlage aus dem Survival-Rucksack, und setze mich ein paar Minuten still irgendwo hin. Das geniale Outdoor-Utensil habe ich mir von lieben Hundehalter*innen abgeschaut, die ich seit 2020 auf meinen morgendlichen Wegen regelmäßig getroffen hatte.

Offene Ohren, gute Tipps
Treffpunkt Parkbank, Zwischenstopp für eine kleine Unterhaltung, Zuspruch und Erfahrungsaustausch, hilfreiche Tipps aus der "analogen Welt". Auch andere Leute haben ihren sprichwörtlichen Rucksack zu tragen, und so manches Gespräch in kleiner Runde entpuppte sich in den Pandemie-Jahren als eine Art Gruppentherapie oder auch Selbsthilfegruppe. Diese zufälligen Begegnungen ereignen sich jetzt nur noch selten, weil sich die morgendlichen Routinen bei allen wieder verändert haben.

Routinen durchbrechen
Bei mir stehen seit dem letzten Sommer mehr, längere und andere Wegstrecken auf dem Programm. Ich nehme häufiger das Fahrrad, oder auch mal die Öffis. Gezielt veränderte Routinen sollten mir dabei helfen, auf andere Gedanken zu kommen, und aus dem belastenden Mutterhome-Trott herauszufinden.
Es funktioniert teilweise, aber die Grundroutine - Mutterversorgung als zentrales Element - besteht weiterhin. Für eine radikale Veränderung müsste ich im Mutterhome alles hinschmeißen, und die Arbeit von anderen machen lassen. Dafür reicht die Mutter-Rente nicht, auch nicht in Kombination mit dem Pflegegeld. Momentan verfolge ich die Strategie, mein Verhalten schrittweise zu verändern. Love it, leave it, change it: Was ist okay, was kann ich verändern, was lasse ich hinter mir?

Ehrenamt
Wussten Sie, dass in Deutschland fünf von sechs pflegebedürftigen Menschen von ihren Angehörigen zuhause "ehrenamtlich" betreut werden, und dass es meistens Frauen sind, die diese Aufgabe übernehmen? Meist geschieht das auf Kosten der eigenen Altersvorsorge.
Wenn die Bahn streikt, merken Sie es sofort. Wenn pflegende Angehörige streiken würden, würden es bestenfalls die von ihnen Betreuten merken. Das macht keiner. Professionelle Pflegekräfte streiken auch nicht, weil es lebensgefährlich für die Patienten werden könnte. Jeden Tag und rund um die Uhr ist eine Heerschar von Unsichtbaren am Werk, die das Leben von alten und/oder kranken Menschen am Laufen halten. Diese Helfer sind unterbezahlt oder arbeiten unentgeltlich, weil aus Liebe, wie es auf den Seiten des für Pflege zuständigen Bundesministeriums heißt. Diesen Einsatz könne man von den Angehörigen erwarten. Da spricht der Zeitgeist von vor hundert Jahren. Mit Liebe als Währung komme ich bei Aldi an der Kasse nicht weiter. Hat da jemand gepupst?

Reichtumsbewusstsein
Ja, es gibt seit Anfang 2024 mehr Geld für die Pflege. Jippiieee...äääh: 87,86 EUR sind bei uns in diesem Monat vom Kombi-Pflegegeld übrig geblieben. Das wäre dann mein Monatsgehalt, wenn ich nicht noch nebenbei was anderes mache? 😡 Eine Putzfrau bekommt einen Mindestlohn, wenn man überhaupt eine findet, und vom Lebensmittel-Lieferdienst Kostenaufschlag reden wir gar nicht erst. Die Liebe führt kein Kassenbuch. Wie wär's mit einer Herdprämie oder "Elternzeit für Kinder"? In Bayern haben wir immerhin noch das Landespflegegeld, einmal im Jahr 1000 EUR als Dankeschön.
Für den Einsatz im Mutterhome erhalte ich Rentenpunkte von der Pflegekasse für meine eigene Rente, das entspricht rund 10.000 EUR Jahresgehalt, aber nur, wenn ich den Job in Vollzeit mache. Ja, lachen Sie. Ich finde das auch super lustig. 😂 Angehörige pflegen muss man sich leisten können, ich bin also super reich.

Auf zu neuen Ufern
In meinem Leben ist schon einiges anders als noch vor einem halben Jahr, und der beschleunigte Veränderungsprozess hat gerade erst begonnen. Wenn mir meine Mutter und mein Mann unabhängig voneinander grummelnd bescheinigen, dass ich schon jetzt nicht mehr so bin wie früher, dann werte ich das als ein absolut gutes Zeichen. Die Therapie wirkt.

Siehe auch: Zartgrün vor grau, Sonnenschein-RekordSonnengruß, Atsvents 3-2021, Gespenstisch, Morgenstund, Winterwanderung, Wintersonnwendsturm, Eisplattenreport 12/23, Immer wieder, immer weiter...Lampen-Check, Tag- und Nachtgleiche, Zu groß, Auf und ab, #Wege, Laubbläser im Wind, Hat da jemand gepupst?

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