Mittwoch, 6. März 2019

Frühjahrskur gefällig?

Nach dem Karneval beginnt die Fastenzeit. Jetzt kommen vor allem Frauenmagazine wieder mit den alljährlichen Frühjahrsdiäten daher.

Während sich in den frühen 70er Jahren nur 6 Prozent der Jugendlichen Gedanken über ihr Körpergewicht machten, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2016 dass bereits 31-36 Prozent vor allem der Mädchen mit ihrem Gewicht unzufrieden sind.
In den letzten Jahrzehnten hat eine regelrechte mentale Umprogrammierung stattgefunden. Verantwortlich dafür sind wohl "die Medien". Leider muss man auch sagen, dass die Anzahl wirklich übergewichtiger Menschen im gleichen Zeitraum deutlich zugenommen hat. Das liegt nach allem, was ich bisher über dieses Thema gehört, gesehen und gelesen habe, auch an den dramatischen Veränderungen, die unsere Lebensmittel durchlaufen haben. Wie lange wurden wir mit Werbung für fettarme Light-Produkte bombardiert, die stark übersüßt sind! Auch die vermeintlich gesunden Smoothies bringen gesundheitlich nichts - auch wenn sie unglaublich lecker sind. Ernährung ist ein eigenes Thema und nicht mein Fachgebiet. Fragen wir uns lieber, warum vor allem junge Frauen extrem schlank sein wollen. Liegt es an TV-Formaten wie Germany's Next Top Model und an den Bildern aus der Werbung mit all den photogeshoppten Models?


Es liegt definitiv nicht an den Männern!
Photo by Bill Anderson on Unsplash

Einer Studie zufolge bevorzugen Männer eher vollschlanke Frauen als sehr dünne. Die Psychologin Erica Miller von der Universität New Mexico hatte 138 Männer angesprochen, die in einer Partnerschaftsanzeige eine "schlanke" oder eine "sehr schlanke" Frau gesucht hatten. Sie legte ihnen neun Illustrationen von Frauenkörpern vor - von extrem dünn bis übergewichtig. Kein Mann wählte die extrem dünne Figur, berichtet die Zeitschrift Psychologie heute mit Verweis auf die Untersuchung.


Die meisten Männer entschieden sich für eine Körperform, die in der Mitte zwischen dünn und übergewichtig lag. Damit wählten die Männer ein Aussehen, das die meisten Frauen nicht mehr als "schlank" bezeichnen würden, schreibt Miller. Und selbst jene, die nach einer "sehr schlanken Frau" suchten, bevorzugten nur die drittdünnste Körperform. Männer, die sehr schlanke Frauen wählten, waren die reichsten innerhalb der Probanden. Männer, denen eine vollschlanke Frau besser gefiel, hatten eine höhere Bildung. (Quelle: Bild der Wissenschaft)

Es sind die Frauen
... die an sich selbst oder an ihren Geschlechtsgenossinnen ein zu hohes Gewicht diagnostizieren. So entstehen die sogenannten "unechten" Übergewichtigen. Dabei handelt es sich zumeist um Frauen, die normal- oder sogar schon untergewichtig sind, sich aber aufgrund des übernommenen (falschen) Schönheitsideals immer noch für zu dick halten.




Photo by Marcelo Matarazzo on Unsplash
Sie führen eine Schlankheitskur nach der anderen durch, was wegen des Jojo-Effekts absolut sinnlos ist. Das angestrebte Gewicht liegt meist unter dem gesunden Idealgewicht. Wird es tatsächlich erreicht, handelt es sich oft schon um einen Zustand der Unterernährung. Es kann den Anfang einer Magersucht bedeuten und diese schwere Krankheit führt nicht selten zum Tod! Ich wage zu behaupten, dass es Magersüchtigen nicht darum geht potenzielle Partner zu beeindrucken, denn auf "Hungerhaken" steht wirklich keiner. Systemisch orientierte Therapeuten nehmen an, dass der Hauptgrund für Magersucht in der Familie zu suchen ist. Ein zentraler Konflikt ist das Streben nach Autonomie, bei dem die Betroffenen versuchen durch die Kontrolle über ihr Gewicht ihren Selbstwert zu stabilisieren und durch ihre Schlankheit eine unabhängige Identität zu erlangen (Wikipedia). Dass die meisten Menschen in der Jugend schlank oder sehr schlank sind und im Alter zunehmen, ist auch hormonell bedingt.




Der BMI ist nur eine grobe Maßeinheit
Ob jemand über- oder untergewichtig ist, wird durch den sogenannten Body Mass Index (BMI) errechnet. Ein BMI von 18,5 bis 24,9 steht für Normalgewicht. Wer 25 überschreitet, ist demnach übergewichtig. Ab 30 diagnostiziert die WHO Fettsucht, auch Adipositas genannt, und bezeichnet derart beleibte Menschen als behandlungsbedürftig. Es gibt viele Fallbeispiele, die belegen, dass das nicht immer stimmt: Ein hoher BMI kann auch durch viel Muskelmasse, höhere Knochendichte, stärkere Knochen- und Gelenkdurchmesser, größere Schulterbreite und viele andere Faktoren verursacht werden. Besonders stark trifft dies bei Sportlern zu. Austrainierte Kraftsportler ohne viel Körperfett haben allein aufgrund ihrer Muskelmasse einen hohen BMI. Die meisten von uns sind allerdings KEINE austrainierten Kraftsportler ;-)

Attraktivität beruht auf anderen Werten 

"Eine schlanke Taille bei sonst üppiger Körpergestalt signalisiert Gesundheit." Mehrere internationale Studien zeigten auch, dass nicht das Verhältnis von Körpergröße und Gesamtgewicht einer Frau über ihre Attraktivität entscheidet, sondern das von Taille und Hüfte. Man errechnet es, indem man den Taillen- durch den Hüftumfang dividiert. Idealerweise beträgt es 0,7. Das bedeutet: Sowohl eine schlanke Frau mit einer 63-cm-Taille und einem Hüftumfang von 90 cm, als auch eine beleibtere mit den Werten 70 zu 100 cm kommt auf diesen Optimalwert. Dazu kommt, dass es bei zu schlanken Frauen auch zu Hormonproblemen kommen kann. 
„Die Fettzellen eines körperlich aktiven gesunden Menschen schützen vor Entzündungen und vor Infektionen. Sie tragen dazu bei, dass wir gesund bleiben. Ohne Fett wären wir todkrank“, sagt Dietrich Rothenbacher, Epidemiologe am Deutschen Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg.

Fett ist nicht per se gut oder schlecht
"Wir müssen das Fettgewebe viel differenzierter sehen, als wir das bisher getan haben. Die Fettzellen sind nicht nur ein passiver Energiespeicher, sie sind das größte aktive Organ des Menschen. Es bildet Hormone, Botenstoffe und andere Substanzen – und natürlich ist es lebenswichtig“, betont eine Stoffwechselexpertin. Fast jede Woche werden neue Stoffe entdeckt, die der Lipidfabrik entstammen. Inzwischen kennen die Wissenschaftler über hundert Substanzen, die Fettzellen in den Körper entsenden. Manche davon werden ausschließlich vom Fettgewebe gebildet, beispielsweise der Botenstoff Adiponektin, der vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes schützt. Je beleibter ein Mensch ist, desto höher ist sein Adiponektin-Spiegel im Blut.

Große ungesunde Fettspeicher können auf natürliche Weise ausgehungert werden: Wer sich jeden Tag ein bisschen bewegt und ausgewogen ist, bei dem gehen die Fettzellen auf eine gesunde Größe zurück. In einer Präventionsstudie wurden Menschen mit einem gestörten Stoffwechsel auf eine gesunde Kost umgestellt und mussten jeden Tag eine halbe Stunde mit Sport verbringen. Der Erfolg der Kur war durchschlagend: Zwar verloren die Teilnehmer im Schnitt nur magere 3,8 Kilogramm, aber das Diabetes-Risiko sank um 60 Prozent.

Die Lösung ist nicht neu, aber auch nicht einfach 

Photo by gina lin on Unsplash
Sport und ausgewogene Ernährung als fester Bestandteil des Tagesablaufs bleibt für die meisten ein schwieriger Weg, auch wenn die Fitnessbranche boomt. 2017 waren erstmals mehr als zehn Millionen Menschen in einem Studio angemeldet, Tendenz steigend. Die knapp 8.700 deutschen Fitnessanlagen konnten damit ein sattes Plus um 6,6 Prozent bei den zahlenden Kunden verbuchen. Damit ist das Fitnessstudio die mitgliederstärkste Trainingsform in Deutschland, aber gehen die Leute wirklich alle hin? Natürlich nicht.



Nach der Anmeldung im Studio folgt nach etwa acht bis zwölf Wochen ein Motivationstief, aus dem viele nicht mehr herausfinden. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln schätzt, dass mindestens die Hälfte der Fitnesskunden Karteileichen sind. Für diejenigen, die regelmäßig ins Studio gehen, ist das ein Segen. Wenn wirklich alle Leute trainieren würden, wären die Studios gnadenlos überfüllt.

Ich gehöre zu den Menschen, die durch den Vertrag motiviert werden wirklich hinzugehen. Wichtig um dranzubleiben sind ein bis zwei feste Trainingstermine pro Woche, die nur bei außergewöhnlichen Ereignissen ausfallen dürfen. Wenn man sich mit einem Trainingspartner verabredet, ist die Ausfallquote geringer. Sport oder Bewegung muss genauso Teil des Wochenprogramms sein wie das tägliche Zähneputzen. Wenn man erst mal anfängt darüber nachzudenken, ob man es tut oder nicht, hat der vielzitierte innere Schweinehund schon die Nase vorn. Es ist ein Irrglaube, dass man sich beim Sport immer unglaublich quälen muss. Wenn Sie abnehmen wollen, sind mehr Strecken zu Fuß ein guter Anfang. Fahren Sie mit dem Rad zur Arbeit, nehmen Sie konsequent die Treppe und ein Stück Schoki weniger am Tag. Ein Cappuccino oder eine Latte Macchiato sind echte Kalorienbomben, die die meisten Leute "ToGo" in sich hineinschütten, ohne darüber nachzudenken. Wenn man sich schon mit solchen Sachen das Leben versüßt, dann trägt mehr Achtsamkeit beim Essen auch dazu bei, dass man schneller satt wird und insgesamt weniger futtert.

Selber kochen, weniger Fleisch,  mehr Gemüse, Fertignahrung vermeiden, Alkohol und Süßigkeiten reduzieren... die Liste der unangenehmen Empfehlungen ist lang und hinreichend bekannt. Es bedeutet ja nicht, dass man leben muss wie ein Asket. Wenn keine Gummibärchen im Haus sind, dann isst man eben Pralinen, nicht wahr?    ;-)

Das sogenannte "Intervallfasten" ist derzeit der neueste heiße Trend. Früher sagte man dazu FdH. Sie wissen, was das bedeutet? Falls nicht, finden Sie bei den weiterführenden Links weitere Informationen. Das Intervallfasten wird gerade wissenschaftlich untermauert und im Fernsehen sieht man einige interessante Beiträge dazu. Die Dokumentation "Dosierter Hunger - Fasten als neues Heilmittel" des Schweizer Fernsehens ist leider nicht in den Mediatheken verfügbar, aber den Trailer gibt es bei Youtube.

Ab ins Fitnessstudio (hier im Blog)

Weiterführende Links
Studie: Männer bevorzugen vollschlanke Frauen (Bild der Wissenschaft)
Fett: Das lebenswichtige Organ (Bild der Wissenschaft)
Dicke sind bei der Partnersuche erfolgreicher (www.20min.ch)
BMI (Wikipedia)
Magersucht (Wikipedia)
Intervallfasten: So geht's  (NDR)  | Diese Fehler sollte man vermeiden (Youtube)

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