Samstag, 5. April 2025

Ach, die Bahn...

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 #Hauptbahnhof  #Bremen  #Hansestadt
#Reise  #Architektur

Das ist mal ein schönes Bahnhofsgebäude, noch so richtig alt, mit einer schmucken Fassade. Ist das Kunst oder muss das auch weg? 😜 In München kann man sich noch viele Jahre lang anschauen, wie es aussieht und wie es sich anfühlt, wenn ein Hauptbahnhof im laufenden Betrieb modernisiert wird. 😱 Die Stuttgarter wissen es auch, und überhaupt ist die ganze Bahninfrastruktur eine einzige Katastrophe. Nichtsdestotrotz reise ich immer noch gerne mit der Bahn, vermutlich weil ich es so selten tue. Wenn der ICE über die Gleise schnurrt, und die Landschaft draußen vorbeizieht, bin ich ganz in meinem Element. 

Wir sind wieder dahoam, und es liegen vier hochgradig intensive Tage hinter uns, mit Family&Friends, ganz viel Privates, nahezu ohne touristisches Besichtigungsprogramm. Nicht mal die berühmten Bremer Stadtmusikanten habe ich fotografiert, aber die kennen Sie sowieso.

Der Optimismus meines Ehemanns, der aus Bremen stammt - deswegen auch die Reise -, hat sich auf der Rückfahrt teilweise bestätigt: Sitzplätze für nicht Reservierthabende gab es genug.  Meine Befürchtungen, dass es Probleme geben könnte, haben sich in jenem anderen Aspekt bewahrheitet, für den die Deutsche Bahn berühmt und berüchtigt ist: Verspätung! Darüber hat mein Mann gewettert wie ein Rohrspatz, aber was kann die Bahn dafür, wenn ein Fahrgast morgens um kurz nach fünf mit seinem Fahrrad in einen ICE steigt, in dem man grundsätzlich keine Fahrräder mitnehmen darf?
Dieser renitente Fahrgast hat den ganzen Betrieb aufgehalten, die herbeigerufene Bundespolizei war auch nicht innerhalb von sechzig Sekunden vor Ort, und so nahmen die nachfolgenden Ereignisse ihren Lauf. 😦

In der Bahn-App kann man live mitverfolgen, wieviele Minuten verbleiben, um in Hannover mit Gepäck von Gleis neun nach Gleis vier zu rennen. Von den großzügig eingeplanten neun Minuten hatte uns der zwischenzeitlich einsichtig gewordene Fahrgast bei der Abfahrt acht Minuten genommen, vier Minuten holte der Zugführer unterwegs wieder rein. Dann noch eine Baustelle mit S-Bahn von rechts und ein Güterzug von links... 😓
"Warum hat der ICE keine eigene Trasse, wie der Shinkansen?!", schimpfte mein Mann. 😡
"Weil wir nicht in Japan leben, sondern in Deutschland?", sagte ich, ohne die Tunnelbauten für querfeldeinhopsende Kröten zu erwähnen, die mir in diesem Moment in den Sinn kamen. 🐸 Dass unser Anschlusszug nicht warten, sondern pünktlich abfahren wollte, hatte der diensthabende Zugbegleiter bereits kommuniziert. 😒

Eine Minute ist wenig, aber wir waren zu mehreren, die im Gang weiterhin nervös auf die App starrten. Es gab nur eine Option: Spontansolidarität. 💪 Die schnellsten Läufer ohne Gepäck nach vorne, den Zug nach München aufhalten!  Die schrille Trillerpfeife am Gleis vier war soeben erklungen, der sanfte Gong mit der Ansage "Vorsicht, die Türen schließen" hallte über den Bahnsteig, Blickkontakt zur Bahn-Mitarbeiterin, mit erhobener Hand in der gerade noch offenen Tür stehenbleiben, während mehrere Leute die Treppen hochrennen, darunter mein Mann mit dem schweren Gepäck... 😰 Fünf Sekunden machen einen Unterschied! Nur die schnellsten Läuferinnen und Läufer haben es keuchend über die Ziellinie und in den Zug geschafft. Vielleicht ist das ein spezielles Bahnkunden-Auswahlverfahren, oder auch "Deutsche-Bahn-Olympia live" 🏃, aber auf jeden Fall ein echter Adrenalinkick morgens um halb sieben. 😬

Nachdem wir uns von diesem Morgensprint erholt hatten, habe ich zwei Porzellantassen gefüllt mit leckerem Capuccino im Bordbistro organisiert, und bei einer Reisegeschwindigkeit von 220 km/ durch den halben Zug balanciert. Der ICE Hamburg-München ist echt lang! 😅 ToGo-Pappbecher kann man sich am Platz servieren lassen, aber die finde ich stillos. Aus Porzellan schmeckt der Kaffee deutlich besser, vor allem ist er noch heiß, wenn man ihn selber holt. Zurückbringen musste ich die Tassen nicht, das hat die liebenswürdige Servicemitarbeiterin später auf ihrem Rückweg erledigt. 😊

Pünktlich wäre dieser Zug gewesen, wenn nicht wieder ein Mensch kurz vor Erreichen des Zielbahnhofs den Betrieb gestört hätte. "Es befindet sich eine Person auf den Bahngleisen", tat man uns auf Höhe der äußersten Münchner Stadtrandgrenze kund, und ab da fuhr der Monsterzug erst mal im Schritttempo weiter. 🚅 Fünfzehn Minuten Verspätung auf den letzten fünf Kilometern einsammeln ist bitter, nachdem man die Republik von Nord nach Süd entspannt durchquert hat, in insgesamt weniger als sechs Stunden, sogar inklusive Verspätung.
Bei einem Supersparpreis von 76 EUR zu zweit, hin und zurück, habe ich keinen Grund zum Meckern. Erfreulicherweise bin ich da ziemlich tiefenentspannt, aber auch nur, weil es keine weiteren Anschlusstermine gab. Die Idee, eine Shinkansen-Trasse zu bauen, hat durchaus ihre Berechtigung. Wenn Sie dafür Ihren Vorgarten zur Verfügung stellen, wäre das echt solidarisch. Wie eine Stammstreckenerneuerung der S-Bahn aussieht, wissen wir in München auch. Und trotzdem: Bahnfahren ist toll, ...wenn man Zeit oder Glück hat. 😏 

Nachmittags war ich noch auf meiner Wohnungsbaustelle, der nächste Heimbesuch bei der Mutter steht an, der Münchner Alltag hat mich also wieder. Aus der Zeit in Bremen und "um zu" gibt es auch ein paar Erlebnisse, über die ich bezeiten berichten will. Vorerst gilt das Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. 😁

Siehe auch: Dienstreise, Bahn frei, Andersherum betrachtet, München k(l)otzt, Fortbewegung, Schrittgeschwindigkeit, #Reise

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2 Kommentare:

Dietmar Carl hat gesagt…

Sehr schön geschrieben. Erfahrung aus Japan:
Einmal getestet: Auch der IC war in Japan pünktlich (2 Minuten Verspätung), nicht nur der Shinkansen. Ach ja, und der Vorortbummelzug auch...

betrachtenswert hat gesagt…

:-) klingt traumhaft.