Letztes Jahr hatte ich ein Buch über Sketchnotes aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt. Dabei stand ich sehr oft vor dem Problem, welches Wort oder welche Begriffe ich im Deutschen verwenden sollte. Wie in der Computersprache haben sich viele englische Fachbegriffe in der Szene bereits etabliert, und werden im Deutschen einfach übernommen. Diese Technik des Sketchnoting ist eigentlich sehr alt, wurde aber im anglo-amerikanischen Raum wiederentdeckt. Auch hierzulande verbreitet sie sich seit einigen Jahren. Der Sinn und Zweck von Sketchnotes besteht darin, Vorträge oder Veranstaltungen in einer Kombination aus Schrift und Bild zu dokumentieren. Wie man das genau macht, und wie man das lernen kann, steht im Buch von Emily Mills. Der Vorteil an Sketchnotes: Sie fassen das Wesentliche zusammen, sind hübsch anzuschauen, und werden lieber gelesen als lange schriftliche Protokolle.
Der schönste Satz im Buch von Emily Mills lautet: "Ich kann nicht zeichnen gibt es nicht". So eine Aussage ist vielleicht auch typisch amerikanisch, aber sie macht Mut. Auch wenn ich keinerlei Ambitionen habe selbst visuelle Notizen zu machen, hatte mich dieses Buch inspiriert. Nach vielen Jahren hatte ich endlich wieder Stifte und Papier in die Hand genommen und ein bisschen zeichnen geübt. Dieses Hobby aus meiner Jugend war mit dem Eintritt ins Berufsleben komplett in den Hintergrund getreten.
Irgendwann mal...
Haben auch Sie irgendein Hobby oder sogar eine Leidenschaft, der Sie nicht nachgehen? Gründe dafür gibt es viele. Manche Dinge haben einfach keine Priorität, sie sind nicht lebensnotwendig, bringen keine Einnahmen; manche kosten sogar zusätzlich Geld. Arbeit und Familie gehen vor, man hat weder Zeit noch Energie für Hobbies. Manchmal ergeben sich dann aber doch Situationen oder Lebensumstände, in denen man alte Ideen (wieder) aus- und anpackt. Die ganze Welt befindet sich gerade in einem gigantischen Umbruch, und diese Phase wird noch eine Weile dauern. Zeiten wie diese eignen sich hervorragend, um Dinge anders zu machen - oder um andere Dinge zu machen. Das ist übrigens eine Definition von #Kreativität. Die Ereignisse haben uns dazu gezwungen, Dinge anders zu machen. Das fühlt sich nicht gut an, zeigt aber, dass wir etwas verändern können, wenn wir müssen. Ersetzen Sie nun das müssen durch etwas, das Sie wollen, werden Sie aktiv, dann wird Ihr Leben angenehmer. Vielleicht haben Sie schon erlebt, dass Sie nicht erschöpfter sondern erheblich munterer waren, wenn Sie sich eine Weile mit etwas wirklich Interessantem beschäftigt haben. Zählen Sie einmal die Stunden zusammen, die Sie täglich oder wöchentlich mit Whatsapp- oder anderen Social Media verbringen. Ein Großteil dieser Zeit lässt sich womöglich sinnvoller verbringen.
Jetzt oder nie
Manche Leute fangen erst spät an zu fotografieren, andere lernen ein Instrument oder steigen zum ersten Mal auf den Rücken eines Pferdes. Was wollten Sie immer schon tun? Was ist jetzt möglich? Ja, es gibt viele Einschränkungen, aber es gibt auch neue und vielleicht ungewohnte Freiräume, die sich auftun. Anstatt ins Kino zu gehen: drehen Sie einen eigenen Film. Anstatt ins Theater zu gehen: spielen Sie selbst eine Rolle, und sei es nur aus Spaß für sich selbst oder Ihre Familie. Wenn Sie jetzt nicht im Chor singen, einer Handballmannschaft beitreten oder auf Weltreise gehen können, dann bereiten sie sich darauf vor. Lesen Sie etwas darüber, schauen Sie sich Video-Tutorials an und gehen Sie Ihr Vorhaben schon einmal im Geiste an. Entwickeln Sie aus Ihren vagen Ideen konkrete Pläne. Sobald es die Umstände zulassen, ist es einfacher, diese Ideen zu verwirklichen. Setzen Sie dem alltäglichen Frust etwas Positives entgegen.
Unmöglich!? Keine Zeit? Kein Geld?
Um Astronaut zu werden, ist es meistens zu spät, aber man kann sich ein Teleskop leihen oder kaufen, und nachts in den Sternenhimmel blicken. Es gibt zahllose alltägliche, aber auch verrückte Hobbies, und ebenso verrückte Lebenswege. Clas Svahn, ein schwedischer Forscher, der jahrzehntelang akribisch wissenschaftlich über Ufo-Sichtungen geforscht hatte, trifft sich heutzutage einmal im Monat mit den Mitarbeitern des schwedischen Militärs, und sie tauschen sich über ihre neuesten Erkenntnisse aus. Wenn das keine Karriere ist!? Also: Schöpfen Sie Mut. Egal wie jung oder wie alt Sie sind, machen Sie mehr von den Dingen, die Sie interessieren und begeistern. Besonders wichtig für die Tragfähigkeit neuer Beschäftigungen ist die Akzeptanz im persönlichen Umfeld: Wenn PartnerInnen oder Kinder mit Unverständis reagieren, weil Sie sich scheinbar egoistisch neue Freiräume schaffen, wird es stressig. Finden Sie kreative Lösungen und einen Konsens, indem Sie beispielsweise Brainstorming und Mindmapping anwenden.
Sinnloser Blödsinn?
Wer weiß, wozu das gut ist. Dinge, die man aus eigenem Antrieb tut, erweisen sich oft als erstaunlich erfüllend. Nebenbei eröffnen sie ganz neue Ein- und Ausblicke. Manchmal sind sie auch die Basis für ein "neues Leben", privat und / oder beruflich. Manchmal wird das erst Jahre später im Rückblick sichtbar. Auf diese Weise bin ich im Jahr 2009 Fachbuchautorin geworden. 😉
Siehe auch: Routine ist so angenehm, Ausgemustert, Manche mögen's wild, Kopf hoch!, Erfolgsteams, Buchgestöber, Lichteinfall, Perplex
Weiterführende Links
- Brainstorming (Karrierebibel)
- Mindmapping (mindmapping.com)
- Sketchnotes (Wikipedia)
- Clas Svahn, schwedischer Ufo-Forscher (Grenzwissenschaften)
Buchtipps
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