Sonne oder Mond?

370 mm | 1/15 s | f5 | ISO 800 | -2LW | Nikon Coolpix P1000

 #Vollmond  #November25

Der Blick auf den Himmelskörper war wieder einmal "verstellt". 😅 Wenn die Sonne abends untergeht, sieht sie durch das dichte Gewirr der mittlerweile kahlen Äste oft genauso aus. Tatsächlich war es der frühmorgendlich untergehende Vollmond, den Sie hier orangerot im Westen leuchten sehen, während die Sonne aus der Gegenrichtung gerade am Aufgehen war. 
🌞🌗🌝

Dieses Foto ist von gestern früh; am Abend zuvor, hatte ich eine ähnliche Szene erlebt: Im Osten ging der Vollmond auf, und die Sonne im Westen unter. Beide Male schien es so, als würden sich die beiden runden Leuchtkugeln vom jeweils entgegengesetzten Horizont aus die Waage halten. Das Farbenspektrum am Himmel war entsprechend ungewöhnlich, aber von meinem Standort aus fotografisch nicht einzufangen. 

An diesem Dienstagabend, als ich mich vom Heimbesuch auf den Nachhauseweg machte, musste ich zum ersten Mal an meinem neuen Fahrrad die Beleuchtung einschalten. Das Rad hatte ich am Hintereingang des Pflegeheims abgestellt, und als ich ins Freie trat, saß ein Mann in seinem Rollstuhl direkt neben meinem Transportmittel. Er rauchte eine selbstgedrehte Zigarette, und schaute mir zu, wie ich nach den Knöpfen für die batteriebetriebenen Lichter suchte. Ich wusste zwar, wo sich diese Schalter befinden, aber die Inbetriebnahme meines Einhorns liegt nun schon ein halbes Jahr zurück. Da fehlt also noch die Routine beim Ertasten der Knöpfe. 

Während ich das Fahrradschloss entfernte, und mich an die Lichtschalter herantastete, ergab sich ein kurzes Gespräch mit dem Heimbewohner. Er erzählte er mir, dass er zuhause auch noch zwei Fahrräder hatte, und fünf Paar Ski. Nun saß er da im Rollstuhl, und er sah deutlich jünger aus, als die allermeisten Heimbewohner, die ich in den letzten Monaten im Pflegeheim bisher gesehen oder auch etwas näher kennengelernt habe. 

"Das klingt nach einem sportlichen Leben", kommentierte ich seine Anmerkung, und erfuhr in wenigen Sätzen, was dem Mann passiert war: Ein Autofahrer ohne Führerschein, polizeilich bekannt, hatte ihn auf dem Gehweg über den Haufen gefahren und Fahrerflucht begangen...

Das sind Momente, in denen ich nicht weiß, wie ich in meiner Betroffenheit reagieren soll. Sätze wie "das tut mir unglaublich leid" können nicht im Ansatz ausdrücken, welche emotionalen Wellen solche Geschichten auslösen, ganz zu schweigen vom Tsunami, den solche oder andere Schicksalsschläge bei den unmittelbar Beteiligten auslösen. Von einem Moment zum anderen ist nichts mehr so, wie es vorher war, und dann... muss man sehen, wie man damit klarkommt. 😓

Als ich schließlich losradelte, mit Licht am Rad, sah ich beim Abbiegen den aufgehenden Vollmond am zartrosa-hellblauen Himmel, und den Sonnenuntergang in Gelborange auf der anderen Seite. So wunderschön... 🙏 Und: wie unendlich wertvoll unsere Gesundheit ist, und das Leben, über das wir uns manchmal so unendlich genervt echauffieren können... 😔

Es gibt definitiv viele Gründe, mit irgendetwas unzufrieden oder unglücklich zu sein, oder mit dem eigenen Schicksal zu hadern. Und gleichzeitig gibt es ganz viele Anlässe und Gelegenheiten dankbar zu sein für das, was man hat, oder (noch) kann. Und sei es nur ein auf- oder untergehender Mond, der manchmal aussieht, wie die Sonne.  

Siehe auch: Fly me to the Moon..., Apfelsinenmondbaum, Mikromond, Lauschen, Schattenaura, Pink Moon, Erntereif, Supervollmond, MoFi-Glitch, Kalter Mond, #Mond,  Geh mir aus der Sonne!, Das Leuchten