Samstag, 29. Juni 2019

Fotosport oder Biergartentour?

Gerade hat uns die Hitzekeule voll getroffen. Im Sommer wache ich generell zwischen vier und fünf Uhr auf, ganz ohne Wecker. Um sieben bin ich dann topfit, habe aber noch keine Lust auf Arbeit. Zu Fuß brauche ich nur zehn Minuten ins Büro. Deshalb treibe ich schon seit vielen Jahren Sport, um dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Joggen und Fitnessstudio sind momentan viel zu schweißtreibend, und der Fersensporn zwickt immer mal wieder. So bin ich auf die Idee gekommen, in den kühlen Morgenstunden etwas längere Runden mit dem Rad zu drehen. Ob Sie es glauben oder nicht: selbst ohne Elektroantrieb ist Radfahren die am wenigsten anstrengende Art Sport zu treiben. Es schont die Gelenke, und man kommt ziemlich schnell ziemlich weit herum. Im Großstadtgewirr gegen "Kampfradler" und gestresste Autofahrer anzutreten, macht nicht viel Spaß, darum suche ich momentan nach Extratouren, die weniger stark befahren sind.

Blick von der Großhesseloher Brücke Richtung Süden

Radeln hat außerdem den Vorteil, dass ich im Rucksack eine "richtige" Kamera mitnehmen kann. So lässt sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Fotos brauche ich aus beruflichen Gründen immer, ich habe Bewegung an der frischen Luft, und der Aufenthalt im Grünen macht den Kopf frei.

Lieblingstouren
Es gibt ein paar Stamm-Strecken, die ich schon seit Jahren gerne fahre, und momentan entdecke ich neue Varianten.

Dank Smartphone-App weiß ich immer, wo es langgeht, wenn ich mich abseits meiner bekannten Routen bewege. Ein Münchner Wochenend- und Freizeitklassiker ist die Strecke am Isarhochufer. Zwischen dem Sechzger-Stadion bis zur Harlachinger Einkehr muss man nur eine Straße überqueren. Der bestens ausgebaute Radweg verläuft ohne spürbare Steigung, und man ist in etwa zehn Minuten im Biergarten. Das reicht also nicht, um fit und gesund zu bleiben. 😉
Kurz hinter der Harlachinger Einkehr gelangt man über die Großhesseloher Brücke ans linke Isarufer. Der Tunnel unter den Eisenbahnschienen dröhnt gewaltig, wenn gerade ein Zug darüber fährt, aber die Aussicht ist spektakulär. Höhenangst entwickelt sich bei mir auf dieser komplett vergitterten Brücke nicht, aber es mag Leute geben, die damit Probleme haben.

Nach erfolgreicher Brückenüberquerung kann man nach links abbiegen, und weiter zur Waldwirtschaft oder zum Isartalbahnhof radeln. Auf dieser Strecke geht es etwas bergauf. Um wieder Richtung München zurückzukehren, biegt man rechts ab. Auf einer winzigen Straße geht's erst mal sehr steil nach unten, zurück zur Isar. Gute Bremsen sind wichtig, auch wegen der Hunde, die manchmal über die breiten, gut geteerten Radwege springen. Rücksichtnahme ist beim Radeln sowieso das A und O... Es würde so manchen Helm überflüssig machen. Wenn man langsam und mit Abstand an Fußgängern vorbei fährt, bleiben die auch freundlich. 
Unten angekommen kann man über die kleine Brücke fahren, und links abbiegen, dann verpasst man aber den schönsten Teil. Also vor der Brücke in die kleine Nebenstraße abbiegen. Nach weiteren zwei oder drei Minuten erreicht man auch schon Hinterbrühl - ein wirklich toller Fleck, den ich zu jeder Jahreszeit gerne aufsuche. Natürlich gibt es auch hier einen Biergarten, die "Einkehr" (Gasthaus Hinterbrühl).

Die brachiale Skulptur des "Isarflößers" ist schon von weitem zu sehen. Mir flößt sie immer merkwürdige Gefühle ein. Der Typ hat riesige Gummistiefel an, und trägt ein Beil auf der Schulter - nicht wirklich vertrauenerweckend. Trotzdem ist der Sockel, auf dem er steht, ein schöner Platz für eine kleine Pause. Um dorthin zu  kommen, muss man wieder über eine kleine Brücke und scharf rechts den Fußweg auf die kleine Insel nehmen.
Der Isarflößer am Hinterbrühler See

Beim Isarflößer teilt sich das Wasser des Isarkanals in zwei Arme. Die Flöße, Schlauchboote und Kajaks müssen links am Flößer vorbei, denn rechts blockiert das Wasserkraftwerk etwas weiter flußabwärts die Weiterfahrt auf dem Kanal. Mit dem Isarflößer im Rücken hat man diesen schönen Ausblick, und das Geländer ist geformt wie die Reling am Bug eines Schiffs. Jaja, Titanic und so. Ich bin sicher, da werden viele Selfies gemacht...

Am Wochenende kommen hier die Floßfahrten entlang und es ist ... alles andere als einsam und ruhig.

Wenn man nach der Pause weiter am Kanal entlangfährt, erhascht man immer wieder schöne Blicke auf den Hinterbrühler See. Es lohnt sich, den ganzen See zu umrunden, und ihn aus jedem Winkel anzuschauen. Vor allem im Herbst ist das ein toller Spaziergang. Fotografen muss ich vor dem Licht warnen: bei Sonnenschein ist es ausgesprochen schwierig, gute Totalaufnahmen zu machen. Die Kontraste sind brutal.


Lauschiges Plätzchen - Mücken habe ich keine gesichtet, aber es war ja noch früh am Tag.



Hier hatte ich die große Kamera schon wieder eingepackt, bin aber nochmal zum Ufer hinuntergerollt, und für ein Handyfoto stehengeblieben. Trotz der erwähnten Kontraste ist das Bild mit dem Smartphone ganz gut geworden. Das Tückische am Fotoradeln ist, dass man die Zeit ein bisschen im Auge behalten muss, wenn man nach dem Frühsport pünktlich am Schreibtisch sitzen will. Ein bisschen Extrazeit nehme ich deshalb immer mit, wenn ich meine Fotosportrunden drehe.

Weil ich die eingeplante Extrazeit bei meiner morgendlichen Tour schon fast verbraucht hatte, gab es nur noch kleine Fotostopps mit dem Smartphone. Bei den meisten Motiven war das Licht nicht mehr gut genug, um wirklich schöne Bilder machen zu können. Und so war der Rückweg optimal, um die Durchschnittsgeschwindigkeit zu erhöhen, und ein paar Kalorien abzubauen.

Die Schwäne am Wasserkraftwerk haben umsonst gebettelt: Ich hatte kein Frühstück dabei.

Um in die Stadt zurückzukehren, folgt man einfach dem Isarkanal flussabwärts bis zur Floßlände in Thalkirchen. Im Sommer enden dort die Floßfahrten hinter der letzten kleinen Floßrutsche. Hier trainieren die zukünftigen Isarsurfer, bevor sie sich auf die große Welle im Eisbach wagen. Rechts geht's über die Marienklausenbrücke zurück auf die rechte Isarseite, und am Tierpark links entlang Richtung Innenstadt. Um wieder ans rechte Hochufer zu kommen, wo die Tour gestartet ist, braucht man richtig Kondition, eine gute Gangschaltung ... oder man schiebt das Rad pustend und ächzend nach oben. Erste Möglichkeit: am Tierpark nicht links abbiegen, sondern an der Marienklause (sehenswert!) den Berg hoch. Die Touristen mit Leihfahrrädern lassen ihre Bikes dann meistens stehen. 😂

Man kann auch an der Floßlände geradeaus weiterfahren, und bekommt an der Tierparkbrücke die nächste Gelegenheit, die Isar zu überqueren. An der Zentralländstraße befindet sich linker Hand das Naturbad Maria Einsiedel, falls Sie noch eine Runde schwimmen wollen.

Radfahren kann man an der Isar so lange und so wie weit man möchte. Wenn Sie in Freising ankommen, sind Sie ziemlich weit geradelt. Nehmen Sie dann am besten die S-Bahn zurück. Das geht übrigens auch vom Isartalbahnhof aus, falls Ihnen der Rückweg zu weit erscheint. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten können Sie Ihr Fahrrad auch in der U-Bahn transportieren - zum Beispiel mit der U3, Haltestelle Thalkirchen/Tierpark, von wo aus Sie diese Tour auch in umgekehrter Richtung starten, oder entspannt (ohne Steigungen) zum Hinterbrühler See fahren können. Man sagt von München nicht umsonst, es habe einen hohen "Freizeitwert".

Denken Sie bei den nachfolgenden Links nichts Falsches. Ich radle morgens, da sind die Biergärten alle noch geschlossen! Es gibt auf der Strecke noch viel mehr Einkehrmöglichkeiten, aber ich kann ja nicht alle erwähnen. Wenn ich hier auch noch alle interessanten Fotospots zeigen würde, nähme dieser Artikel kein Ende. Und ich hätte die Strecke (10 km) nicht in der geplanten Zeit geschafft. 😀
 

Weiterführende Links
Mit diesem Beitrag nehme ich an meiner eigenen Fotonanny-Blogparade teil: Fotografie ist Sport.

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