38 mm | 1/180 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
#LostThings #Handschuhe #Frost
#Muttergeschichten #Pflegeheim
Das Bild von den frostig überzuckerten Handschuhen ist noch von letzter Woche, Sie haben es vielleicht im Motiv bei >Alles neu im Vordergrund entdeckt. Gestern war ich so mutig, wieder auf meinen #Pegasus zu steigen, aber das war keine so prickelnde Idee. Abgesehen davon, dass es eine Eisplattenfahrt war, sind meine Finger trotz der dicken Fahrradhandschuhe nach zwei Kilometern beinahe abgefroren. Da hatte ich wohl ein herbstliches Übergangsmodell erwischt. Beim Händchenhalten im Heim waren die Hände meiner Mutter wärmer als meine.
Das Bier, das ich ihr vorgestern mitgebracht hatte, war gut für sie gewesen: Mir wurde berichtet, dass sie am späteren Abend noch recht heiter war, und sogar einen ihrer legendären Lachanfälle hatte. Die sind absolut ansteckend, und die Mitbewohnerin im Zweibettzimmer hat mitgelacht, auch wenn sie nicht genau wusste, was eigentlich so lustig war. Lachen, ob mit oder ohne guten Grund, ist auf jeden Fall gut für die Atmung, weil es die Lunge trainiert. 😊
"Ihre Mutter ist eine sehr nette Frau", sagte eine Pflegekraft, und berichtete mir, dass es am Tag nach dem Bier sichtbare Fortschritte beim Mittagessen gegeben habe. Ich bekam aus der Stationsküche eine Tasse Kaffee und dazu ein Stück Diabetikerkuchen (lecker). Meine Mutter bekam von mir nochmal einen Schluck Edelstoff im Schnabelbecher serviert. Drei Minibissen vom Obazden hat sie diesmal auch gegessen. Langweilig ist es, wenn man fast den ganzen Tag nur herumliegen kann, es fehlt die Ansprache.
Das ist natürlich nicht schön. Personalmangel mag ein Grund sein, aber vielleicht wird die Kommunikation im Lauf der Zeit noch ein bisschen persönlicher. Meine Mutter verwickelt Leute, insbesondere das Pflegepersonal, gerne in Gespräche, und dafür ist im Pflegealltag wenig Zeit. (Nicht nur) die alten Leute wollen ihre Geschichten erzählen, und davon gibt es wahrlich viele. Sie könnten sich das alles natürlich gegenseitig erzählen, aber so weit sind wir (sie) noch nicht. Da braucht es einen Vermittler.
Als ich nach einer guten Stunde mein Kaffeegeschirr zurück in die Stationsküche brachte, kam mir eine andere Bewohnerin des Hauses mit ihrem Rollator entgegengestürmt. Die war ganz schön flott unterwegs, und offensichtlich in emotionaler Aufruhr. Sie schaute mich aus ihrer gebückten Haltung von unten herauf an und rief erbost: "Da wird man zur Urgroßmutter gemacht und gar nicht vorher gefragt!!" Dann stürmte sie an mir vorbei und verschwand irgendwo in den Tiefen der fengshuimäßig abgerundeten Gänge aus meinem Sichtfeld. Ich musste innerlich lachen, auch wenn die alte Frau richtig böse war.
Manchmal tut sich in einem einzigen Satz ein ganzes Psychogramm auf. Frage an Sie: Haben Sie Ihre Großmutter gefragt, ob Sie Kinder haben dürfen (und wenn ja: wie viele)? Offensichtlich gibt es Menschen, die mit so einer Erwartungshaltung durch die Welt laufen. Es ist schon spannend, was man alles so (unfreiwillig) erleben kann. Ich nehme ab sofort ein Notizbuch mit. 😆
Für meine klammen Finger besorge ich mir entweder (ant)arktistaugliche Fahrradhandschuhe, oder ich gehe zu Fuß. In meinen Jackentaschen ist es muggelig warm, und ich bin so froh, dass mein verirrtes Paket am Ende doch noch geliefert wurde. >Segnung der digitalen Moderne
Siehe auch: Alles neu, Segnung der digitalen Moderne, Eisplattenreport 12/23, Hand aufs Herz, Hallo hier!, Rollgardina Pfefferminz, Schnappi, #LostThings, Pegasus: Transportwesen
Weiterführende Links
- Obazda, Obatzter - Wikipedia, chefkoch.de
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