Donnerstag, 30. Januar 2025

Nachtruhe

27 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 640 | Smartphone

#Werkstatt bei #Nacht #blau
#Muttergeschichten  #Pflegeheim

Diese letzte Januarwoche 2025 ist noch nicht ganz zu Ende, aber schon der Dienstag fühlte sich so an, als wäre Donnerstag. Montag und Dienstag waren gefühlte 48-Stunden-Tage, und der Mittwoch war auch nicht viel kürzer. Gibt es für dieses Phänomen ein Wort, einen Begriff oder gar eine Diagnose?

Ereignisreichtum finde ich ganz gut als Beschreibung der äußeren Ereignisse, wenngleich das Internetz dieses Wort (noch) nicht kennt. Ereignisreichtum ist das Gegenteil von lähmender Langeweile, von der ich in den letzten Jahren wahrlich genug und phasenweise einen Boreout hatte. Jetzt ist alles neu und anders.
Gefühlte 48-Stunden-Tage können auch ein Symptom für einen bevorstehenden oder bereits bestehenden Erschöpfungszustand sein: Mit Vollgas in den Burnout. Jetzt bloß nicht hektisch auf die Bremse treten, einfach nur runter vom Gas, rechts ranfahren und die nächste Werkstatt aufsuchen. An dieser Garage komme ich abends auf dem Nachhauseweg vom Pflegeheim vorbei, und weil das Gebäude so schön blau leuchtet, gehört es unbedingt als winterliche Nachtaufnahme ins Fototagebuch. Die Tage werden bald wieder heller, ging mir dabei durch den Kopf. Noch länger müssen sie nicht werden. 😊

Ich besuche meine Mutter nicht mehr jeden Tag im Pflegeheim, denn das ist jedes Mal ein Höllenritt. Nachdem sie sterben wollte, hat man sie am nächsten Tag bei schönem Wetter erstmals in den Garten gebracht, ... und anschließend nicht mehr gefunden. 🙀

Wie das genau zustandekam, konnte mir meine Mutter auch nach mehreren Rückfragen nicht erklären. Das ist dann immer ein bisschen verdächtig. Wahrscheinlich hat sie sich gedacht, dass sie die Pflegekräfte mal auf die Probe stellen - oder auch ein bisschen ärgern - könnte. Wer weiß: Ihr Rollstuhl ist ja wirklich leicht gängig und ein wendiger Flitzer. Nachdem man sie wieder gefunden und auf die Station zurückgebracht hatte, hat sie an einer geselligen Fünf-Uhr-Tee Runde teilgenommen. Ihr Bericht von all diesen neuen Erlebnissen klang einigermaßen euphorisch, so als könne sie sich durchaus in ihrer neuen Umgebung eingewöhnen. Gleich danach fiel sie wieder zurück in ihren "alles ist so schrecklich" Modus, und "wo bin ich nur gelandet!" Es ist ein bisschen wie im Kindergarten, wo es nicht nur nette Gefährten gibt, sondern auch Rabauken - gewöhnungsbedürftig.

Die emotionalen Achterbahnfahrten der Mutter sind für mich so anstrengend wie ein Marathonlauf mit Reißzwecken in den Laufschuhen. Gestern hat mich das Sandmännchen um 20 Uhr aus dem Verkehr gezogen. Ich brauche eine Pause und nicht nur räumlichen Abstand zur Mutter.
Mein Eindruck ist, dass die Betreuung im Heim ganz gut, und sogar besser aufgestellt ist als ich. Die wissen, was zu tun ist, Pflegekräfte und Arzt haben einen professionellen Blick, und obendrauf Erfahrung, während ich in meiner persönlich-individuellen Verstrickung immer noch viel zu wenig Distanz habe.
Nur zu gerne würde mich die Mutter als "Helikopter-Tochter" bei sich installieren, damit ich ihr weiterhin jeden (unausgesprochenen) Wunsch von den Augen ablese, und für sie beim Personal einfordere. Nö. Selbst ist die Frau. Zu meckern gibt es immer was, und das kann meine Mutter hervorragend. Ich halte mich erst mal dezent zurück, und schaue, wie sich die Lage weiter entwickelt. Ganz abgesehen davon ist vom dicken Papierstapel noch genug Mutter-Orga-Kram auf der Todo-Liste.

Siehe auch: Lampenlicht, Neonlicht, Dienstreise, Jahrestag(e), Einblick, Bergpredigt, aus den #Muttergeschichten

oder aber: Zeitwahrnehmung, Zeit-Umstellung, Tempus Fugit, Keine Zeit?, In Eile, Auf und ab, Nachts sind alle Katzen grau, #Architektur, #Nacht

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