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#Pflegeheim #Deko #Beleuchtung
#Muttergeschichten
#Wetter #Weihnachten25
Als ich nach Abschluss der letzten Vorbereitungen für den Pflegeheim-Weihnachtsbesuchs einen Blick aus dem Fenster warf, war ich not amused: Alles total grau draußen, bei 0°C mit Wind und deutlich sichtbarem Regen 😒. Auch wenn die Strecke bis zum Heim kurz und mit dem Fahrrad in wenigen Minuten zurückzulegen ist, musste ich nochmal umdisponieren: Regenschutz fürs Gepäck, und für mich den Hut anstelle der frisurenschonenden Ohrenwärmer.
Unterwegs ging der Regen in Graupel und schließlich in eine Art Schnee über - also gab es tatsächlich "die weiße Weihnacht", von der alle immer reden oder träumen. Ja danke, es war sauglatt auf den Straßen, vor allem abends auf dem Nachhauseweg, aber: es sieht natürlich viel romantischer aus. 😍
"Schnee am Heiligen Abend - das ist das erste Mal seit zwanzig Jahren!", merkte Murat an, der die Cafeteria an diesem Tag im Alleingang managen musste. Bis etwa 14 Uhr war es dort noch angenehm ruhig, das Mittagessen okay - die Ente gibt es am ersten Feiertag, also heute. In der mütterlichen Familientradition ist der 24.12. der Tag, an dem gefeiert wird, und zwar den ganzen Tag lang. Früher auch am liebsten bis spät in die Nacht... Solche Marathonfeiern sind und waren immer schon anstrengend. 😓
Zwischen 14 und 16 Uhr wurde es in der Pflegeheim-Cafeteria rappelvoll und mächtig laut.
Es ist schon wichtig, welches Outfit man im Pflegeheim beim Schaulaufen trägt, erst recht anlässlich solcher Festivitäten. Besonders gut gefallen hat meiner Mutter ein Weihnachtspullover, vorgetragen von einem uns unbekannten Angehörigen. Das Kleidungsstück wartete mit dem gestrickten Konterfeit eines Rentiers auf, frontal von vorne dargestellt, Nahaufnahme. Die Nase des Pullovertiers bestand aus einem aufgesetzten, großen roten Bommel. Sensationelles Design, das bei uns definitiv den ersten Preis bekommen hat. 😂😆😍 Knapp auf dem zweiten Platz landete ein Aldi-Strickpullover, getragen von einem Bewohner. Caruso hatte sich auch schick gemacht, dabei aber ähnlich wie meine Mutter auf schlichte, schwarze Eleganz gesetzt.
"Ich bin froh, dass ich aus dem Stall da oben raus bin", seufzte meine Mutter erleichtert, obwohl die Rothemd-Beschäftigungstherapeutin extra zu uns an den Tisch kam. Sie machte uns auf die nachmittäglich angesetzte Veranstaltung aufmerksam: Die Bescherung auf der Station! Jeder Heimbewohner bekam ein Überraschungspaket, basierend auf den Wünschen, die die "Schwarzhemden" vor Weihnachten bei den Bewohnern abgefragt hatten.
Obwohl ich meine Mutter mehrmals an den Termin um halb drei erinnerte, und vorsichtig vorschlug, ob wir nicht doch nach oben gehen sollten, lehnte sie kopfschüttelnd ab. Sie zog es vor, ihren Platz in der Cafeteria nicht aufzugeben, und meinte nur: "Ich bin froh, dass ich mal andere Gesichter sehe." Davon gab es wahrlich jede Menge.
Mein Bruder kam im späteren Verlauf des Nachmittags auch dazu; er ist üblicherweise ein Gast der späten Stunde. Wie es sich für einen Musiker und Musiklehrer gehört, wollte er uns zum Singen von Weihnachtsliedern animieren. Keine Chance, aber er sorgte auf einem Mini-Keyboard für ein wenig musikalische Untermalung. Während sich die Cafeteria beinahe schlagartig leerte, die Rezeptionistin ihre Pforte schloss, und Murat auch endlich Feierabend hatte, verwaisten die Räumlichkeiten und Gänge. Wir hockten immer noch da, bei Stollen und Gebäck, un leerten die mitgebrachte Thermoskanne mit dem selbstgemachten Glühwein. In meinem MacGyver Rucksack hatte ich einen Mini-Weihnachtsbaum und eine Lichterkette als extra Tischdeko für unsere private Bescherung mitgebracht. Anschließend brachte mir mein Bruder bei, dass Spekulatius eigentlich erst ihr volles Aroma entfalten, wenn man sie eine Zeitlang in Whisky tunkt. 😋
Bei einem so langen Tag in der Cafeteria 🍷☕ muss man zwischendurch auch mal aufs stille Örtchen, was für Besucher kein Problem darstellt. Für rollstuhlfahrende Pflegebedürftige schon. Es war wirklich fantastisch, dass ich meine Mutter zweimal auf die Station bringen konnte, und quasi sofort jemand kam, der sich der Sache professionell annahm. 🙏
Als wir abends ins Doppelzimmer zurückkehrten, lag das Bescherungspaket auf dem Bett meiner Mutter. Sie packte es aus, las den beigefügten, handgeschriebenen Brief einer "Olga", die das Geschenk gespendet hatte. Meine Mutter war nicht nur total überrascht, sondern ebenso gerührt wie ich. Letzte Woche war bereits ein anderer Weihnachtsbrief eingetroffen, Grüße einer 16jährigen Schülerin eines in der Nähe befindlichen Gymnasiums. Raten Sie, welche Hausaufgabe ich in den nächsten Tagen zu erledigen habe. 😉 Dankesbriefe schreiben kann ich ja, erfreulicherweise auch mit der Hand.
Nach dem wahrlich langen Tag im Heim, der meine Improvisationsfähigkeiten an einigen Stellen durchaus gefordert hat, war ich unglaublich müde. So wenig gegessen und so wenig Alkohol getrunken wie an diesem Heiligen Abend hatte ich noch nie. Der Schrittzähler bekam auf dem Nachhauseweg noch mehr zu tun, denn mit der Schneeglätte bei eisigem Wind habe ich mein Fahrrad lieber geschoben.
Ob und wie die Feierlichkeiten im Heimzimmer weiter verlaufen sind, wird mir meine Mutter beim nächsten Besuch mit Sichereit erzählen. Mein Bruder hat, wie üblich, die Spätschicht übernommen. Vielleicht wurde dabei am Ende doch noch laut gesungen. 😁🎵🎶
Mein Mann war einerseits froh, dass er diesmal nicht mitkommen musste. Andererseits war er auch nicht begeistert darüber, dass er die weitesten Strecken des Heiligen Abends alleine zugebracht hat, und abends eine erschöpfte Frau zurückbekam. 😒 Nun ja. Das ist eben auch Weihnachten. 😓 Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Insofern ist es gut, dass dieses Fest ganz offiziell drei Tage lang dauert, und wir auch noch die Wintersonnwendfeier als Extra für uns gekapert haben. 😎
Sitzen Sie an den Feiertagen auch manchmal "zwischen den Stühlen", oder haben Sie für sich eine stimmige Lösung gefunden, mit welchem Teil Ihrer Familie Sie wann und wo welche Zeit verbringen?
Weihnachten vor einem Jahr: Panaudium
Siehe auch: Ist denn schon..., Hoffentlich singt keiner falsch, Atsvents 3/2025, Atsvents 4/2025, Weiße Weihnacht?, Erkenntnis des Tages, Der Rest vom Fest, Nein, nein, nein..., Winterromantik, Gut angeschnallt, Alle ausgeflogen, #Muttergeschichten, Trockenblumenauslage

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