Ein paar von diesen alten Telefonstationen gibt es noch - aber wie lange? Wenn ich in meiner eigenen Biographie zurückblicke, hat sich die Technik rund ums Telefonieren beinahe dramatisch verändert - vom Wählscheibentelefon bis hin zum Smartphone. Das war dann mal weg... wie das Tonbandgerät oder der Kassettenrekorder. Wie lange werden wir Handys benutzen? Was kommt als nächste Technologie auf uns zu, wie lange wird das dauern, wie lange wird sie bleiben?
Die #Telefonzelle ist nur eines von vielen Beispielen. An solchen "kleinen" (?) Veränderungen werden die großen Schlagworte wie #Digitalisierung im Alltag sichtbar. Dieser Wandel, den es auch von analogen zu digitalen Kameras gab, beginnt stets schleichend. Anfangs ist die neue Technologie horrend teuer und funktioniert nur mittelprächtig. Es gibt große Widerstände, aber irgendwann scheint das zu kippen, und quasi über Nacht leben wir in einer "neuen Realität". Wir können uns dann kaum noch vorstellen, wie es vorher mal war, und wie wir das alles auf die Reihe bekommen haben: Ohne E-Mail, ohne Smartphone, ohne Internet, ohne Streaming-Dienste - oder mit analogen Filmen in der Kamera, auf deren Entwicklung wir tage- oder sogar eine Woche lang warten konnten. Dann kam jedes Jahr ein neues digitales Kameramodell, in beinahe jeder Kameraklasse und nahezu von jedem namhaften Hersteller... #Entschleunigung ? 😂 Nicht in Sicht. Jetzt sind es Smartphones mit integrierter Kamera, die alljährlich neu erscheinen.
Technikentwicklung am Beispiel des Telefons
Am 26. Oktober 1861 - also vor genau 160 Jahren - präsentierte der 27jährige Physiklehrer Philipp Reis (1834-1874) im Physikalischen Verein zu Frankfurt am Main erstmals einen Apparat, der Sprache mit Hilfe des elektrischen Stromes in die Ferne übertragen konnte - er nannte ihn "Telephon". Danach gab es in Deutschland keine weiteren Bemühungen, ein #Telefon zur praktischen Nutzung zu entwickeln.
Erst 1877, als die amerikanische Bell Telephone Company mit dem Vertrieb des Bell-Telefons begonnen hatte, gab es hierzulande erste Versuche mit zwei Bell-Telefonen. Jaja, das Land der Dichter und Denker... 😉
1971 wurden in Westdeutschland erstmals mehr Telefongespräche geführt als Briefsendungen verschickt. Bis in die 1970er Jahre änderte sich am technischen Aufbau der Apparate kaum etwas. 😮
Die erste #Telefonzelle, damals noch Fernsprechkiosk genannt, wurde am 12. Januar 1881 in Berlin in Betrieb genommen. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Westdeutschland bis weit in die 1980er
Jahre den 1953 eingeführten Typ FeH53 und sein
unmittelbares Nachfolgemodell FeH/TelH55. Das sind über dreißig Jahre! Wissen Sie, worin sich diese Telefonzellen unterschieden? Ich auch nicht. Sie waren auf jeden Fall gelb, und es gab darin noch Telefonbücher aus Papier, jedes Jahr eine neue Ausgabe! Da bin ich wirklich froh, dass heute alles elektronisch mit Suchfunktionen läuft. Heute sprechen wir mit Computerstimmen, wenn wir uns eine Nummer suchen lassen. Früher war das die 118 - heute ist es die 11892. Benutzt das überhaupt noch jemand?
Mit der Privatisierung änderte sich im wiedervereinigten Deutschland das Corporate Design der Telefonzellen. Die neu geschaffene Deutsche Telekom ersetzte die gelben #Telefonzellen nach und nach durch grau-weiß-magentafarbene. Befürchtungen, dass man wegen der neuen Farbgebung die öffentlichen Telefone im Notfall nicht finden würde, zerstreuten sich mit der allgemeinen Verbreitung von #Mobiltelefonen.
Durch die Digitalisierung hat sich die Zahl der Telefonzellen in Deutschland von 120.000 im Jahr 1992 auf 16.350 im Jahr 2020 reduziert. Nach Angaben der Telekom stand das letzte gelbe Telefonhäuschen in Bayern im Wallfahrtsort St. Bartholomä, am südwestlichen Ufer des Königssees. Es wurde im Oktober 2018 abgebaut.
Das Immerdabei-Telefon
Das erste Handy war 1983 das Motorola Dynatac. 1994 wurden SMS-Nachrichten auf dem Handy kommerziell, und ab 1996 konnte man mit sogenannten Multifunktionshandys auch Faxe sowie E-Mails empfangen und schreiben. Die ersten Handys mit integrierter Digitalkamera erschienen 1999 in Japan, und drei Jahre später auch in Deutschland. Das erste iPhone kam am 9. November 2007 in Europa auf den Markt. Vierzehn Jahre später (2021) sind wir beim iPhone 13, aber es gibt Lieferprobleme: Chipmangel. Darauf eine Tüte Kartoffelchips?!
Neue Kommunikationsformen
Dem 2009 gegründeten Instant-Messaging-Dienst WhatsApp, der seit 2014 Teil der Facebook Inc. ist, wird die weitgehende Ablösung der SMS zugeschrieben. Heute kann man auch Sprachnachrichten und Videobotschaften verschicken. Das Smartphone ist wirklich so etwas wie eine eierlegende Wollmilchsau, kein Wunder, dass es so beliebt ist.
Dabei gab es #Videotelefonie und Online-Konferenzen zum Beispiel per Skype schon relativ lange. Das futuristisch anmutende "Bildtelefon", das ich noch aus frühen Science Fiction Filmen kenne, war anfangs gar nicht so beliebt, wie man zunächst annahm. Durch die weltweite Pandemie ab 2020 und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen hat diese Form der Kommunikation nun doch massiv zugelegt. Fast jeder weiß jetzt, was eine Zoom-Konferenz ist. Ist sie bald auch in 3D verfügbar, mit Hologramm, wie in Star Wars? Hoffentlich kommt das dann in besserer Qualität, nicht so verrauscht, sondern lebensecht, und vor allem mit gutem Ton! Vielleicht können Sie Ihrem holografisch ins Wohnzimmer projizierten Gegenüber dann sogar die Hand keimfrei schütteln? Welche Möglichkeiten tun sich da auf! Das wiederum erinnert mich an den Film "Surrogates - Mein zweites Ich" mit Bruce Willis, ebenfalls aus dem Jahr 2009.
Wenn ich mir das alles so vergegenwärtige, und versuche, aus den Entwicklungen der Vergangenheit eine Hochrechnung für die Zukunft zu machen, dann frage ich mich schon:
Was kommt als nächstes?
Telepathie? 😏 Ah, ich bin oft etwas zu weit in der Zukunft mit meinen wilden Spekulationen. Aber schauen wir doch mal. Wenn "wir" auf den Mars fliegen können, womit vor fünfzig Jahren auch noch keiner gerechnet hat, dann ist Telepathie womöglich auch nur eine Frage von Technologie, die irgendwann irgendjemand erfinden und auf den Markt bringen könnte. Glauben Sie nicht? Da ist schon etwas in der Entwicklung.
Zurück zum Ursprung
Das grundlegende Bedürfnis, das der Telefonapparat damals wie heute befriedigt, ist das nach zwischenmenschlicher Kommunikation, vor allem zwischen Menschen, die räumlich weit voneinander entfernt sind. Das ist gut, keine Frage. Skurril ist nur der Nebeneffekt, dass Menschen gemeinsam an einem Tisch sitzen, ihre unmittelbar in Armeslänge sitzenden Mitmenschen keines Blickes würdigen, und emsig Nachrichten in einen kleinen Kasten tippen. Sie fühlen sich verbunden mit entfernten Menschen und der Welt... aber irgendwie sind sie nicht so richtig anwesend für die Anwesenden.
Heben Sie jetzt Ihren Kopf und schauen Sie sich um. Wo befinden Sie sich? Ist noch jemand im Raum?
Wie ist das Wetter draußen? Vor ein paar Tagen sagte mir die Statusleiste meines Computers, dass es in meiner Stadt bewölkt sei. Ich habe den ganzen Tag durch die realen Windows unserer Wohnung nur wolkenlosen Himmel gesehen. Ein angemessener Mix aus analog und digital macht meistens Sinn. 😉
2024: Magenta ist nicht Pink
Siehe auch: Oh Valentine..., Nach Hause telefonieren, Anachronismus, Hometogo 1982, Qualitätskriterien im Wandel der Zeit, Tanz mit der Vergänglichkeit, Stadtmöblierung, Mobiles 2022, Fotografisches Gedächtnis, Futuristisch, Ausgetoastet, Wichtige Info, Aufgerüstet, Rückkehr eines Design-Klassikers, Das Internetz hilft auch nicht immer, Was man so braucht
Weiterführende Links
- Wikipedia: Die Erfindung des Telefons
- Wikipedia: Telefonzellen
- Telekom: Meilensteine aus 150 Jahren Telefon
- Film: Surrogates - Mein zweites Ich (Wikipedia, Youtube Trailer)
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