Sonntag, 10. April 2022

Angst!

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Manipulationstechniken, die Sie kennen sollten.    

Methode 11: Angst erzeugen
Wenn Sie jetzt nicht sofort dies oder jenes tun, könnte das Allerschlimmste passieren. Könnten Sie sich verzeihen, nicht das Richtige getan zu haben? 

Nein, natürlich nicht. Angst ist die fieseste Methode, um Menschen zu manipulieren. Es ist auch eine Form der emotionalen Erpressung (Methode 8). Manipulative Menschen wissen genau, wovor Sie Angst haben, und nutzen diese Schwachstelle konsequent für ihre eigene Agenda aus. Gerade letzte Woche hörte ich Karl Lauterbach im Bundestag einen Satz sagen, der ungefähr so lautete: "Davor haben selbst erfahrene Experten Angst." Ja wie geil ist das denn? Der Karl hat's drauf mit seiner Angst-Rhetorik. Ich glaube der macht das nicht bewusst, der ist einfach so drauf. Aber man kann das natürlich auch ganz gezielt einsetzen. "Wenn du nicht brav bist, ..." dann passiert dies oder das. Diesen alten Mechanismus kennt jede:r in der einen oder anderen Form. Auf diese erprobte Methode kann man aufbauen, wenn man mit einem psychopathischen Schurken-Gen ausgestattet ist.

Die körperlichen Mechanismen der Angst sind gut erforscht, und die Psychologie weiß, wie Ängste entstehen. Dadurch weiß man auch, wie man Ängste triggern (auslösen), oder sie wieder in den Griff bekommen kann. 

Jede Art von Angst kann gelernt, aber auch verlernt werden.

Wenn Sie auf die zurückliegenden zwei Jahre zurückschauen, werden Sie feststellen, dass große Teile der Weltbevölkerung gelernt haben, sich vor einem Virus zu fürchten. Diese Furcht ist rational begründet, musste aber erst gelernt werden. Bei einem Hund oder Tiger, der Ihnen zähnefletschend entgegenspringt, brauchen Sie keine AHA-Regeln lernen, da gehen Sie auch ohne vorgeschaltete Informationskampagne in Deckung. Bei unsichtbaren Bedrohungen wie atomarer Verstrahlung oder Viren muss uns erst jemand erklären, dass wir in Gefahr sind. Wir können auch "falsche Ängste" lernen, und beipielsweise eine Spinnenphobie oder einen Waschzwang entwickeln. Dann wird die Angst zur Krankheit.

Das Gespenst unter dem Bett
Ängste sind oft "irrational", das heißt sie widersprechen der Vernunft und entziehen sich dem logischen Denken. Kinder haben nachts Angst und fürchten sich vor Gespenstern unter dem Bett. Man muss ihnen glaubhaft versichern können, dass sie in Sicherheit sind. Aber wie machen Sie das? Die Aussage "Es gibt keine Gespenster", reicht meistens nicht aus. Sie könnten sich als Superheld:in inszenieren, und den unsichtbaren Geist vertreiben, oder Sie lenken das ängstliche Kind mit etwas anderem ab. Wie haben Ihre Eltern reagiert?

Vorsicht, Hexen!
Es gab eine Zeit, in der die Mehrheit der Menschen felsenfest davon überzeugt war, dass es Hexen gibt. Es folgte eine regelrechte Massenhysterie, die dazu führte, dass schon rote Haare oder der Besitz einer Hauskatze ausreichten, um jemanden auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Wir sind heute ein bisschen aufgeklärter, aber unsere Grundängste bleiben davon unberührt. Man muss uns nur das richtige Feindbild zeigen, und mit dem gesammelten Instrumentarium an erprobten Techniken weitermachen. In Sekten wird gezielt der Kontakt zu Menschen unterbunden, die den Sektenmitgliedern beweisen könnten, dass es eine glücklichere und freiere Welt jenseits der Glaubensgemeinschaft gibt (Methode 9, Informationshoheit). Darum gilt intern: Hören Sie nur auf das, was der Meister sagt, sonst holt Sie der Teufel. Ja, der kommt in so mancher Verkleidung daher... wenn es ihn wirklich gibt.

Massenhysterie bezieht sich primär auf die Gedankenwelt, die Love Parade in Duisburg, 2010 ist ein Beispiel für eine Massenpanik. Es wäre niemand ums Leben gekommen, wenn alle Leute einfach ruhig stehengeblieben wären. Aber so funktioniert die Welt eben nicht: Menschen haben Angst, geraten mitunter in Panik, oder reagieren hysterisch.

(Un)Vernunft
Wer Angst hat, kann nicht mehr klar denken. Natürlich gibt es reale und konkrete Gefahren, und wir befinden uns in schwierigen Situationen. Das darf uns aber nicht dazu verführen, uns jemandem anzuschließen, der uns "DIE LÖSUNG" für all diese Probleme präsentiert. Angst lässt sich geschickt nutzen, um Menschen zu Dingen zu bewegen, die sie "sonst" niemals tun oder befürworten würden. Wer berechtigte Zweifel anmeldet, hört als nächstes: Wer keine Angst hat, ist unvernünftig! Das sind erprobte Sektenmethoden. Ich warte noch auf den Satz, dass Biowaffen in den Händen der Guten ein probates Mittel seien, um "das Böse" zu bekämpfen.

Angsthierarchie
Die meisten Menschen haben Angst vor Krankheit und Tod, entweder vor ihrem eigenen, oder vor dem nahestehender Personen. Diese Angst liegt in der Hierarchie noch weit über der Angst vor beruflichem Misserfolg, Gesichtsverlust und finanziellem Ruin. Weil das so ist, konnten wir die zurückliegenden Jahre überstehen. Die Pandemie-Maßnahmen boten uns eine praktische Methode, der Angst vor Krankheit, Leid und Tod etwas entgegenzusetzen: Wenn wir die Regeln befolgen, sind wir sicher. Heute wissen wir: Eine absolute Garantie gab und gibt es trotzdem nicht. 

Realitäts-Check
Als Kind hatte ich Angst vor Krieg und vor dem Tod meiner Mutter. Die wird nächste Woche 84, sitzt vor dem Fernseher und schaut sich die Kriegsberichterstattung aus der Ukraine an. Es erinnert sie an ihre eigenen Kindheitserlebnisse, an ihre Flucht, ihr Leid, und an den Satz "Die Russen kommen, Kinder, lauft!" Dann erzählt sie wieder dieselben Geschichten, die sie schon erzählt hatte, als ich noch ganz klein war. Diese Erzählungen von Bombenangriffen, Bombenalarm, nichts zu essen, Geschwister verhungert, alles verloren haben aus mir ein ängstliches Kind gemacht. Heute sitze ich daneben und höre immer noch zu. Ich sehe die Bilder im Fernsehen und beobachte, was das mit mir macht. Irgendwie schließt sich ein Kreis, und ein neuer öffnet sich. Vielleicht ist es ein dem Leben innewohnender Mechanismus, dass Menschen von Generation zu Generation immer wieder mit den gleichen oder ähnlichen Situationen konfrontiert werden, um in jeder neuen Runde neu zu überprüfen, ob wir etwas anders (besser) machen können. Dazu brauchen wir unseren Verstand, unser Mitgefühl, und eine Portion Gelassenheit. Es macht einen Unterschied, ob Sie Angst vor etwas haben, oder Respekt davor. Angst lähmt und macht hilflos. Respekt lässt Sie klarer denken und angemessener handeln.

Wo ist Ihre psychologische Achillesferse?
Wenn Sie Ihre eigenen Schwachstellen kennen, sind Sie etwas weniger manipulierbar. Sie haben einen etwas kürzeren Bremsweg, weil Sie früher sehen, wie es auf der Straße vor Ihnen gefährlich wird. Der Weg der Selbsterkenntnis ist lang, niemand ist perfekt, und unsere Denk- und Verhaltensmuster sind so eingeschliffen wie unsere Essgewohnheiten. Trotzdem lassen sie sich ändern!
Tun Sie es selbst und aus eigenem Antrieb, nicht weil irgendjemand Ihnen rät oder gar befiehlt, Ihre Meinung oder Ihr Verhalten anzupassen.

Hören Sie auf Ihren Verstand und auf Ihre innere Stimme - vielleicht sind es mehrere, die im Widerstreit liegen - ein Dilemma. Das ist ein guter Moment, um genauer hinzuschauen. Wo kommen diese Stimmen her? Aus Ihrer Kindheit? Wer hat diese Sätze zu Ihnen gesagt, die Sie heute für Ihre eigenen halten?
Sagen Sie nicht Ja, wenn Sie eigentlich Nein sagen wollen und umgekehrt. Wenn Sie diesen Weg gehen, werden Sie zwischendurch immer wieder in alte Muster zurückfallen. Das ist normal. Nehmen Sie Fort- und Rückschritte zur Kenntnis, ohne ein Drama daraus zu machen. Sammeln Sie nach einem Rückschlag Ihre Kräfte, und nehmen Sie einen neuen Anlauf. Sie wissen ja: Steter Tropfen höhlt den Stein. Jede Manipulationstechnik hat einen konstruktiven Kern.

Warnhinweis 
Manipulationstechniken und eigene Verhaltensmuster im Alltag zu erkennen sind keine Garantie dafür, dass wir alles durchblicken oder verstehen. Wir haben viele "blinden Flecken". Manche davon sind mit dem Verstand nicht zu erfassen, weil sie auf der Körperebene gespeichert sind. Da kommt man meistens aus Versehen ran. Irgendjemand oder irgendetwas löst einen "Trigger" aus, und man weiß gar nicht, was auf einmal los ist. In solchen Situationen können Panikattaken oder Depressionen ausgelöst werden. Deshalb ist die Beschäftigung mit so schweren Themen nur mit professioneller Unterstützung ratsam. In akuten Fällen gibt es die Telefonseelsorge, für viele andere Themen gibt es Selbsthilfegruppen. Sie sind mit Ihren Sorgen, Nöten und Ängsten nicht allein, und Sie tragen nicht die Last der Welt auf Ihren Schultern. Wenn Ihnen jemand das glauben machen will, können Sie davon ausgehen, dass es sich um eine Manipulationstechnik handelt. 

Atmen Sie tief durch, und wenn Sie merken, dass es Ihnen nicht gut geht: gehen Sie auf Distanz. Schalten Sie die Nachrichten und/oder die sozialen Medien ab. Treffen Sie sich mit Menschen, die ihnen gut tun. Tun Sie Dinge, die sie beruhigen und für Ausgleich sorgen. Sammeln Sie Ihre Kräfte und sorgen Sie für sich selbst. Wenn Sie selbst auf festen Beinen stehen, können Sie anderen die Hand reichen.

Die weiterführenden Links reiche ich später nach, ich treffe mich jetzt nämlich mit Freunden zum Fotografieren. :-)

Keine Kommentare: