Die Geschichte ist schnell erzählt: Brent und Kendall führen mit ihrem Sohn Josh und ihrer Tochter
Carly in einem beschaulichen Vorort ein ruhiges Leben. Dieses endet
abrupt, als eines Tages eine weltweite Massenhysterie
ausbricht, die Eltern zu blutrünstigen Bestien werden lässt, die Jagd
auf ihre eigenen Kinder machen. "
Nur 55% der Google-User gefiel dieser Film, er spaltet also die Gemüter. "Wie ein verdrehtes Remake von Kevin allein zuhaus" (Screen Crush) oder "dysfunktionale Komödie und kranker Wahnsinn" (Now Toronto). Nicholas Cage bezeichnet diesen Film angeblich als den, in dem er am liebsten mitgespielt habe. Das hat mich neugierig gemacht.
Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Zombiefilme und -serien sind generell nicht so mein Ding. Sie sind zu brutal und es fließt zuviel Blut, um es vorsichtig auszudrücken. Die Szenarien sind düster und meistens sehr dystopisch. Die Serie The Walking Dead haben wir über die ersten Staffeln verfolgt, sind aber irgendwann ausgestiegen. Der Alltag ist düster genug, da brauche ich nicht noch am Feierabend irgendwelche Horrorschocker, in denen sich Menschen gegenseitig anfallen.
Wenn mein Mann solche Filme aufzeichnet, bekommen sie ein paar Minuten Probezeit. Sie müssen auf irgendeine Weise besonders sein, damit wir sie zu Ende schauen. Shaun of the Dead ist beispielsweise eine sehr witzige Parodie auf die Dawn of the Dead-Reihe. Ganz so witzig ist Mom and Dad nicht. Die erprobte Zombie-Welle wird in hervorragend inszenierten Action-Szenen geritten, es gibt herumwackelnde Untote, aber die sind filmisch auf Speed. Ästhetisch erinnert der Film mit seinen kurzen Schnitten und der musikalischen Untermalung oft an Musikvideos. Die Gewaltmomente halten sich in Grenzen und werden nur selten voll "ausgekostet". Dadurch hat der Film eine FSK16 erhalten.
Die Geschichte fängt an, wie in vielen typisch US-amerikanischen Highschool-Filmen, mit pubertierenden Teenagern in einem Hochglanz-Familienszenario. In der vordergründig heilen Welt werden die familiären Probleme latent angedeutet. Bei den Eltern geht es um Beruf und Karriere, um Status und Erfolg. In der Ehe kriselt es, aber man macht gute Miene gegenüber der Familie und den nervigen Kids, das Leben soll in allen Belangen perfekt sein. Wie brüchig all das ist, offenbart sich von Minute zu Minute. Die Eltern fangen an darüber nachzudenken, wie ihr Leben ausgesehen hätte oder aussehen könnte, wenn diese nervigen Kinder nicht da wären. Und natürlich: Sobald die Eltern vom Virus befallen werden, beschließen sie, sich ihrer Kinder zu entledigen.
Damit bricht dieser Film ein Tabu, und genau deshalb mögen ihn manche Zuschauer nicht. Kinder sind das Wichtigste, ist der Satz der Sätze. Man muss schon von einem Wahnsinns-Virus befallen sein, um diese Aussage in Frage zu stellen. Dass es im echten Leben vereinzelt Menschen gibt, die sich wie Zombies verhalten, ist ein leiser Hinweis darauf, dass das traute Familienleben die Hölle auf Erden sein kann. Darüber spricht man nicht, außer vielleicht in einer guten und einfühlsamen Talkshow wie dem Nachtcafé.
In diesem Sinne ist Mom and Dad ein mutiger Film. Das spannende Familiendrama wird dem Zuschauer in hochwertiger Ästhetik mit guten Schauspielern, viel Action, und mit einer Prise Satire und dunklem Humor serviert. Es gibt denkwürdige Momente, zum Beispiel wenn Brent (Nicholas Cage) in seiner Garage einen Billardtisch zuerst mühsam mit der Wasserwaage aufbaut, und ihn anschließend laut schreiend zertrümmert. Das ist Psychodrama vom Feinsten, aber nicht lustig, wenn man vergleichbare Szenen selbst zuhause schon mal miterlebt hat. "Prädikat süß-sauer" für Vorgeschädigte, Freunde spannender Action-Unterhaltung kommen voll auf ihre Kosten.
Trailer bei Youtube
Siehe auch: Zur Hölle mit den anderen, Nervenzerreißend gruslig oder Talkshows - nur dummes Geschwätz (Nachtcafé), Lichtung, Kann das wahr sein?, Familienbande, Geschwind mit Kind, Konfliktscheu, Zombie?!
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