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26 mm | 1/120 s | f2,2 | ISO 100 | Smartphone |
#Efeu und #Moos
#Muttergeschichten #Pflegeheim
Vor einiger Zeit hatte ich eine arte-Dokumentation über Bärtierchen gesehen, die erstaunliche Eigenschaften haben: Sie gelten als nahezu unzerstörbar, sind im Weltraum oder im Eis der Antarktis zu finden, sie überleben Strahlung, Kälte und große Hitze gleichermaßen. Diese Superkraft gibt der Forschung bis heute Rätsel auf. Auf der hier fotografierten Eichenrinde teilen sich vielleicht nicht nur Efeu und Moos den Lebensraum, es könnten auch Bärtierchen unter dem Moos sitzen. Weil sie mikro - also winzig klein - sind, müsste man schon ganz genau unter das Moos schauen, um welche zu entdecken.
Bärtierchen haben es im Laufe der Evolution geschafft, sich perfekt an
schnell wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Ihr Trick: Bei extremer
Hitze trocknen sie aus, bei Kälte gefrieren sie. "Sie fallen in einen
Dornröschenschlaf, ohne zu sterben." (National Geographic)
Menschen hingegen sind Makroorganismen, brauchen deutlich mehr Platz, und darüber hinaus Privatphäre. Für eine Wohngemeinschaft auf engstem Raum ist nicht jede(r) gemacht, das ist gewöhnungsbedürftig. Gestern war im Pflegeheim Mitbewohnerinnenwechsel. Die Nacht zuvor hatte meine Mutter allein im Zimmer zugebracht, mit Fernseher und Fernbedienung allein zu Haus, sozusagen, also so, wie sie es in den vielen Jahren zuvor gewohnt war. Ich glaube es hat ihr gefallen, mal wieder ihre Ruhe zu haben, und die Tür hinter sich zumachen zu können, auch wenn der Nachtdienst alle drei Stunden den Raum betritt und nach ihr schaut.
Nicht weniger reizüberflutend sind der neue Alltag und die sozialen Kontakte im Heim für meine Mutter. Da braucht es den Fernseher gar nicht obendrauf. Als ich sie heute besuchte, war das Gerät zwar an, aber mit Standbild und einem Schlager-Radioprogramm. Der Haustechniker hatte vergeblich nach dem Schlager Deluxe Programm gesucht, das ist beim Kabelbetreiber der Pflegeeinrichtung tatsächlich nicht verfügbar. Zum Trost habe ich mittlerweile ein Tablet angeschafft, das ich bei meinen Besuchen dabei habe, und bei Bedarf erst mal im Hintergrund laufen lassen kann.
Wie gut meine Mutter mit ihrer neuen Mitbewohnerin zurechtkommt (und die mit ihr), lässt sich nach einem Tag noch nicht sagen. Auf jeden Fall gibt es gerade sehr viel "Aktivierung" und Neues. Von außen betrachtet ist es prinzipiell gut und von Vorteil, wenn keine Langeweile aufkommt. Es gibt ja dieses Vorurteil, dass alte Menschen in Pflegeheimen abgestellt werden, und dann nur noch vor sich hindämmern. Das kann ich im konkreten Fall entkräften. Auf der Station und im Zimmer ist gerade so viel los, dass meine Mutter sich wohl eher nach der unlängst noch verschmähten "Friedhofsruhe" sehnt.
Vielleicht hat sie ein paar Bärtierchen-Gene im Fundus, die es ihr ermöglichen, sich auch in ihrem Alter an "schnell wechselnde Umweltbedingungen anzupassen".
Siehe auch: Stiftausleihe, Hausmittel, Nicht kleckern, sondern putzen!, #Pflegeheim, #Efeu, #Moos
Weiterführende Links
- Bärtierchen - Wikipedia, arte-Doku auf Youtube, Bund Naturschutz Bayern, National Geographic
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