Mittwoch, 19. Februar 2025

Die echten, altmodischen Grünen!

#Hustenbonbons  #Verpackungsdesign
#Muttergeschichten  #Pflegeheim

Nein, es war keine politische Botschaft so kurz vor der Bundestagswahl, sondern ein Sonderauftrag für den #General: Ich sollte bei meinem nächsten Heimbesuch unbedingt eine Tüte Hustenbonbons mitbringen, und zwar genau diese, die altmodischen Grünen, die mit dem Streifen aus der Apotheke!

Kennen Sie diese Eukalyptus-Mentholbonbons auch noch aus Ihrer Kindheit? Oma-Guttis, hießen die bei uns, weil wir sie stets von alten Omis 👵 geschenkt bekamen, und dann brav Danke sagten, wie man es uns beigebracht hatte. Dabei mochten wir dieses Geschenk gar nicht, weil diese Bonbons nicht zuckersüß, sondern unangenehm scharf schmecken. 😬 Es sind eben Hustenbonbons für die kalte Jahreszeit. 

Ich war und bin der Gletschereis-Typ, als Kind liebte ich die Campinos, und 'Nimm Zwei' ist und bleibt ein genialer Produktname. Bayerisches Blockmalz ist auch fein, aber das ist alles ganz schlecht für die Zähne. Mentholbonbons mit Eukalyptus oder Salbei machen wenigstens noch ein bisschen Sinn. Etwas erstaunt war ich aber doch über diese ungewöhnliche Bestellung, die so gar nicht zu meiner Mutter passt. Zuletzt wollte sie doch diese Kieselsteine mit Johannisbeergeschmack!? 😜

"Da ist eine alte Frau auf der Etage, die verschenkt immer so ein Gutti", erklärte sie mir vage. Es ging also darum, dass auch meine Mutter bei dieser Verschenk-Aktion irgendwie mitmachen, und ebenfalls eine Tüte dieses nicht-monetären Tauschmittels haben wollte. So eine Art Pokémon zum Lutschen; wer keine hat, ist außen vor?
"Die Originale aus der Apotheke!", wiederholte meine Mutter mit Nachdruck. Seit sie mit ihrem Rollstuhl durch die Gegend kurvt, ist sie energischer und auch deutlich klarer geworden. 😮
Diese Bonbons bekommt man bestimmt auch im Drogeriemarkt, dachte ich noch, während ich meiner Mutter beruhigend zunickte. Gleichzeitig war klar, dass ich keinesfalls mit einem Nachbau des Originals anrücken durfte.
Als mir auf einem meiner nächsten Wege die Tram vor der Nase davon fuhr, und eine Apotheke direkt auf dem Weg zur Haltestelle lag, warf ich meine Preiskalkulation spontan über Bord. Zeit ist auch irgendwie Geld, also rein und Zeit sparen. Der bestellte grüne Klassiker lag gut sichtbar direkt neben der Kasse, und ich musste auch nicht lange anstehen. Während die Apothekerin die große Vorratstüte über den Scanner zog, sagte ich zu ihr: "Wussten Sie, dass diese Bonbons im Seniorenheim gerade der große Renner sind?"

Sie schaute mich mit erstauntem Interesse an und fragte: "In welchem?"
"Es ist das Heim, in das Sie meines Wissens die verblisterten Medikamente liefern", gab ich zu verstehen. So etwas weiß man, wenn man die Heimverträge nebst allen Anlagen liest, bevor man sie unterschreibt...
"Ach!", rief die Apothekerin, "da haben wir seit Januar etwas ganz Neues für die Patienten. Die bekommen jetzt eine Liste, und können bei uns alle Produkte aus dem Sortiment bestellen, auch wenn sie nicht vom Arzt verordnet wurden."
Also auch diese Bonbons, fügte ich in Gedanken hinzu, und die verkaufstüchtige Apothekerin dachte vermutlich dasselbe. Marketing-Time!
Meine Bonbontüte hatte ich mittlerweile bezahlt und wollte schon gehen, damit ich die nächste Tram nicht auch noch verpasse, als die Apothekerin unter ihren Tresen abtauchte.
"Warten Sie, da habe ich noch was, wenn Sie ins Heim gehen."
Sie reichte mir eine kleine Öko-Papiertüte, eilig angefüllt mit vielen kleinen, einzeln verpackten Hustenbonbons - zum Verschenken. Fast so schön wie die Werbung! von Trader Joe. 😅 Und weil mir von der eisigen Kälte draußen die Nase lief, gab es für mich noch eine Packung Taschentücher obendrauf. Die verpasste Tram hat sich gelohnt, dachte ich hoch erfreut, und auch, dass sich über einen Tresen geführte Gespräche oft angenehm positiv entwickeln. 😊 An einem ToGo-Automaten ist so etwas definitiv nicht möglich, und vielleicht kaufe ich die nächste Vorratstüte von diesen altmodischen Grünen doch wieder in der Apotheke? 😁

Als ich später auf der Pflegestation ankam, waren es doch die Originale, die mehr Eindruck machten. Warum? Einzeln in Plastik eingeschweißte Bonschen lassen sich von alten Menschen oft nicht ohne Hilfe öffnen! Meine Mutter versuchte es, kam aber nicht weiter. Selbst ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die Verpackung mit meinen klammen Fingern so aufzureißen, dass der Inhalt schnell und mühelos erreichbar ist. Besonders frustrierend wäre es, wenn die Lutschpastille auch noch auf den Boden davonhüpft.
Bei dieser Gelegenheit wurde mir wieder eine dieser Alltagshürden bewusst, von denen man sich als junger oder mittelalter Mensch gar keine Vorstellung machen kann: Taube Finger, kaum Feinmotorik. Meine Eispfoten werden nach einiger Zeit wieder warm und beweglich, aber bei Menschen mit Arthrose, Arthritis, Polyneuropathie oder anderen Gebrechen bleiben die Finger steif oder gefühllos. 😒

Wohl auch deshalb haben sich die grünen Klassiker - nur echt mit der Fahne - schon vor Jahrzehnten bei dem Omis durchgesetzt, und sind bis heute ein unverzichtbarer Bestandteil im Apothekensortiment. 😅 Verschenken kann man die modernen Bonbons trotzdem, zum Beispiel ans Pflegepersonal. Die Salbei-Variante ist nicht ganz so scharf. 😁

Siehe auch: Ausgelutscht, Werbung!, Wieviele Finger sind das denn?Marmeladengemetzel, Das Wapperl muss weg!, Sind Sie alt?, Awa ke was?, Kostenlos!, Klebefilmreif, Glückstüte, Dramaturgisch notwendig, Glückskeks-Wahrheiten, Trike!, Backwaren ToGo AutomatUngenießbar, Das Beste kommt erst noch, #Design

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