Die Maikäfersiedlung im Münchner Stadtviertel Berg am Laim war für mich viele Jahrzehnte lang ein vertrauter Anblick. Ich hatte Freunde, die unweit dieser Siedlung wohnten oder wir besuchten den Samstagsflohmarkt auf dem nahegelegenen Parkplatz an der U-Bahn. Einmal im Jahr traf ich mich mit Ex-Kollegen im "Kleinen Brauhaus Dicker Mann" oder im Michaeligarten. Die Fassaden der kleinen Häuser entlang der Bad-Schachener-Straße begleiteten mich auf meinem Weg zu diesen Treffen. Schon damals strahlten diese Gebäude etwas anheimelnd Altmodisches aus. Ich habe mich immer gefragt, wie es da drinnen wohl aussehen mag, in diesen winzigen Häusern mit ihren winzigen Fenstern. Die hölzernen Fensterläden und die roten Satteldächer wirkten auf mich, als habe sich der Architekt beim Entwurf an einer Kinderzeichnung orientiert.
Während ich selbst ein gutes Jahr lang in Berg am Laim wohnte, erlebte ich mit, wie die ersten dieser ab 1936 errichteten Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden. Dieser Umgestaltungsprozess dauert nun schon ein Jahrzehnt. Anders als in anderen Stadtvierteln verläuft die Stadterneuerung hier wie in Zeitlupe. Es gibt nicht diese eine klaffende Riesenmonsterlücke im Stadtbild wie beim Agfa- oder Paulaner-Gelände, dadurch fällt die Veränderung weniger auf. Während die Neubauten auf der einen Straßenseite schon seit Jahren selbstverständlich waren, standen direkt gegenüber immer noch die alten Häuser. Eines ist momentan noch bewohnt.
Als ich heute wieder einmal durch diese Straße radelte und den Bauzaun und die Graffitis an den Wänden sah, wusste ich, dass es höchste Zeit war, nochmal ein paar Fotos zu machen.