Dienstag, 8. August 2023

Schlapp ToGo

Die Spielsaison im Stadion an der Grünwalder Straße hat am Wochenende wieder begonnen, mit einem Sieg für den TSV1860. Diesmal also keine Schlappe. 😁 Der zum Spielende einsetzende monsunartige Regen hat größere Feierlichkeiten danach offenbar verhindert. In den darauf folgenden Tagen hat der Sturm alles Mögliche und Unmögliche durch die Nebenstraßen gewirbelt, und die Stadtreinigung hatte offensichtlich noch keine Zeit, die Hinterlassenschaften zu beseitigen. 

Zeitgeist auf Wanderschaft
Was mich früher im Sinne der urbanen Verunreinigung noch geärgert hat, betrachte ich mittlerweile als faszinierende Fundgrube. Diese Zufallsmischung aus zerquetschten und zerfallenden Bechern, Verpackungen, bedruckten Papier- und Plastikschnipseln erscheint mir wie ein kaleidoskopischer Kosmos, ein Abbild der jeweiligen Gegenwart. Wo sich vor zwei Jahren noch Hygienehandschuhe und FFP2-Masken ein Stelldichein gaben, lungern jetzt wieder Getränkebecher, Pommestüten und allerlei Botschaften im Bordstein herum. Deshalb fällt das jetzt unter #StreetArt.

Schlapp ToGo ist nur eines der heute entstandenen Meisterwerke. 

Lindenblütentee ToGo in der sich selbst befüllenden Transparentvariante sieht elegant aus. Das ist der Hugo unter den ToGos, aber wenn ich recht informiert bin, ist Limoncello-Sprizz momentan angesagter.

Man soll Dinge nicht aus dem Zusammenhang reißen, manchmal passiert es aus Versehen:

Das Goldene M ist natürlich allgegenwärtig:

Die heutige Morgenausbeute hat mich jetzt doch dazu bewogen, in meinem Fotoarchiv einen eigenen Ordner für Müllkunst anzulegen. Es ist auch Teil meiner Langzeitbeobachtungen des kontinuierlichen Wandels, und in fünfzig Jahren womöglich museumsreife Retro-Kunst.

Eines meiner jahrelangen Ärgernis-Motive scheint sich endgültig aus dem Straßenbild verabschiedet zu haben: Die kostenlosen Wochenzeitungen! Wann haben Sie zuletzt eine gesehen oder bekommen?

Neulich hatte ich eine womöglich historische Werbebeilage in der Hand: Der letzte gedruckte Prospekt einer Lebensmittelkette. Den will jetzt schon jemand für 15 EUR per Kleinanzeige als Sammlerstück verkaufen! Ob uns die Gratiszeitungen durch den Wegfall der großen Werbekunden in Zukunft wirklich erspart bleiben? Die Infos und Angebote kann man sich mittlerweile alle in der App des jeweiligen Discounters angucken. Man bekommt sogar noch extra günstige Preise, wenn man sich registriert. VIP-Konditionen sind ja nicht verboten, mit Daten bezahlen wir ja anderswo auch. "Kunden, denen der vegane Lachs gefiel, kauften auch lachsfarbene Sneaker..." oder irgendwie so. 😏

Die neueste Pressemeldung zu Gratiszeitungen (August 2023) ist interessant: Der Presserat kümmert sich jetzt um diese Publikationsform. Kann oder wird man den bisher rein durch Werbung finanzierten Printprodukten neues Leben einhauchen? Lokalnachrichten sind durchaus erwünscht und wichtig.

 "Viele kostenlose Wochenzeitungen bieten hochwertigen Journalismus und sind wichtige Quellen für die Lokalberichterstattung", erklärte Volker Stennei, Vorsitzender des Trägervereins des Presserats. "Wir eröffnen diesen Verlagen die Möglichkeit, durch eine Selbstverpflichtung zum Pressekodex ihren Qualitätsanspruch zu untermauern." (Pressemeldung) 

Schauen wir also mal, wie das weiter geht. Das Goldene M erklärt seit einiger Zeit in einer Werbekampagne, wie schön die ToGo-Becher sind, weil sie, wie das sie umgebende Laub, ganz schnell zerfallen. Da muss man also schnell fotografieren, bevor sich das Motiv aufgelöst hat. 😅

Siehe auch: ToGo in Amsterdam, Es droht wieder Ungemach, Rein und sauber - die geniale Hotline, Auf dem neuesten Stand?, Hauptsache drin, Briefankündigung, Hometogo 1982, Design-Klassiker der Zukunft, Kuchen ToGo, Kunst ToGo, Vom Winde verweht, Zaungäste, Galgenhumor, Smiley ToGo

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