Donnerstag, 24. August 2023

Ausdauernd

27 mm | 1/320 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

#Wegwarte  #Sommer23

Die Blüten sind nur morgens von 6 bis 11 Uhr geöffnet, dafür blüht die Wegwarte von Juni bis Oktober, also satte fünf Monate lang! Ich freue mich jeden Tag, wenn ich sie sehe.

Ende Juni hatte ich die ersten Bilder dieses Neuzugangs an der ehemaligen Bienenweide gemacht. Dadurch war die Aufmerksamkeit geschärft, und später habe ich auch direkt am Isarufer viele Exemplare entdeckt. Dort sind die Pflanzen erheblich kleiner, deutlich robuster, und die Farbe der Blüten ist dunkler. Die Isar-Wegwarten haben morgens weniger Sonne, als diese hier.

Mythen gibt es natürlich auch rund um die Wegwarte. Im ausgehenden Mittelalter schrieb man ihr unglaubliche Zauberkräfte zu. Wenn man die Pflanze nach einem bestimmten, bei Wikipedia nicht näher beschriebenen Ritus ausgräbt, soll man im Kampf unbesiegbar und so ganz allgemein unverwundbar werden. 💪 Das klingt sehr gut, lässt sich wissenschaftlich aber leider nicht nachweisen. Wenn man im Internetz weiter recherchiert, findet man bestimmt irgendwo jemanden, der sich mit den Ritualen auskennt. Vielleicht hat die Wissenschaft beim Ausbuddeln oder Pflanzen nur irgendein Detail übersehen. 😆

Im Mittelalter wurde die Wegwarte speziell für allerlei Arten von Liebeszauber verwendet. Das ist natürlich auch Hexenwerk! Wer im Mittelalter so ein Handwerk ausübte, sollte sich besser nicht dabei erwischen lassen. Man beziehungsweise Frau landete dann berufsbedingt im Kerker, und anschließend auf dem Scheiterhaufen. Als kluge Hexe oder Hexer hätte man sich vorher mit der Wegwarte die Fähigkeit Unverwundbarkeit aneignen, und alle Bestrafungen locker und unbeschädigt überleben können. Ob solche Fälle jemals aufgetreten sind, ist auch nicht überliefert. Man stelle sich mal vor, es würde funktionieren... Dann würden sich nicht nur die Bienen an der Wegwarte laben. 😀

Man glaubte auch, dass "eine Wegwarte unter dem Kopfkissen einer Jungfrau im Traum den zukünftigen Ehemann erscheinen ließ". Dabei dürften viele sogenannte selbsterfüllende Prophezeiungen entstanden sein. Die moderne Theorie hinter diesem beobachtbaren Phänomen besagt: Eine Prognose über eine mögliche Zukunft hat entscheidenden Einfluss und ist sogar die wesentliche Ursache dafür, dass diese Zukunft tatsächlich eintritt. Einfacher ausgedrückt: Der Glaube allein versetzt Berge. Naja, wenn's hilft?!

27 mm | 1/310 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

Ob die Wegwarte die reale Vorlage für das Symbol der Romantik (die „blaue Blume“) war, lässt sich leider nicht belegen. Angesichts ihrer strikten Öffnungszeiten könnte man auch auf den Gedanken kommen, dass sie in einer Behörde gezüchtet wurde. Freundlicherweise öffnet sie ihre Blüten aber auch an Wochenenden und Feiertagen. 😅 Im Prinzip ist es schon schlau, nicht den ganzen Tag lang zu blühen, da hält man insgesamt länger durch.

Über die Verwendung als Heilpflanze gibt es durchaus Belegbares: Bekannte und anerkannte Leute wie Paracelsus und Kneipp hielten die Wegwarte bereits für sehr nützlich, und in der traditionellen Pflanzenheilkunde hat sie bis heute einen festen Platz. So verwundert es auch nicht, dass die mit dem Chicorée-Salat verwandte Pflanze essbar ist, und zwar komplett: Laubblätter, Stängel, Blüten und die unterirdischen Pflanzenteile.

"Die Laubblätter eignen sich von April bis zur Blütezeit (Juni) zur Zubereitung von Salaten, Spinat, Gemüsegerichten, Suppen und Saucen. Da die Laubblätter mit der Zeit immer bitterer werden, eignen sie sich für Salate insbesondere am Anfang der Vegetationsperiode. Die unterirdischen Pflanzenteile kann man von September bis zum Frühjahr ernten. Getrocknet, geröstet und gemahlen kann man sie zur Zubereitung von Zichorienkaffee nutzen. Sie eignen sich zur Zubereitung von Koch-, Back- und Pfannengemüse; hierfür schält man sie, schneidet sie klein und wässert sie vor der Zubereitung 2 Stunden." (Wikipedia)

Chicorée, Römersalat, Radicchio... Wegwarte. Die bitteren Salate finden Sie auch im Supermarkt oder Bioladen. Es sind vermutlich genau die Bitterstoffe, die dieses Grünzeug so gesund machen. Einen bitteren Geschmack mögen die meisten Leute nicht, darum wird er aus den modernen Sorten raus gezüchtet. Bitterstoffe gibt's ja auch in weitaus beliebteren Produkten, wie dem schwarzen Kaffee oder dem Bier. 😁 Und so gibt es keinen Grund, die schönen blauen Blumen abzureißen, damit sie auch wirklich fünf Monate lang blühen können.

Siehe auch: WegwärterinWertschätzung, Was bist du denn für eine*r?, Für Survivalfans, Monokultur, Hochsommer, Schön für's Auge, Wasserfestes HeilkrautPlatz da!, #Botanik

Weiterführende Links

Keine Kommentare: