Donnerstag, 3. August 2023

Me Time

21 mm | 1/595 s | f2,2 | ISO 50 | Smartphone

#Sommer23  #Isar  #München

"Down to earth": Nach dem Ausflug zum Mond war die morgendliche Froschperspektive am Isarufer heute ein willkommener Ausgleich. Das Wetter wechselt alle paar Stunden, es ist wie im April, nur deutlich wärmer. Der boeige Wind hat mich an meine Wander-Reisen in Island erinnert...
Die das Fotomotiv begleitende Geräuschkulisse wiederum war typisch München: vorne rauscht die Isar, hinten der Mittlere Ring. Dazu das kreischende Lalü-Lala eines Einsatzfahrzeugs im Stau, und von links das laute Scheppern und Dröhnen eines schweren Zangenbaggers, der wohl ausgerückt war, um irgendwo im Park einen Weg freizumachen. Der Wind rauscht heute auch ganz gewaltig, da muss man leider mit noch mehr herabfallenden Ästen rechnen.
Auf der Kiesbank gegenüber nahm eine Frau im eisigen Isarwasser ein morgendliches Bad. Sie ließ sich ein paar Meter vom kalten Strom flussabwärts treiben, und setzte sich anschließend mit ihrem Smartphone in die Sonne. Sie hat mich daran erinnert, dass ich morgens mal wieder kalt duschen könnte, denn das tut - nach dem anfänglichen Kälte-Schock - unglaublich gut, und ist super für Kreislauf und Immunsystem.

Auch die morgendlichen Runden ins Grüne tun mir gut, und solche Aktivitäten bezeichnet man neuerdings als Me Time. Englisch klingt alles viel cooler und weniger umständlich. Me Time heißt, dass man sich Zeit für sich selbst nimmt. Ich-Zeit klingt wirklich blöd und auch irgendwie egoistisch, auch wenn es das gar nicht ist. Das Wort Selbstfürsorge wiederum wirkt altbacken, spießig, und weckt nebenbei Assoziationen an Sozialbehörden. Bleiben wir also bei Me Time oder Auszeit, solange es nichts Passenderes gibt. Ich nenne es gerne kreativen Freiraum.

Wie funktioniert diese "Me Time"?
Zunächst sollte man sich dafür einen bestimmten Zeitrahmen setzen, und eine Verabredung mit sich selbst treffen: Der Termin steht, und er wird nicht abgesagt. In dieser Zeit sollte man einfach mal für sich sein, das heißt allein, ohne Freunde, ohne Familie, ohne Anrufe oder Nachrichten, und am besten auch ohne Internetz. Diese Rahmenbedingungen sind für manche Menschen schon eine Herausforderung.
Freiwillig allein sein ist etwas anderes als ungewollt isoliert zu sein. Das eine kann sehr erholsam sein, das andere ist Stress. Me Time ist etwas für Menschen, die im normalen Alltag viel mit anderen Menschen zu tun haben, oder ständig von anderen Leuten und deren Ansprüchen umgeben sind, sei es beruflich oder privat. Das gilt auch für Kontakte, die nur virtuell stattfinden.

Ein Chat oder Telefonat mit einer guten Freundin ist keine Me Time, weil die Freundin vielleicht gerade Probleme hat, und man schon wieder (auf)gefordert ist, sich ihre Sorgen anzuhören und sie zu trösten. Im Kern geht es bei der Me Time darum, zu sich (selbst) zu kommen, und sich um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Hinterher sollte man sich wieder frischer und fröhlicher fühlen als vorher. Damit das klappt, muss man aber erst mal wissen, was einem wirklich gut tut.

Nimm dir die Zeit, über dich selbst nachzudenken und finde heraus, was dich glücklich macht. 

Wer sich noch nie eine Me Time genommen hat, dem wird empfohlen, eine Self-Care-Liste zu führen. 😅  Damit ist gemeint, dass man all die durchgeführten angenehmen Aktivitäten notieren soll, um herauszufinden, welche davon am besten wirkt. Das merkt man eigentlich auch so, aber für manche mag so eine Liste eine Hilfestellung sein.

Hilfe, was soll ich machen?
Anscheinend gibt es Menschen, die erst mal nicht wissen, was sie in so einer Me Time mit sich selbst anstellen sollen. 😲 Damit keine Langeweile aufkommt, und die Zeit mit sich selbst garantiert zu einer Quality Time wird, gibt es im Internetz mehr oder weniger brauchbare Vorschläge. Schauen Sie mal, ob etwas für Sie dabei ist. Nachfolgend finden Sie ein paar Tipps aus einer Frauenzeitschrift. Kreuzen Sie doch mal an, 

  • was davon Sie letzte Woche oder im zurückliegenden Monat gemacht haben
  • was Sie vielleicht regelmäßig (sowieso schon) tun, und 
  • was vielleicht mal eine ganz lustige Sache für Sie wäre, weil Sie es noch nie ausprobiert haben.
  • Zuletzt: Was davon würden Sie niemals tun?
  1. ein Buch lesen
  2. Musik hören
  3. ein Hörspiel anhören
  4. einen Film schauen
  5. Spazierengehen
  6. Tee trinken
  7. sich einen frischen Saft pressen
  8. das Zimmer, die Wohnung, den Keller ausmisten
  9. ein neues Rezept ausprobieren
  10. Digital Detox (Handy/Internetz ausschalten!)
  11. nichts tun
  12. Lächeln
  13. Komplimente verteilen 
  14. Ein neues Makeup ausprobieren
  15. ohne Anlass eine neue Frisur ausprobieren
  16. ein Fußbad machen
  17. ein Bad nehmen
  18. Sich an einer Wärmflasche aufwärmen
  19. In die Sauna gehen
  20. Yoga ausprobieren
  21. Ein Körperpeeling machen
  22. ein Körperöl auftragen
  23. eine Gesichtsmaske auftragen
  24. ein Handpeeling machen
  25. die Fingernägel lackieren
  26. Einen Stadtbummel machen, ohne etwas zu brauchen
  27. sich selbst einen Blumenstrauß kaufen
  28. sich selbst beschenken
  29. allein ins Kino gehen
  30. den nächsten Urlaub planen

Na?  😁  Manches auf dieser Liste kommt mir ein bisschen vor wie Satire. Gibt es wirklich Redakteure, die mit so einem Humbug Geld verdienen?

Me Time finde ich total super, aber ich glaube auf die Vorschläge aus Zeitschriften kann ich gut verzichten. Sie auch?

Was machen Sie, wenn Sie sich Zeit für sich selbst nehmen?

Was die Vorschläge oben angeht, wäre mein Tipp: Verzichten Sie auf Stadtbummel, sinnlose Frustkäufe, und andere Ablenkungsmanöver. Wenn Sie ein Hörspiel hören, einen Film anschauen (egal ob im Kino oder zuhause), und selbst wenn Sie ein Buch lesen, sind Sie nicht unbedingt bei sich selbst. Sie tauchen ein in fremde Welten, und verlassen Ihre eigene.
Es mag gut tun, mal nicht das Fernsehprogramm anzuschauen, das Ihre Familienangehörigen ausgesucht haben, insofern lasse ich diesen Vorschlag durchgehen.  😅 Wenn Sie nie Zeit zum Lesen haben, aber einen riesigen Stapel Bücher, die Sie schon seit Monaten lesen wollten, ist auch das für die Me Time okay. 

Sich selbst beschenken = Shoppen. Das macht natürlich Spaß und lässt das Herz kurzfristig höher schlagen, aber es hält in der Regel nicht lange an. Später müssen Sie Ihre Wohnung oder den Keller ausmisten, auch wenn Sie dazu keine Lust haben, und das so überhaupt nicht als Me Time wahrnehmen. Ganz abgesehen davon, dass Sie sinnlos Geld für Dinge ausgeben, die Sie eigentlich gar nicht brauchen.

Um Komplimente zu verteilen, müssen Sie ein Gegenüber haben, das ist zwar nett, aber auch keine Me Time. Nichts tun halten die meisten Leute nicht länger als eine Minute lang aus - also was bleibt noch? Den Drogeriemarkt plündern und eine Beauty-Rundumpackung anlegen? Das ist auf jeden Fall besser als eine Schönheits-OP, freut aber auch nur die Kosmetikindustrie. Lächeln Sie und probieren Sie Yoga aus. Oh bitte... Das ist nicht Me Time, das ist Lifestyle-Marketing.

Gerade ist die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft aus der WM geflogen. In der nachfolgenden Spielanalyse fielen Sätze, die mich hellhörig gemacht haben. Da hieß es sinngemäß: "Die Spielerinnen haben alles gelernt, spielen nach der vorgegebenen Strategie, können gut analysieren, sie treffen aber keine eigenen (und womöglich von der Strategie abweichenden) Entscheidungen. Auf dem Bolzplatz würde man das intuitive Fußballspielen besser lernen." Da wird gerade die Ausbildung unserer Profi-FußballerInnen hinterfragt. Find ich gut. Hinterfragen Sie Ihre Gewohnheiten.

Meine Me Time Favoriten?
Spazierengehen, fotografieren - na klar. Und dann hätte ich noch

  • Lassen Sie sich treiben und entdecken oder folgen Sie Ihrer Intuition.
  • Öffnen Sie das Fenster und lauschen Sie dem Klang von draußen.
  • Beobachten Sie die Wolken am Himmel oder die fallenden Regentropfen
Und das alles gerne bei einer Tasse Tee oder Kaffee. 😁
Weil ich experimentierfreudig bin, habe ich mir eine Gesichtsmaske gekauft, zum ersten Mal in meinem Leben. Das wird bestimmt lustig, weil ich damit meinen Mann erschrecken will.

Siehe auch: Negative Gefühle, Glücklichsein!, Motivation ist (nicht) alles, Arbeit ohne Sinn, Jetzt denken Sie doch endlich positiv!, Pass auf, was du denkst!, Daniel-Day-Lewis-Momente, So wird es nicht bleiben, Langeweile-Loop, Routine ist so angenehm, Nah am Wasser, Der perfekte Moment, Kraft tanken, Glückstüte, Zwölf Grad, Regen, Auf Augenhöhe, Takeo Ishi jodelt, Müßiggang, Kraftort

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