Sonntag, 3. März 2019

Karneval in Venedig


















































Analoge Aufnahme (1993)
Farbfoto gescannt,
digital aufbereitet

Genießen Sie den Karneval, Fasching oder wie immer diese närrische Zeit in Ihrer Region heißt? Für mich galt lange: Wenn überhaupt Karneval, dann höchstens in Venedig. Vor über fünfundzwanzig Jahren konnte man mit viel gutem Willen noch von so etwas wie einer besonderen Atmosphäre sprechen, aber auch damals war es ein Touristengedränge und vor allem eine Show.

Im Fotoclub wurden meine Karnevalsmotive müde belächelt. Erfahrene Clubfotografen widmen sich "totfotografierten" Motiven nicht mehr und können ihnen auch nichts abgewinnen. Mich hat das nicht vom Fotografieren abgehalten, denn für mich waren die Motive neu und aufregend. Zusammen mit einer Freundin bin ich mehrmals nach Venedig gefahren und es war jedes Mal toll. Ich liebe diese Stadt immer noch, und genau deshalb würde ich heute von einer weiteren Reise Abstand nehmen. Wenn das ganze Jahr über mehr Touristen  als Einwohner unterwegs sind, und wenn es nur noch Souvenirshops, aber kaum noch Supermärkte gibt, ist irgendwas grundverkehrt. Dass die Venezianer hohe Eintrittsgebühren für Tagestouristen nehmen, kann ich absolut nachvollziehen. Allerdings bin ich auch skeptisch, ob es die Situation langfristig verbessert. In München werden die Festzelte auf dem Oktoberfest einfach dicht gemacht, wenn sie voll sind. Um trotzdem reinzukommen muss man reserviert haben oder warten. Wenn wir dieses Prinzip auf Städte wie Venedig oder Reiseländer wie Island übertragen, könnte aus der tollen Reise ein Event für Besserverdiener werden. Das kann's auch nicht sein. Reisen wir (modernen Menschen) in Summe zu viel? Offensichtlich schon, sonst würden die Menschen vor Ort, die viele Jahre lang gut vom Tourismus gelebt haben, nicht anfangen, den Tourismus als Plage zu erleben.

Ich halte es da mit dem guten alten Onkel Buddha: Ein Mittelweg (plus sanfter Tourismus) wäre wohl die beste Vision auf lange Sicht.

2 Kommentare:

oli hat gesagt…

Du machst da eine schwieriges Thema auf.
Vorab: Das müde belächeln der "erfahrenen Fotografen" über todfotografierte Sujets kann ich gut nachvollziehen - ich persönlich versuche mich da in Rücksicht. Zum einen ist Geschmack subjektiv, zum anderen sind auch Postkartenmotive tolle Motive. Wenn man es kann.

Bzgl. Reise, Übertourismus und Eintrittspreise: Ich glaube schon, dass Länder wie Island oder Städte wie Venedig oder Orte wie Machu Picchu ein Recht darauf haben den Eintritt zu regeln in kontrollieren.
Als wir 2008 auch Machu Picchu waren, hat unser Guide damals schon angemerkt, dass die Besucherzahlen deutlich über der von der UNESCO empfohlenen Menge liegen. Es wird inzwischen bestimmt nicht weniger geworden sein.
Island war vor 10 Jahren bestimmt ein tolles, naturbelassenes Land - jetzt fahren SUV-Kollonen durch die Landschaft.
Und Venedig? Ich glaube der einzige Moment in dem man die Lagunenstadt genießen kann ist zwischen 03:00 und 08:00!

Müssen wir alles so hautnah bereisen?
Müssen wir den anderen zig-Millionen Touristen folgen und auch noch nach X, Y und Z?
Reicht nicht die Rhön, der Schwarzwald oder der Ebersberger Forst?

Flugreisen sind zu günstig, Flugbenzin ist zu günstig.

Der CO2 Ausstoß von spontanen Reisen mit dem Flugzeug - oder neuerdings mit dem Flixbus - steht in keinem Verhältnis zu dem Mehrwert der Kurzreise.

Wir machen dieses Jahr nur einmal Urlaub. Ja, mit dem Flugzeug (+ CO2 Zertifikat). Aber nur einmal. Und dann dahin, wo keiner hin will.

Ich verstehe es gut, wenn Länder, Städte und Attraktionen sich langsam wehren.

Und ja - das könnte dazu führen, dass die Preise so hoch werden, dass es sich nicht mehr jeder leisten kann. Das tut aber unserer Natur gut. Und das sollte uns wichtiger sein.



betrachtenswert hat gesagt…

Ja, die gleichen Gedanken gehen auch mir durch den Kopf. Reisen nur für Reiche finde ich aber nicht direkt fair. Warum sollte jemand mit schmalem Geldbeutel ausgeschlossen werden? Da würde ich eher Fahrverbote für SUV-Kolonnen verhängen und eher Wandertouristen ins Land lassen. Ich denke wir müssen einiges überdenken, auch die Art wie wir reisen. Europa in 8 Tagen, so wie es in China derzeit angeboten wird, ist sicher nicht die Lösung. Land und Leute mit inszenierten Begegnungen kennenlernen, wie es Studiosus macht, ist auch ziemlich krampfig.
Irgendwann trotten vielleicht sogar Heerscharen von Wanderern durch den Perlacher Forst, wer weiß? Spätestens dann ist es Zeit für eine 3D-Brille im Wohnzimmer ;-)