Samstag, 15. März 2025

Kiesgrube?

21 mm | 1/110 s | f2,2 | ISO 50 | Smartphone
#Schlagloch im #Asphalt

Kies ist, zumindest in der deutschen Sprache, ein Synonym für Geld, genau wie Moos. Rein aus materiellen Aspekten ist Kies eindeutig die härtere Währung. 😂
Dass man in Schlaglöchern Kies finden kann, war mir neu, darum habe ich dieses Motiv fotografiert. Währenddessen ist der Alien mit seinem lächelnden Schneckengesicht aufgetaucht, und hat mich daran gehindert, das wirklich tiefe Schlagloch noch aus einer anderen - tiefen Bodenperspektive - aufzunehmen. Man sieht gar nicht, wie tief es wirklich war, echt krass, darum fiel mir auch diese alte Geschichte vom "Loch in der Straße ein". Kennen Sie die?

Falls nicht, fasse ich sie kurz zusammen:  Die Metapher Das Loch in der Straße stammt aus dem Tibetischen Totenbuch vom Leben und Sterben von Sogyal Rinpoche, in dem der (damals noch unumstrittene) Autor wiederum aus der Autobiographie des buddhistischen Mönchs Nyoshul Khenpos zitiert, nur damit wir die Quellenangaben richtig beieinander haben: nicht dass irgendjemand kommt, und Kies für die Urheberrechte haben will. 😉

Also: In dieser Geschichte geht jemand eine Straße entlang, und fällt in ein Loch. (Es ist definitiv tiefer als mein fotografiertes Schlagloch, also richtig tief.) Diese fiktive Figur, die jeder von uns sein könnte, ist darüber ziemlich verzweifelt und braucht sehr lange, um aus diesem Loch wieder herauszukommen. Es ist nicht meine Schuld!, denkt dieser Jemand, und nimmt am nächsten Tag exakt den gleichen Weg.

Beim zweiten Mal ist eigentlich klar, dass da ein Loch in dieser Straße lauert, aber es passiert wieder: Nicht hingeschaut und reingefallen. Wieder dauert es einige Zeit, um sich daraus zu befreien, und das ist wirklich mühsam und anstrengend. Dieses blöde Loch! 😡
Auch beim dritten Mal kommt es zum Sturz, diesmal mehr oder weniger aus Gewohnheit, aber jetzt kennt man das schon, und weiß auch, wie man rauskommt. Es tut sich die Erkenntnis auf, dass man es besser hätte wissen und machen können. Also besser aufpassen!
Beim vierten Mal gelingt es tatsächlich, das Loch zu umgehen, hui! 💪 , und beim fünften Mal, kommt die Figur auf die Idee, einen anderen Weg zu nehmen. Die Lernkurve ist gemeistert. 👏

Wie doof kann man sein, dreimal in das gleiche Loch zu fallen!, werden Sie jetzt vielleicht denken. Ja und Nein. Diese Geschichte ist eine weise und durchaus kluge Metapher, die sinnbildlich dafür steht, dass Menschen gerne in die immer gleichen Fallen tappen. Sie leiden sehr darunter, wollen ihren eigenen Anteil am "Unfallgeschehen" aber nicht, oder können ihn nur zögerlich zur Kenntnis nehmen. Es geht um Persönlichkeitsentwicklung, und um die Veränderung von Denk- und Verhaltensmustern. Bei den weiterführenden Links finden Sie die ganze Geschichte noch einmal im Original, mit einem wirklich schönen Begleittext, wenn Ihnen meiner zu schnodderig ist. 😏

Auch ich bin, im übertragenen Sinn, schon mehrfach in solche Löcher gefallen, und stelle mir auch immer wieder die Frage, wieso manche Probleme oder schwierige Situationen regelmäßig auftauchen. Wiederholungsschleifen sind ein Signal, dass man irgendetwas anders, gar nicht mehr, oder komplett anders machen sollte. Wie genau bleibt mitunter ein Rätsel. Da helfen manchmal Tipps von außen, oder schlichtweg der Selbstversuch. Ob es auf anderen Wegen wieder andere Löcher gibt, ist im Originaltext nicht überliefert. 😁

Wenn man im Leben oft genug in dieses eine spezielle Loch gefallen ist, kennt man sich damit irgendwann so gut aus, dass man das anschließende Hinausklettern für selbstverständlich hält, oder zur Sportübung erklären kann. Das nennt man dann vielleicht "Bewältigungsstrategie", es ändert aber nichts an der Tatsache, dass man Stufe 4 (am Loch vorbeigehen) oder Stufe 5 (neue Wege gehen) noch nicht erreicht hat. Mit dem Wissen und der Erfahrung, dass man Löcher erkennen, um sie herumgehen und notfalls rausklettern kann, lassen sich guten Mutes andere Pfade einschlagen.

Wer fragt, wieso niemand diese dämliche Straße repariert, und brüllt: "Wenn ich wieder reinfalle, übergebe ich die Angelegenheit meiner Rechtsschutzversicherung!!!" ist noch auf Stufe 1 oder 2. 😅 Manchmal hat man im Leben auch Glück, dann verschwindet so ein nerviges Loch von selbst. 

27 mm | 1/280 s | f1,6 | ISO 50

So war es zumindest bei diesem realen Schlagloch, das vorher jahrelang existiert hatte. Nur eine Woche nach meiner ersten Aufnahme war es repariert, nicht schön, aber pragmatisch. Schade ist es nur um den schönen Kies: Den hätte ich gerne nochmal aus der Froschperspektive fotografiert, als eine Art Blick über den Tellerrand, oder für die Schritt-für-Schritt-Anleitung: So klettern Sie aus jedem (Schlag)Loch. 😄

Werde ich jetzt nach anderen fotogenen Schlaglöchern Ausschau halten, zur Abwechslung die Adlerperspektive einnehmen, oder mich wieder dem Moos widmen?
Es gibt so viele Wege und so viele Möglichkeiten! 😉

Siehe auch: Abstrakte KunstKlatsch!, Weitsprung?, Kraftprotz, Mustererkennung, So präzise wie möglich, Nicht kleckern, sondern putzen!, Ist das ein Nasobehm?, Ohne Moos nichts los, Froschperspektive, Der Unterschied


 Weiterführende Links

Keine Kommentare: