Samstag, 26. Februar 2022

Wer A sagt, muss auch B sagen

#Graffiti

 

Dieser Artikel ist Teil der Serie: Manipulationstechniken, die Sie kennen sollten.  

Methode 3: Wer A sagt, muss auch B sagen

Dieser Satz ist völliger Blödsinn, aber er funktioniert. Es handelt sich um die Beharrungsfalle, bei der Sie jemandem den kleinen Finger reichen, und danach feststellen, dass Ihr Gegenüber die ganze Hand einfordert.

Sie haben doch schon den Kobold A gekauft. Jetzt haben wir den verbesserten Kobold B. Den brauchen Sie unbedingt, sonst wird Ihre Wohnung nicht richtig sauber, und Sie entwickeln womöglich eine Hausstauballergie!
Moment mal, ich dachte der Kobold A wäre schon meine Lösung gewesen?!
Ja, der war schon gut, aber heute wissen wir viel mehr über die Hausstaubmilbe. Das ist eine ganz andere Situation. Darum werden wir unsere Produkte ständig für Sie weiter entwickeln. Bestellen Sie schon jetzt den Kobold C, am besten schließen Sie ein Abonnement ab. Dann sind Sie immer auf dem neuesten Stand. 

Ja super, muss ich haben. 😜 Nein danke.

Menschen, die ihre Meinung ändern, gelten als inkonsequent. Das Prinzip Walk-the-Talk bedeutet, dass Gesagtes auch umgesetzt werden muss. Geschieht dies nicht, verliert jemand, der "herumeiert", langfristig seine Glaubwürdigkeit. Auf so jemanden kann man sich nicht verlassen. Menschen lieben Sicherheit, und die konsequente Umsetzung des Gesagten gilt als Zeichen von Führungsstärke. Ja was eiert "die Politik" herum! Wir brauchen wieder einen starken Mann! Ja wirklich? Wirklich nicht.

Im Umgang mit Haustieren kann man sehr gut beobachten, wie inkonsequentes Verhalten auf der nonverbalen Ebene funktioniert. Manche Hunde oder Pferde machen was ihnen gerade einfällt, andere ordnen sich ihrem Halter ängstlich unter, wieder andere folgen freiwillig. Für mich ist es immer wieder faszinierend zu beobachten, wie entspannt und harmonisch manche Mensch-Hund-Interaktionen ablaufen.

Konsequent sein ist eine gute Sache, konsequent heißt aber nicht autoritär oder gar starrsinnig. In komplexen und dynamischen Situationen ist Flexibilität ebenso notwendig, damit man im jeweiligen Kontext angemessen handeln kann. Die Kunst besteht in der "Weisheit der Unterscheidung".

Niemand gibt gerne Fehler zu, aber wenn man feststellt, dass es falsch war A zu sagen, kann  man den Kurs korrigieren, um die negativen Folgen nicht noch weiter zu verstärken. Sagen Sie nicht Ja, wenn Sie Nein sagen wollen. Natürlich wird Ihnen ein Gehirnwäscher beharrlich vermitteln, dass es überhaupt kein Fehler war, A zu sagen, und dass B nur die logische Konsequenz sei. Mit den Methoden 7 (Steter Tropfen höhlt den Stein) und 4 (Alle machen das so) werden Sie weiter bearbeitet, bis Sie B sagen.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, ist eine bissige Antwort, mit der man sich keine Freunde macht. Sie eignet sich aber hervorragend als Killerphrase (Manipulationstechnik 10), um die Killerphrase "Wer A sagt muss auch B sagen" zu kontern. Heute sieht die Sache anders aus, oder heute haben wir eine neue Situation, wären freundlichere Sätze. Oder Sie sagen einfach Nein. Rechtfertigen Sie sich nicht, wenn Sie es mit manipulativen Menschen zu tun haben. In einer Diskussion wird Ihnen jeder Satz im Mund umgedreht (Gaslighting), und man wird an Ihr schlechtes Gewissen appellieren (Methode 8, Emotionale Erpressung).

Es spricht nichts dagegen seine Meinung ändern, zu wenn man dafür gute Gründe, oder anhand von schlechten Erfahrungen dazugelernt hat.

Keine Kommentare: