Freitag, 18. Februar 2022

Windstille

#Glas  #Murmel  #Blau
#Baumfreunde  #Spiegelung

Schon vor ein paar Tagen hatte ich abends auf dem Heimweg etwas Glitzerndes am Boden wahrgenommen. Es funkelte mich aus der Dunkelheit kurz an, ein ungewöhnliches blauviolettes Leuchten. Ein Lichtreflex im Vorbeigehen.

Für einen Moment dachte ich, dass ich stehenbleiben und noch einmal zurückgehen könnte, um nachzuschauen, was das war. Aber ich war müde und in Eile. Es wird morgen noch da sein, dachte ich, und wenn nicht, dann eben nicht. Man muss sich ja nicht nach jedem Killefit bücken, den irgendjemand verloren hat. Am nächsten Tag schien es fort zu sein: Abgehakt. Zu meinem Erstaunen fand ich es heute früh ein paar Meter weiter, zwischen dem zerfallenden Herbstlaub. Vom Winde verweht, oder von Passantenfüßen unbemerkt beiseite gekickt, lag die blaue Perle im Dreck. Das geht natürlich gar nicht. In ihr spiegelt sich der ganze Kosmos. Saubermachen und ab in die Jackentasche.

Während von Westen die dunkelgraue Wolkensuppe langsam näher rückte, war es unter den Bäumen am Spielplatz absolut windstill und ungewöhnlich mild. Pause! Meisengezwitscher von allen Seiten, tief gelbe Haselnussblüten an den Sträuchern, Blick in die Glaskugel. In der Ruhe vor dem nächsten Sturm: ein Gefühl von Zeitlosigkeit.

siehe auch: Vollbremsung, Zeit, Und dann wieder: Stille, Joggingrunde, Seh ich richtig - blauer Himmel?, Zu groß


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