Dienstag, 16. September 2025

Modefragen

27 mm | 1/170 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

#Schaufenster  #Mode 
Foto #nachgereicht
#Muttergeschichten #Pflegeheim

Vor einiger Zeit hatte ich meiner Mutter einen Katalog mitgebracht, falls sie noch einmal neue Kleidung bestellen möchte, bevor die Frist für die versandkostenfreie Lieferung abläuft. Die letzte Bestellung lag nicht allzu weit zurück, und ja, sie hatte rutschfeste Noppensocken in Schwarz gefunden. Die sind wichtig, weil man damit stabiler stehen kann! 😀 
Folglich mussten wir vor dem Cafeteria-Besuch diesen und weitere Bestellwünsche gemeinsam begutachten. Andernfalls tauchen beim späteren Bestellvorgang Unklarheiten auf, wie zum Beispiel: "Du hast jetzt schon mindestens sechs geringelte T-Shirts, muss es noch ein siebtes sein?" - "Ja, genau so eins habe ich noch nicht!" Oder: "Der Pullover, den du hier angekreuzt hast, ist der gleiche, wie der, den du gerade trägst." - Ja. Sie will einen zweiten haben, denn Lieblingsstücke sind eine Woche lang nicht verfügbar, weil in der Wäscherei, also braucht man zwei davon. Auch dann, wenn vor einer Minute der Satz gefallen ist, "dass man ja nicht jeden Tag das gleiche anziehen kann". 😜 

Das Pflegepersonal ist mit dem Wäschewechseln sehr akkurat und würde die Mutter am liebsten jeden Tag frisch einkleiden, auch wenn sie das nicht für notwendig hält. Zuhause im Mutterhome gab es mit dem Pflegedienst auch schon Diskussionen über dieses Thema, bei denen sich  meine Mutter meist durchgesetzt hat. Der Umstand, dass man in einer Pflegeeinrichtung unter der Beobachtung von Mitbewohnern steht, ändert die Rahmenbedingungen bei der Kleidungsauswahl natürlich auch: Abwechslung ist erwünscht, aber bitte nicht zu viel des Guten. Sie hat ihren eigenen Style, aber - mal eine andere Farbe, außer schwarz und geringelt? Ein krasses Longshirt wie das unterwegs fotografisch aufgegriffene, käme natürlich überhaupt nicht in Frage. 😅

Nach einem kurzen Exkurs zum Wortklauberei-Thema, dass der gewünschte Pullover zwar der gleiche ist, aber nicht derselbe, hatte meine Mutter mit Nachdruck erklärt, dass auf jeden Fall zwei Exemplare im Lieblingsdesign erforderlich sind. Damit ist auf jeden Fall gewährleistet, dass der Pullover frisch ist, und dann ist das Pflegepersonal zufrieden. 
Dass sich ein drittes, im Katalog angekreuztes Pullovermodell ebenfalls im Schrank befand, aber noch nicht im Gedächtnis-Langzeitspeicher meiner Mutter, konnte ich durch einen geschickten Griff in den Pulloverstapel klären. Zumindest diesen Artikel durfte ich von der Bestellliste streichen, und war froh, dass dieser Pulli nicht gerade in der Wäscherei war, sonst wäre ich in Argumentationsnot geraten. 😅

Die Phase mit "ein Piccolo mit zwei Gläsern" ist schon länger vorbei, meine Mutter ist bei ihren Cafeteria-Bestellungen zum Hauswein gewechselt, den sie sich in ein eigenes Glas einschenken lässt. Das alte Lieblingsglas aus dem Mutterhaushalt hat einen dickeren Griff, den sie besser greifen und halten kann, und beim Trinken nichts verschüttet. Im Hinblick auf die Wäsche wären Rotweinflecken fatal, darum ist ihr spezielles Extraglas keine Extravaganz, sondern purer Pragmatismus. 

Dieses Glas müssen wir also immer mit dabei haben, wenn wir das Zimmer verlassen, dazu eine Strickjacke, weil die Temperaturen herbstlich geworden sind, und was niemals fehlen darf, ist die Packung mit den Papiertaschentüchern. Erst wenn das alles an Bord ist, können wir uns auf den Weg zum Aufzug und zur Cafeteria machen. Mein Survival-Rucksack ist und bleibt eine große Hilfe, denn da passt viel Gepäck rein, und ich muss nicht lange nachdenken, ob ich für mich selbst alles an Bord habe. 😂😆😅

Endlich im Erdgeschoss angekommen, gab es einen Rollstuhl-Stau in einer lichtdurchfluteten, einem Wintergarten ähnelnden Passage. Die ist schmal, weil es dort kleine Tischgruppen gibt, wo man schön sitzen und in den Garten hinaus schauen kann. Während ich ihren Rollstuhl durch diesen Bereich schob, hatten wir einen alten Mann vor uns, der wirklich Mühe hatte, voranzukommen. Also wechselte ich ins gleiche Schneckentempo, was meiner Mutter gar nicht gefiel. Was ist aus dem "Fahr nicht so schnell!" geworden? 
Sie wackelte ungeduldig in ihrem Rollstuhl hin und her, und forderte den Vordermann von hinten verbal auf, rechts ran zu fahren, damit wir überholen könnten. Ich kam mir vor, wie auf der Autobahn... Nächster Kauf-Auftrag: Eine  (Licht)Hupe für den Rollstuhl? 😳 

Dass sie ihre verhassten Kompressionsstrümpfe längst nicht mehr tragen muss, ist, nebenbei bemerkt, eine riesengroße Erleichterung. 😊

Siehe auch: Liebenswert und fürsorglich, Das Wapperl muss weg!Queen of Mutterhome, Mehr Style fürs Mutterhome, Geht alles!  und andere  #MuttergeschichtenAugenmerkHilfeee!, #Fenster, Übergangsmotiv, NoppensockenGscheide Haferlschuhe#Wortklauberei

Weiterführende Links

  • dasselbe und das gleiche - Duden

Keine Kommentare: