Donnerstag, 30. Oktober 2025

Detektivarbeit im Pflegeheim

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#Polizei  #Blaulicht
#Muttergeschichten

"Darüber muss man doch berichten!", erklärte meine Mutter gestern ganz aufgeregt. 😮 Es war eine ganz andere Art von Aufgeregtheit als sonst, denn sie hatte unsere Redaktionssitzung nicht mit ihrer üblichen Fragerunde begonnen, sondern mit einem "Stell dir vor, was passiert ist!"

Ja was? 😕

"Morgens um vier Uhr war die Polizei hier und hat zwei Männer gesucht!"  😲

Ja, das waren wirklich ungewöhnliche Neuigkeiten. 😟
"Ich habe noch geschlafen", berichtete meine Mutter, "und dann ging auf einmal die Tür auf. Ich habe es wispern gehört, und zwei Männer in schwarzen Uniformen gesehen! Zuerst habe ich gedacht, ich hätte das geträumt", räumte meine Mutter ein. Ihre Zimmermitbewohnerin muss tief und fest geschlafen haben. "Die hat die ganze Zeit laut geschnarcht!", so meine Mutter, und ahmte das Geräusch zur Untermalung ihres Erlebnisberichts nach. 😆

Der Polizeieinsatz muss mit großer Umsicht abgelaufen sein, denn die Raumbeleuchtung hatte in diesen frühen Morgenstunden niemand eingeschaltet. Man hatte sich im Beisein der - angeblich sichtlich ängstlichen - Pflegekraft nur vergewissert, dass im Zimmer alles okay ist. 
Als ihre Mitbewohnerin später aufwachte, erkundigte sich meine Mutter sofort bei ihr, ob sie von den nächtlichen Ereignissen gar nichts mitbekommen hätte. Natürlich erklärte die Gefragte, dass meine Mutter all das nur geträumt haben konnte, in ihrer typisch burschikosen Art: "Ach, du spinnst doch!" 😠
Verdächtig wiederum erschien meiner Mutter die Frage ihres Lieblingspflegers, der sich beim Frühdienst scherzhaft erkundigte, ob im Zimmer denn wieder eine Party stattgefunden habe, und ob die Damen zu laut gewesen seien, dass man gleich die Polizei habe rufen müssen. 😳

"Im Kasino habe ich alle gefragt", fuhr meine Mutter fort, denn sie wollte unbedingt Klarheit darüber, ob sie sich das alles nur eingebildet, oder wirklich erlebt hatte. Also MitbewohnerInnenbefragung: Wer hatte was gesehen?

Ihre detektivischen Ermittlungen, über die mir meine Mutter detailgetreu berichtete (!), ergaben, dass auch andere Bewohner etwas bemerkt hatten, und dass es diesen Einsatz tatsächlich gegeben hatte. Wie und warum zwei Männer ins nachts abgeschlossene und vom Pförtner bewachte Pflegeheim gelangen konnten, und was sie dort wollten, ist noch nicht abschließend geklärt. Nachdem jemand die fremden Gestalten in der nächtlich leeren Cafeteria gesehen und die Polizei verständigt hatte, war ein ganzer Mannschaftswagen der Polizei angerückt. Der gesamte Gebäudekomplex wurde abgesperrt und alles, inklusive aller Bewohnerzimmer durchsucht. Dafür braucht man ordentlich Personal, denn das Gebäude ist groß.

"Stell dir vor", fuhr meine Mutter amüsiert fort, "der Pförtner wollte gerade raus und eine rauchen, und dann rückt eine ganze Truppe Schwarzgekleideter mit Blaulicht an!" 👮🚔 😲
Woher sie das nun wieder wusste?! 😅 Sie hatte vermutlich jeden, aber auch jeden im Haus persönlich befragt, ein wirklich eindrucksvolles detektivisches und kommunikatorisch anspruchsvolles Unterfangen. Da braucht man keine Gruppentherapie... Zuletzt war es der Cafeteria-Chef, der uns den Hergang des Ereignisses noch einmal aus seiner Sicht schilderte. 

"Das muss doch in die Zeitung!", bekräftigte meine Mutter, und stellte ein weiteres Mal fest: "Hier ist immer was los!"  Ihre Frage "Wo bin ich da nur hingeraten!?" war eher ein Ausdruck von positivem Stress: Ein Pflegeheim-Krimi, und sie mittendrin! 😁
Ein bisschen besorgt hatte sie zwischendurch auch geklungen, denn es hätte ja wirklich etwas passieren können. Ausgesprochen beruhigend war jedoch die Tatsache, dass das Nachtpersonal im Heim sehr aufmerksam war, und die Münchner Polizei die Lage schnell geklärt hatte. 👍
"Die passen gut auf euch auf", fasste ich den Mutterbericht zusammen. Ob es Einbrecher waren, oder Jugendliche, die sich einen Streich erlaubt hatten: Nachts allein zuhause im Mutterhome hätte so eine Situation nicht nur für große Panik gesorgt, sondern auch ganz anders ausgehen können. 😓

Dass die Einsatzkräfte offensichtlich sehr rücksichtsvoll vorgegangen sind, um die zumeist schlafenden Heimbewohner nicht aufzuwecken oder unnötig zu erschrecken, finde ich erwähnenswert. Zuständig für den Einsatz war die Polizeiwache 21, deren Tag der Offenen Tür mein Mann und ich im Sommer besucht hatten. Insofern passt das heute von damals nachgereichte Fotomotiv ganz gut zum Thema -  Pozilei! 😉

Ich wurde aus der Redaktionssitzung mit dem Auftrag entlassen, das Internetz nach dem Polizei- oder einem Pressebericht zu durchforschen. Gefunden habe ich noch nichts. Vielleicht kommt das noch, wenn der Fall "ausermittelt" ist. Meine Mutter wird jedenfalls keine Ruhe geben, bis sie alle Informationen hat, also ist für weiteren Gesprächsstoff gesorgt. Mir fällt bei all dem immer wieder auf, dass die geistige Klarheit und Kommunikationsfähigkeit meiner Mutter seit ihrem unfreiwilligen Umzug ins #Pflegeheim einen regelrechten Turbobooster erfahren hat. 😎 Ich führe das auf die Tatsache zurück, dass sie wieder mitten im realen Leben ist, und nicht mehr alles aus der TV-Glotzenperspektive wahrnimmt. 

Siehe auch: Pozilei!Ein Untier ist los!Wenn Unbeteiligte beteiligt sindDa muss ich ja denken!, WeltuntergangGorillakäse fürs Forsa-InstitutWolkenkuckucksheim, HalluzinogenSehtestLicht- und HirngespinsterKnoblauch und Weihrauch, Soziales MediumLiebenswert und fürsorglich, Essen (allein) macht nicht glücklichSicher!#Muttergeschichten

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