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| 27 mm | 1/230 s | f2,2 | ISO 50 | Smartphone |
#Luftballon #pink
#Muttergeschichten #Pflegeheim
Ja, es war ein großer Schreckmoment, als gestern um kurz nach 11 Uhr der schrille Ton der Warn-App auf meinem Smartie losging. Diesmal war es kein angekündigter Probealarm wie im September, sondern die Meldung einer echte Gefahrenlage: Extreme Gefahr! 😱 Wo genau die Gefahr besteht, und um welche Art von Gefahr es sich handelt, muss man dann nachschauen.
Den ersten Gedanken, der mir durch den Kopf schoss, verrate ich Ihnen: Bei einer wirklich krassen, unmittelbaren Bedrohung hätte ich im Büro alles stehen und liegen gelassen und wäre nach Hause zu meinem Mann geeilt. Der hat sein Handy nur ganz selten an, also auch keine Warnung erhalten, und war ganz erstaunt, als ich ihn auf dem Festnetz anrief.
Dank Internetz ist es kein Problem sich zu informieren, so konnte ich schnell wieder aufatmen und den Liveticker im Hintergrund verfolgen, während die Live-Webcam auf dem Oktoberfest verständlicherweise keine Bilder von den fünfhundert Polizisten und dreißig Sprengstoffspürhunden übertrug. 😓 Hintergrund des Geschehens war nach Einschätzung der Behörden ein eskalierter Familienstreit.
Sie haben die Nachrichten sicher auch verfolgt: Um 17:30 Uhr wurde die Wiesn wieder geöffnet. Die BILD-Zeitung hatte bereits nachmittags getitelt, dass das Oktoberfest jetzt vorbei sei. Die Wirte und Schausteller wiederum hatten eine Verlängerung in Erwägung gezogen, nach dem Motto "Jetzt erst recht". Schau mer mal, wie die Panik-Wiesn '25 nächste Woche im Rückblick daherkommt.
Meinem für den frühen Nachmittag fest eingeplanten Pflegeheimbesuch stand die Gefahrenlage nicht im Weg, und meine Mutter musste ich nicht anrufen. Im Heim ist es so sicher, wie sonst nirgends, und weil im Doppelzimmer ständig ein Radiogerät läuft, war meine Mutter längst informiert.
Eigentlich sollte die Country-Musikgruppe in der Cafeteria auftreten, bei der wir uns im Sommer ein Lied für den 1. Oktober gewünscht hatten. Dass ich den Termin auf der Homepage der Band 'Lost in Bavaria' vormittags nicht mehr fand, und zuletzt auch kein Veranstaltungsplakat in den Räumlichkeiten gesehen hatte, war ein latenter Warnhinweis, dass es wohl zu Planänderungen gekommen war. Ein Konzert gab es trotzdem, und der Musiker war meiner Mutter bereits bekannt. In höchsten Tönen hatte sie den jungen Mann mit seinem "Böbbel auf dem Kopf" gelobt, weil er ein tolles Schlagerprogramm zum Mitsingen hat. Das kann ich bestätigen. 😊
Wir hatten uns frühzeitig in die Cafeteria begeben, um ganz weit vorne mit guter Sicht auf den Musikanten sitzen zu können, der stilgerecht in Lederhosen auftrat. Das Weinglas der Mutter war gefüllt, der Capuccino stand vor mir auf dem Tisch, und weil ich vor lauter Schreck und IT-Gedaddel bis 15 Uhr noch nicht gefrühstückt hatte, war ich wirklich ausgehungert. Ich spekulierte auf die "kühlen Getränke und Schnittchen" zum Musiknachmittag, und wurde nicht enttäuscht. Die kleinen mit Lachs und Frischkäse belegten Sandwiches sehen aus wie echte Semmeln, sind aber so butterweich, dass man sie selbst als zahnloser Tiger problemlos verspeisen kann. 😅 Meine Mutter, die selbst nichts essen wollte, hat mir dann auch noch zwei Apfeltaschen extra zugesteckt. 😋
Während sich die Cafeteria allmählich mit den Konzertbesuchern füllte, erschien ein Pantomime 🤡, der meiner kichernden Mutter den rosa Luftballonhund bastelte, und tiefsinnig lächelnd weiter zog, um auch die anderen Senioren während der langen Wartezeit mit seinen Darbietungen zu unterhalten.
Die Choreografie des Rollstuhlparkens nebst Unterbringung noch halbwegs gehfähiger Personen an Tischen, plus fachgerechtem und platzsparendem Abstellen der Gehhilfen ist in dieser Einrichtung erprobter Alltag. Die machen das so geschickt, dass ich wirklich nur den Hut ziehen kann. Genauso beeindruckt, ja beinahe beschämt hat mich die aufmerksame und liebevolle Zugewandtheit der Pflegekräfte: Demente Patienten werden am Händchen an ihre reservierten Plätze geführt, jemand bleibt daneben sitzen, passt auf die Leute auf und tanzt auch mal Walzer mit jemandem, der ansonsten weglaufen oder vielleicht stolpern würde... Nebenbei Getränke und Schnittchen zwischen den Rollstuhlreihen servieren oder weiter reichen, und während des Konzerts mit wachem Blick auf das Ganze als Co-Entertainer die Stimmung anheizen... 👍🙏👏
Ein Prosit der Gemütlichkeit! - das gab's gestern im Pflegeheim. Ja, wir haben mitgesungen, ich habe sogar ausprobiert, ob ich "bei uns in Tirol" jodeln kann. Seit dem Karaoke-Abend weiß ich, dass es keiner hört, wenn man falsch singt. Jetzt kommt die Erkenntnis obendrauf, dass meine Stimmbänder nach einer knappen Stunde erholungsbedürftig sind. 😅
Ein paar Mal sind irgendwo im Hintergrund Luftballons laut zerplatzt, aber diese Geräusche haben niemandem Angst eingejagt. Diese wirklich spezielle rosarote-Wolken-Atmosphäre hätte ich am gestrigen Nachmittag auch anderen Menschen gewünscht. Es mag realitätsfern klingen, angesichts einer realen Bedrohungslage. Mir hat es gezeigt, wie schnell man den eigenen mentalen Fokus durch so ein Setting in eine andere Richtung lenken kann. Wer hätte gedacht, dass ich nochmal anfangen würde, zu Schlagerklängen zu schunkeln, und das auch noch lustig zu finden? Ich am allerwenigsten, Takeo Ischi vielleicht? 😂
Ob es am späten Nachmittag eine offizielle Entwarnung von der Oktoberfest-Gefahrenlage gab, weiß ich nicht. Entweder habe ich sie nicht gehört, oder mein Handy hat nicht gebimmelt, weil diese Funktion im Pflegeheim auch an meinem Smartie abgeschaltet wurde.
Siehe auch: Grünalarm, Sind Sie up-to-date?, Helau!?, Umfunktioniert, Festgelände, Allgemeiner Lagebericht
Weiterführende Links
- Wirbel um Handy-Alarm zur Wiesnschließung - BR24
- Bombendrohung Oktoberfest - BR Nachrichten, ZDF
- Wiesn-Verlängerung? - BR24, ZDF


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