Montag, 13. Mai 2024

ESC Muttertag

27 mm | 1/3200 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

#Street #Litfaßsäule #Plakat #Colorkey
#Frühling2024

#Muttergeschichten

Offiziell war gestern #Muttertag, aber ich war nicht im Mutterhome. Ich habe auch nicht angerufen, weil dieser #Aktionstag in unserer Familie keine hinreichende Relevanz hat. In der Schule habe ich natürlich gelernt, dass Mütter am Muttertag geehrt werden, und dass man ihnen zu diesem Anlass Geschenke macht, am besten selbstgebastelte. Im Alter von sieben bis neun Jahren verfügt man noch nicht über die finanziellen Ressourcen, um der Mutter ein Diamantcollier zu kaufen, das sie aufgrund der aufopferungsvollen Care-Arbeit, wie es heute heißt, auf jeden Fall verdient gehabt hätte.

Mit ungelenk hingekrakelten Kinderzeichnungen kann man sich nichts kaufen, aber sie kommen von Herzen, oder zumindest aus dem Gefühl, am Stichtag das getan zu haben, was so allgemein von einem erwartet wird. Der wiederholt ausgesprochene mütterliche Hinweis, dass es so etwas wie einen Muttertag nicht braucht!, hat zumindest mir klar gemacht, dass ich mir die Mühe mit den Zeichnungen sparen, und die Blümchen im Garten stehenlassen kann, wo sie auch nicht so schnell verwelken wie in der Blumenvase. Pralinen oder Schnaps haben sich in späteren Jahren als sinnvollere Geschenke erwiesen.

An meine Mutter gedacht habe ich an diesem Muttertag schon. Anlass war das Helene-Fischer-Plakat auf dem Weg zum Fitnessstudio. Die Helene gehört nun so gar nicht zu den musikalischen Favoritinnen meiner Mutter, aber es erinnerte mich daran, dass an diesem Wochenende irgendwas mit dem ESC war. Das hatte ich den Schlagzeilen der Tagespresse entnommen, es war aber nicht notwendig, die ganze Schlagzeile zu lesen. Zum Wochenauftakt sollte ich sowieso einen individuellen Erlebnisbericht von der TV-Übertragung erhalten, und bevor Sie weiterlesen, spreche ich an dieser Stelle vorsorglich eine Triggerwarnung aus... 😅

ESC ist für mich vor allem diese eine, besonders wichtige Taste auf der Computertastatur: Escape! Wenn man sich verklickt hat, oder wenn der Computer hängt, kommt erst mal ESC: Vorgang abbrechen, hol mich hier raus! ESC steht aber auch für Eurovision Song Contest, den ich noch als "Schlager Grand Prix" in Erinnerung habe. Zuletzt geschaut habe ich dieses Format - einmalig und zusammen mit meiner Mutter - , als dieser verrückte Typ mit seinen langen Zottelhaaren angetreten ist, und beim Contest mit "Piep, piep, piep, Guildo hat euch lieb" erstaunlicherweise auf den siebten Platz kam. 😜 98% der ESC-Ereignisse, wenn sie mich überhaupt erreichen, werden in meinem internen Speichersystem nach zehn Minuten automatisch gelöscht (Escape!).

Um Interesse zu signalisieren, eröffnete ich diesmal den Morgendialog mit der Frage, wer denn gewonnen hätte. Meine Mutter lachte. (Was sonst?)
"Das musst du dir vorstellen!", kicherte sie.
Immerhin hatte ich schon einen Kaffee getrunken, als ich vor der Aufgabe stand,  mir aus der Wortkombination pink, schwul, Minirock und Schweiz ein Bild vom ESC 2024 zu machen. Ich erfuhr auch, dass Deutschland - "jung und dick" - es dieses Mal auf Platz 12 geschafft hätte. Wer in Schweden den letzten Platz ergattert hatte - das ist ja auch immer wichtig - konnte mir meine Mutter nicht sagen. "Irgendein Land aus unserem Umfeld", führte sie aus, und fügte, um ihre Antwort zu präzisieren, "östlich" hinzu. Okay: Albessinien. 😅 Auf jeden Fall muss es hoch her gegangen sein, da im Fernsehen, und sie erzählte mir, dass auch sie mitgejohlt hätte. Will heißen: es war ein lebendiger, interaktiver TV-Abend mit Kommentar im Mutterhome.

Nun hat meine Mutter einen Nachbarn hinter ihrer Zimmerwand, der leider sehr geräuschempfindlich ist, und speziell in den Abend- und Nachtstunden mitunter etwas... genervt reagiert, wenn es im Mutterhome lauter wird. Fußball, Konzerte, hitzige Polit-Debatten - dann klingelt es an der Tür, oder es klopft an der Wand.
"Er hat mit seinen Krücken gegen die Wand geschlagen", erfuhr ich, meine Mutter beteuerte aber sogleich, dass sie am Fernseher ja nur "Zimmerlautstärke" eingestellt hatte, und dass der Übertragungston stellenweise lauter oder leiser gewesen sei. Am Fernseher also, selbsttätig, und dafür kann sie ja nichts, schon gar nicht, wenn das Saalpublikum in Schweden vor Begeisterung tobt.
Was ihr Johlen angeht, liegen mir keine verlässlichen Daten vor. Auch wir hören den Nachbarn hinter der Wand, wenn er telefoniert oder geräuschvoll vom Stuhl aufsteht. Die Wand ist ein architektonisches Problem, und die Frage nach einer professionellen Schalldämmung steht schon lange auf meiner ToDo-Liste. Das Dumme ist, dass ich meine Mutter während der Bauarbeiten irgendwo "zwischenparken" muss, sie aber durch ihr vehementes Veto von keiner Pflegeeinrichtung aufgenommen wird, nicht mal für eine Kurzzeitpflege. Selbst wenn mir dieser Coup gelänge, wären freie Plätze in einer Kurzzeitpflege mit genau zu dieser Zeit verfügbaren Handwerkern abzustimmen. Eine Anflugberechnung für eine Landung auf dem Mars ist womöglich einfacher. 😵

Im Wendekreis des Rollators
Mein Plan B, das Geräuschemissionsproblem großräumig zu entschärfen, und mit meiner Mutter die Zimmer zu tauschen, scheitert an den räumlichen Verhältnissen: Selbst wenn sie auf einen Teil ihrer geliebten Möbel verzichtet, kommt sie in meinem kleinen Mutterhomeoffice mit dem Rollator nicht um die Kurve. Bei einem internen Umzug bliebe in der Wohnung nahezu nichts an derselben Stelle wie vorher, und das alles wäre "im laufenden Betrieb" zu bewerkstelligen. Ich nehme die Marsmission.
Während all diese offenen Dauerbaustellen mein zerebrales System beanspruchten, eröffnete sich vor meinem inneren Auge ein lebhaftes 360° Rundum-Panorama: Meine Mutter glücklich glucksend in ihrem Sessel hockend und Wein schlürfend, die ESC Protagonist*innen anfeuernd, während der Nachbar gleichzeitig hochgradig genervt hinter dem TV-Gerät die Wand hochgeht. Da hilft nur noch der große Philosoph Helge Schneider: "Ihr dürft das alles nicht so ernst  nehmen."

Derweil war meine Mutter mit ihrer ESC-Zusammenfassung von der politisch motivierten Punktvergabe der Jury zum Ausscheiden Frankreichs gelangt, "weil da auch irgendwas krumm war". Was genau? Keine Ahnung. Es sei der blödeste ESC gewesen, den sie je gesehen hätte,  meinte sie, und erklärte, dass es sich schließlich um einen Musikwettbewerb handle, und das habe mit Politik nichts zu tun. 😂 Nach einem kurzen Abriss der "früher war alles viel schöner" Grand Prix Geschichten kam sie zu ihrem Favoriten: "Baby... wie hieß der gleich noch? Nicht Lasagne..."
Mozzarella konnte es nicht gewesen sein, aber sie bekam den Namen noch zusammen: Baby Salanja. Sie betonte extra, dass es nicht Lasagne war, diesen Wortwitz hatte der Kommentator im Fernsehen ausführlich erklärt. Als kleines Extra obendrauf erfuhr ich, dass der neue Kommentarsprecher in der deutschen Kabine für die Zuschauer zu sehen gewesen sei, damit man weiß, wer da spricht, nachdem der alte Kommentator nach 25 Jahren aufgehört hatte.
Für einen kurzen Moment habe ich mich gefragt, ob das zufällig Rolf Kalb war, der ebenfalls in diesem Jahr seinen Rücktritt als jahrzehntelanger Kommentator sämtlicher Snooker-Übertragungen erklärt hat, aber nein. Der nun ehemalige ESC-Moderator heißt Peter Urban. Danke Internetz. 😉

Inzwischen habe ich mir die ESC-Ergebnisse angeschaut, und gelernt, dass nicht Frankreich sondern die Niederlande disqualifiziert wurden, irgendwas mit einem "bösen Blick" oder so, um in der Sprache meiner Mutter zu bleiben. Baby Salanja heißt in Wirklichkeit doch Baby Lasagne, und ich verzichte darauf, mir das Lied Rim Tim Tagi Dim anzuhören. Mein Soundsystem am Computer ist immer noch kaputt, und das ist wahrscheinlich gut so, auch wenn es noch so eine Baustelle ist, um die ich mich kümmern wollte. Man darf das alles nicht so ernst nehmen...

Was nun die Konzertankündigung von Helene Fischer angeht: Mir ist erst beim Bearbeiten der Bilder aufgefallen, dass die beworbene Veranstaltung im Juli 2026 stattfinden soll. 2026?! Das sind noch über zwei Jahre bis dahin.
Als ich mich am Freitagabend von meiner Mutter verabschiedet und ihr erklärt hatte, dass ich am Montagmorgen wieder da bin, meinte sie süffisant: "Ich weiß ja gar nicht, ob ich am Montagmorgen noch lebe." Aus diesem Grund hatte sie die Süßigkeiten, die für's (komplette) Wochenende bereit lagen, schon zu 90% verspeist. Was man hat, das hat man, und was morgen kommt, sehen wir, wenn es soweit ist.

Die Care-Arbeit bleibt, und falls es mal einen Aktionstag für pflegende Angehörige gibt, wünsche ich mir Kräuterlikör 22 Karat. Eine Konzertkarte für Haindling würde ich auch nehmen, aber das wird wohl zu knapp: der spielt schon im Juli auf dem Tollwood. Ich repariere besser mein Sound System, irgendwie und sowieso...

Siehe auch: WeltfrauentagKräuterlikör, 22 Karat, Kitsch oder Kunst?, Was ist...?, Freifläche, Wieviele Finger sind das denn?, #Plakat, #LitfaßsäuleFlimmerkasten

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