Donnerstag, 16. Mai 2024

Total verrückt

26 mm | 1/60 s | f2,2 | ISO 50 | Smartphone

#Deko  #Kitsch #skurril

"Ich habe einen total verrückten Hasen gefunden", sagte mein Mann, als ich nach Hause kam. Er erklärte mir auch, wo und wie er ihn eingefangen hatte, nicht ohne zu betonen, dass ich das nie geschafft hätte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mich erwartete, außer "ein total verrückter Hase".
"Das musst du sehen", erklärte mein Mann, und führte mich zu unserem fensterlosen Bad, in dem es auch tagsüber total dunkel ist. Es war ungefähr so, wie an einem klassischen Weihnachtsabend, wenn die Bescherung bevorsteht: Er verschwand im Dunklen, und als er wieder heraus kam, hielt er etwas in den Händen, das für mich aussah, wie ein halogenisierter Alien, dessen Augen in der Finsternis leuchteten, wie mein Fahrradscheinwerfer in einer kalten Winternacht. Ich hätte in diesem Moment gerne mein eigenes Gesicht gesehen, vielleicht aber auch nicht. 😆

"Ähm... Ja...?!", habe ich wohl erst mal gestammelt, bevor ich mir den neuen Mitbewohner genauer angeschaut habe. Solarbetrieben, an der Rückseite deutlich lädiert, aber noch funktionsfähig. Es ist eines dieser Objekte, die die Welt eigentlich nicht braucht. Vermutlich war der total verrückte Hase nach einem Sturmschaden mülltonnenreif, nun hat er einen Platz in unserem Gnadenhof der Skurrilitäten erobert.
Wenn ich bisher von der Möglichkeit eines anmutigen Gartenbalkons im minimalistischen Zen-Stil geträumt hatte, signalisiert mir dieser Neuzugang, dass womöglich auch tief in meiner Seele eine kindliche Sehnsucht schlummert, irgendwo eine Gegenwelt zum Schlichten und Pragmatischen zu akzeptieren. 

Der Keinohrhase mit seinen weit aufgerissenen, nächtlich leuchtenden Halogen-Solaraugen und seinem Möhrenimitatblumentopf ist die absolute Krönung einer Sammlung von absurden Sinnlosigkeiten, die unseren Balkon nicht nur unverwechselbar, sondern zu einem Gesamtkunstwerk macht Was andere als Inbegriff der Spießigkeit empfinden müssen, ist in Wahrheit Ausdruck einer subversiven Punk-Kultur. Ich gebe auf: Das mit dem Zen wird nix mehr. 😂

Dafür kann ich Ihnen heute noch folgende Erfolgsmeldung überbringen: Es ist mir gelungen, mein Problem mit dem Sound System im Mutterhome-Office zu lösen! Zur Feier dieses lange ersehnten Ereignisses habe ich meiner Mutter mit voller Lautstärke ihren geliebten Giovanni Mozzarella Song vorgespielt: Siempre Siempre! Sie war glücklich und begeistert, hat aber nachgefragt, ob es nicht noch lauter ginge. 😅 


Nein, ich hatte sämtliche Regler wirklich VOLL aufgedreht. Vielleicht findet mein Mann irgendwann noch einen total verrückten Computerlautsprecher-Verstärkerhasen zum Nachinstallieren.

Siehe auch: Folge dem weißen Kaninchen > Wenn Unbeteiligte beteiligt sind, Dekorativ, Nonsens, Sturm!, Wunschberuf: Gärtner*in, Das Jahr des Hasen#Kitsch, Zwiebel-Experiment

Keine Kommentare: