Mittwoch, 22. Mai 2024

Déjà--Vu

50 mm | 1/13 s | f2,8 | ISO 560 | Nikon Coolpix P7700

#Edelweiß #Stillleben mit #CatContent

Falls Sie den Eindruck haben, Sie hätten dieses Bild schon mal gesehen, dann haben Sie recht, aber nur fast.  Déjà-Vu ist ein französischer Ausdruck und bedeutet "schon mal gesehen". In der Psychologie wird damit eine Erinnerungstäuschung bezeichnet, 'bei der eine Person glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben. Dabei scheint – trotz eines starken Erinnerungsgefühls – Zeit, Ort und Kontext der „früheren“ Erfahrung ungewiss oder unmöglich'. (Wikipedia)

Nun ist der Anblick dieses Fotos kein solches Erlebnis, weder bei Ihnen noch bei mir, sondern schlichtweg ein neues Foto mit denselben Bildelementen wie vor einer Woche, allerdings mit ein paar kleinen Unterschieden. Sie sehen heute ZWEI metallene Edelweiß-Objekte, letztes Mal war nur eines zu sehen. 😁

Was ist passiert? Photoshopgebastel, Zauberei, ein Trick? 😎 Will ich Ihre Erinnerungsfähigkeit testen oder fällt mir nur wieder nichts Lustiges ein? Nichts von alledem. Was ist passiert?

Das doppelte Lottchen!
Als ich meinen Anstecker vermisst hatte, tauchte er im Fundus meines Mannes wieder auf. So weit, so gut. Als ich den Anstecker an meiner Jacke befestigen wollte, fiel mir auf, dass mit diesem Ding irgendwas nicht stimmte. Meine haptische Erfahrung meldete, dass dieser Anstecker üblicherweise auch durch feines Textilgewebe durchflutscht, und anschließend mit einem Verschluss von hinten fixiert wird. Diesmal widersetzte sich das Teil vehement und ließ sich nicht wie gewohnt befestigen. Die Nadel an der Rückseite war abgerundet und stumpf, also ein fetter Böbbel. Der passt vielleicht durch ein Knopfloch, oder kann textiles Grobstrickgewebe durchdringen, nicht aber den feineren Stoff der Jacke, an dem ich den Anstecker üblicherweise trage.
Ich war verwirrt und irritiert, und zweifelte an meinem Verstand. Die Lösung des Rätsels fand sich einen Tag später in meinem eigenen Kleiderschrank: Wir haben tatsächlich zwei dieser Anstecker, und einer davon gehört offensichtlich meinem Mann. Dass er so einen Anstecker besitzt und woher er stammt, hatte er genauso vergessen, wie ich vergessen hatte, wo ich meinen eigenen Anstecker vor mir selbst versteckt hatte.😕

Immerhin muss ich jetzt weder glauben, in einem seltsamen Paralleluniversum aufgewacht zu sein, noch muss ich weiter den Verdacht hegen, dass mein Mann meinen zuvor spitzen Anstecker kaputtgemacht haben könnte. Schön, wenn die Lösung so einfach ist, schnell gefunden wird, und aus der Böbbel-Verwirrung kein Ehestreit entsteht. 😅

Interessant wiederum ist, dass ich ziemlich schnell an meiner Erinnerung (die Nadel war doch spitz!?) gezweifelt habe, und nicht auf die Idee gekommen bin, dass wir zwei dieser Anstecker haben könnten. 

Unzuverlässige Erinnerungen
Meine Mutter würde in so einer Situation sofort sagen: "Ich bin doch kein Alzheimer!", obwohl es schon Phasen gibt, in denen sich die Hinweise mehren. 
Vergesslichkeit allein ist noch keine Krankheit. Das menschliche Gehirn hätte viel zu tun, wenn es sich jede Kleinigkeit merken müsste, darum schmeißt es unwichtige Erinnerungen mehr oder weniger schnell aus dem Zwischenspeicher. Wir haben ein Kurz- und ein Langzeitgedächtnis, und wahrscheinlich noch diverse andere Varianten, wie wir Erinnerungen abspeichern.
Seit langem ist bekannt, dass Erinnerungen falsch sein können, und dass sie emotional immer wieder neu bewertet werden. In Computer-Sprech ausgedrückt: Bei jedem Öffnen der Datei wird das Original mit neuen Daten ergänzt und aktualisiert abgespeichert. Manchmal bin ich felsenfest davon überzeugt, dass meine Erinnerung absolut richtig ist, mein Mann auch, aber seine Erinnerung ist etwas anders. Wer hat recht? Mit Fotos oder alten Aufzeichnungen lässt sich das notfalls klären, aber wir sind ja nicht vor Gericht und keine Partnerschaftsdetektive. Es ist nur immer wieder interessant, wie sehr man sich irren kann, und das ist absolut menschlich. 😏

"Erinnerungsverfälschung ist seit über 100 Jahren Gegenstand psychologischer und in neuerer Zeit zunehmend auch neurophysiologischer Forschung", erfährt man bei Wikipedia, und "hervorzuheben in dieser Liste ist das Werk von Philip K. Dick, dessen Romane (und Romanverfilmungen) sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigen. / Das Besondere bei Dick ist, dass alle Handlungsstränge einer typischen Dick-Logik folgen, die zur Katastrophe führt, die aber keine Katastrophe ist, sondern nur das Erkennen des ganz normalen Wahnsinns." (Wikipedia)

In diesem konkreten Fall hat mich die haptische - also die mit den Fingern gefühlte - Erinnerung nicht getäuscht: Mein Anstecker hat eine spitze Nadel und kann jetzt wieder an der Jacke befestigt werden. Ich habe meinen Mann noch nicht gefragt, ob er seinen Anstecker mit dem stumpfen Böbbel wieder zurück haben will. Womöglich hat er schon vergessen, dass er ihn mir gegeben und dass er jemals einen besessen hat? 😁

Achtsamkeit!
Im Artikel Wie sich selbst das Kurzzeitgedächtnis an Dinge erinnert, die gar nicht da sind heißt es sinngemäß: "Achtsamkeit ist schon mal ein guter Weg, die Erinnerungen auf den rechten Pfad zu lenken. Die Brille (die Geldbörse, den Schlüsselbund, den Anstecker...) mit vollem Bewusstsein auf einen bestimmten Platz zu legen, könnte schon mal ein guter Anfang sein, um falschen Erinnerungen vorzubeugen." Im Beitrag des mdr wird das Smartphone als Beispiel verwendet, aber das ist für mich als detektivisches Rätsel zu einfach: Wenn ich mein Smartie nicht finde, rufe ich es einfach an. Gesegnet sei der anachronistische Festnetzanschluss. 😂

Cat Content?!
Falls Sie jetzt noch wissen wollen, was es mit den Katzen auf sich hat: Es handelt sich um das Cover eines Notizbuchs, das mir meine Mutter in den 1990er Jahren mal geschenkt hatte, als ich selber noch Katzen hatte. Die genaue Jahreszahl weiß ich nicht mehr. In Zeiten der analogen Fotografie habe ich noch nicht so viele alltägliche Fotonotizen gemacht. 😺

Siehe auch: (Un)OrdnungAch ja..., Ich hab noch ein..., Es steht ein Schild im Nirgendwo, Murmeltiertag, Doppelgängerin?, West WorldAus der Matrix gefallen, Vergesslich?, Bommelunder, Zeitmaschine, Pass auf, was du denkst!

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