Samstag, 11. Februar 2023

Zeitmaschine

DeLorean DMC-12, London am 3.7.2015

Wo waren Sie am 21. Oktober 2015? 

Was für eine Frage, und wie komme ich darauf? Nun, es gab wieder einmal eine schöne Dokumentation auf arte, diesmal über den Film Zurück in die Zukunft. Der war in den USA der erfolgreichste Film des Jahres 1985, Regie Robert Zemeckis, ausführender Produzent Steven Spielberg.
Obwohl ich die Handlung und die Idee stets genial fand, hatte mir schon damals die filmische Umsetzung nicht gefallen. Das Filmset, die Ausstattung der Darsteller:innen, und deren Maskerade - damals auf der Höhe der Zeit - wirkten auf mich eher wie Bauerntheater, wie das bei vielen Komödien der Fall ist. Auch eine moderne Ästhetik würde daran wahrscheinlich nicht viel ändern. Den ersten Teil der Filmreihe hatte ich also gesehen, den zweiten und dritten dann nicht mehr.
Bei meinem Mann fällt alles durch, was zu übertrieben und zu gekünstelt wirkt, und so gelingt es generell nur wenigen Komödien, dass wir sie bis zum Ende anschauen.  Kult ist Zurück in die Zukunft  trotzdem, verdientermaßen, und auf dem Umweg über die Dokumentation nebst Handlungsbeschreibungen bei Wikipedia konnte ich meine Bildungslücke in Sachen "Zeitreisen in einem DeLorian" schließen. Es mag wie ein skurriler Zufall anmuten, dass ich in meinem Bildarchiv sogar ein Foto von einem nahezu identischen Nachbau dieser Zeitmaschine habe. Im Sommer 2015 stand sie in London plötzlich auf der Straße. Wie konnte das bloß passieren?! Sind die irgendwo falsch abgebogen? 😁

Das Datum des 21. Oktober 2015 taucht im zweiten Teil auf, im dritten Teil wird die Zeitreise der Filmhelden noch furioser. Bei acht Zeitlinien über einen Zeitraum von 130 Jahren muss man seinen Kopf beim Zuschauen schon beieinander haben. 😅 In einer Komödie nimmt man komplexe physikalische Theorien nicht ganz so ernst, und das ist von Vorteil, wenn man über die möglichen Auswirkungen solcher Experimente phantasiert oder fabuliert. Laut Einstein sollen solche Zeitreisen theoretisch möglich sein, aber nur in die Zukunft.
Bei Reisen in die Vergangenheit gäbe es zum einen das sogenannte Großvater-Paradoxon, das grob gesagt bedeutet: Wenn ich einen meiner Vorfahren in der Vergangenheit töte, gibt es mich theoretisch gar nicht, also kann ich gar nicht in die Vergangenheit reisen. Über diese Unmöglichkeit haben sich schlaue Leute schon den Kopf zerbrochen, und es gibt verschiedene Theorien, wie man das auflösen könnte. Ich tendiere zur Parallelwelt, aber was weiß ich schon. Zum anderen weiß niemand, welcher Schmetterlingseffekt auftreten würde, wenn man Ereignisse in der Vergangenheit verändern könnte. Das ist der Stoff, aus dem viele Science Fiction Filme und Serien gemacht sind - die Liste ist lang und interessant. 

In der Dokumentation kommen auch noch andere Fragen auf: Wären Sie gerne live dabei gewesen, als ihre Eltern sich kennenlernten? Was wäre, wenn sich dabei herausstellte, dass einer oder alle beide ihre Geschichte oder die Rollen, die sie damals hatten, nicht wahrheitsgetreu erzählt hätten? Das soll ja gelegentlich vorkommen. Oder auch: Wären Sie als Sohn mit Ihrem Vater / als Tochter mit Ihrer Mutter gut befreundet, wenn Sie sich im gleichen Alter begegnet wären? Schon spannend, selbst ohne Zeitreise. 😉

Als weiterer Nebeneffekt kam bei mir die ganz oben gestellte Frage auf: Wo war ich am 21. Oktober 2015? Schönes Experiment. Durch die moderne Computerei lässt sich so etwas ziemlich gut recherchieren, vor allem bei Menschen, die digital so viel fotografieren wie ich. Ich habe also nachgeschaut, und ein Motiv von diesem Tag nachgereicht. Es war übrigens ein Mittwoch.

Beim 26. Oktober 1985 (das war ein Samstag) muss ich mich auf meine analogen Erinnerungen verlassen, und die sind deutlich ungenauer als der digitale Fundus. Immerhin kann man im Internetz nachschauen, um welchen Wochentag es sich handelte, und was im angefragten Jahr an wichtigen Dingen auf der Weltbühne geschehen ist. Wir können zwar keine "echten" (körperlichen) Zeitreisen unternehmen, aber für den menschlichen Geist / Verstand mit entsprechender Vorstellungskraft ist es durchaus möglich, sich die Vergangenheit oder auch die Zukunft mehr oder weniger lebhaft vorzustellen. Es verändert vielleicht nicht die Ereignisse, sicher aber deren subjektive Wahrnehmung und Bewertung. 

Erinnerungen an die eigene Vergangenheit sind, wie man heute weiß, sehr flexibel und leicht manipulierbar. Wenn uns jemand oft genug erklärt, dass wir uns irren, glauben wir es am Ende selbst. Man kann sich auch selbst irgendwelche Dinge einreden. Das erlebe ich gerade bei meiner Mutter, die immer wieder erklärt: "Ich hatte einen Unfall", und die Fakten aus den Arztberichten (Schlaganfall) schlichtweg ignoriert.
In dieser Hinsicht ist sie in eine subjektive Parallelwelt abgebogen, und hat beschlossen, dass jetzt "ihr zweites Leben begonnen hat". Sie würde gerne einer Michael-Jackson-Tanzgruppe beitreten, und wer weiß: vielleicht hilft ihr diese Wunschvorstellung dabei, noch eine Weile halbwegs mit ihrem Rollator gehen zu können. Ich werde sie auch mal fragen, wo sie am 5. November 1955 (Samstag) war. Einfach so zum Spaß. 😊

Siehe auch: Zurück in die Zukunft, Happy Birthday, Steven Spielberg!, Popkultur: Löffel verbiegen, West World,  Bitterböse, Soylent Green, Von der Vision zur Wirklichkeit, Pass auf, was du denkst...!, Turmuhr - Save The Clocktower, Uhrwerk blau, Mauerwerk, Tiptop, Zeit-Umstellung

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