Freitag, 3. Mai 2024

Fatzebuhk!

66 mm | 1/700 s | f1,6 | ISO 80 | Smartphone

#Sperrmüll  #Optimismus
#Muttergeschichten

Der Aufmachersatz, der mir morgens im Mutterhome entgegenschallt, ist immer ein wichtiger Hinweis, wie meine Mutter "drauf ist". Es hat auch schon Tage gegeben, an denen es ganz still in der Wohnung war. Das sind dann kleine Schreckmomente für mich, aber bisher war sie nur in ihrem Sessel vor dem Fernseher eingeschlafen, nachdem der Frühdienst das Haus verlassen hatte.
Gestern bekam ich den Satz: "Ich bin heute früh um vier Uhr aufgewacht und musste gleich wieder lachen!" Das hörte sich schon mal gut an, obwohl meine Mutter ziemlich müde aussah. Ich war auch müde, aber das ist eine andere Geschichte. Bei mir sind es ausnahmsweise keine Schlafstörungen, sondern nur die Snooker-Weltmeisterschaft, die sich dem Finale nähert.

"Was ist eigentlich Fatzebuhk?", wollte meine Mutter wissen, und ich musste nicht nachfragen, weil sie die Hintergrundinformation ausnahmsweise von alleine mitlieferte. "Ich habe gedacht, dass vielleicht schöne Musik im Fernsehen kommt, damit ich besser aufwache", erklärte sie, "aber dann stand ganz groß Fatzebuhk auf dem Bildschirm. Weißt du, was das ist?"

Ich lächelte müde. "Ja klar: Facebook heißt das, und das ist Englisch."
"Wieso sagt man Fäisbuck wenn da Fatzebuhk in Buchstaben auf dem Bildschirm steht? Das ist verkehrt", widersprach sie. "Das Wort muss man sprechen, wie es geschrieben wird!", beharrte sie, und sprudelte weiter, dass im Deutschen alles so ausgesprochen wird, wie man es schreibt. "Butterflei" sei auch so ein komisches Wort. Und Hammil-tohn heißt Hammil-tohn, und nicht Hämmilltonn. Wir sind ja nicht in Amerika.
Ich hatte gar keine Zeit Luft zu holen, schon kam die nächste Frage:
"Weißt du, wer der Hammil-tohn ist?"
Immerhin, das wusste ich: Rennfahrer, Formel eins. Mein Gehirn war im Hintergrund noch damit beschäftigt, nach Wörtern zu fahnden, die im Deutschen nicht so ausgesprochen werden, wie man sie schreibt, und ich wollte vielleicht noch klarstellen, dass Butterflei gar kein deutsches Wort ist, aber ... keine Chance.
Die Mutter teilte mir mit, dass sie das alles mit der Pflegekraft morgens um sechs Uhr auch schon besprochen hatte. Ich erfuhr außerdem, dass sie sich seitdem Gedanken gemacht hatte, wie viele und welche anderen Wörter es noch gibt, die falsch ausgesprochen werden. Unglücklicherweise hatte sie diese Wörtersammlung schon wieder vergessen, sonst hätten wir das Ergebnis unseres verbalen Brainstormings vergleichen können. Also zurück zu Fatzebuhk.

"Was hat deine Pflegekraft dazu gesagt?", versuchte ich auszuweichen. Ich hatte definitiv keine Lust, meiner Mutter zu erklären, was Facebook ist, denn erstens vergisst sie das nach drei Minuten, zweitens versteht sie es nicht, weil sie das Internet generell nicht versteht, und drittens interessiert es sie in Wirklichkeit gar nicht. Fatzebuhk ist nur ein Aufhänger, um ein Gespräch zu führen, egal wie absurd es auch sein mag. Dass ich auch so schräg drauf bin, wundert sicher niemanden, am wenigsten Sie.
Wenn ich heute ins Helge-Schneider-Konzert gehe, weiß ich, was mich erwartet, und es dürfte nicht viel anders sein, als meine Morgengespräche mit der Mutter. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass ich nicht antworten muss. 😆
"Das ganze Geld nur mit Quatsch verdient", ist ein Originalzitat von Helge. 😜 Wie macht der das? Vielleicht gibt er mir ein paar Tipps mit auf den Weg.

"Deutsch ist eine schwere Sprache", muss die Pflegekraft noch zu meiner Mutter gesagt haben. Ich frage mich, wie sie mit den noch viel schwierigeren Fragen meiner Mutter zurechtkommt, und wieviel davon sie überhaupt versteht. Ausgerechnet diese Mitarbeiterin geht zwischendurch sehr gerne in die Küche und macht Kaffee. Das hat den unschätzbaren Vorteil, dass man für ein paar Minuten außer Hörweite ist, und darauf hoffen kann, dass inzwischen im Fernsehen schöne Musik läuft. Dann ist die Mutter abgelenkt und/oder glücklich, und es gibt einen Themenwechsel. 😅 Ach, was freu' ich mich auf den Helge.

Siehe auch: Hoppala..., SommerkonzertWenn Unbeteiligte beteiligt sind, Zombie!?, Da muss ich ja denken!Weltuntergang, Hitze-Opfer, Unterhaltsam, Ein Untier ist los!Ein Hauch von Blau, Michelangelos neuester Hit, (Zehn)Tausend magische Momente..., Personalfragen, Pornopapst, Frisuren und irgendwas mit 'ik', Schwammerlsarg, Tür an Tür mit ... Doris?, 4711: ChatGPT im Mutterhome, Es wird eng, Marmeladengemetzel

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