Freitag, 6. Oktober 2023

Briefwahl

27 mm | 1/100 s | f1,6 | ISO 100 | Smartphone

#Muttergeschichten

Für das Einwerfen der Briefwahlunterlagen wurde es allerhöchste Zeit, damit die Post noch rechtzeitig ankommt. Da muss man schon den richtigen Briefkasten finden. 😏 Vor allem einen, in dem noch Platz ist, wie sich am vergangenen Mittwoch herausstellte. Die Unterlagen meiner Mutter hatte ich natürlich schon vorher brav in den gelben Kasten geworfen, aber jetzt wird es eng. Die Post hat gerade richtig viel zu tun. So kam es, dass der gelbe Kasten am Münchner Ostfriedhof zu meinem Erstaunen morgens um halb elf schon oder noch so voll war, dass ich meine Briefe nahezu mit Gewalt hineinpressen musste. Da hätte ich gut ein paar andere Briefe wieder mitnehmen können. Als brave Bürgerin macht man sowas natürlich nicht, aber ich meine ja nur. So rein theoretisch.

Als ich meiner Mutter tags darauf beim Frühstück vom übervollen Postkasten am Ostfriedhof berichtete, fragte sie erstaunt: "Wieso war der denn so voll? Ist da irgendwo eine Altenstation?"
"Naja", meinte ich, "der Ostfriedhof!?"
Sie fing schallend an zu lachen. 

Mit Altenstation meinte sie ein Altenheim, das man jetzt Seniorenheim oder Pflegeeinrichtung nennt, oder noch besser Seniorenresidenz. Meine Mutter denkt, dass nur alte Menschen per Briefwahl abstimmen, weil man ihnen den beschwerlichen Gang in die Wahlkabine nicht mehr zumuten kann. Und so dachte sie weiter, dass die Bewohner*innen einer Senioreneinrichtung vor Ort ("Altenstation") scheinbar alle gleichzeitig ihre Briefwahlunterlagen zu eben diesem Briefkasten gebracht hätten. Oder ein Bote, mit der Sammelpost aus der Altenstation. Aber nein, dort gibt es meines Wissens keine entsprechende Senioreneinrichtung. Ich wiederum hatte im Sinn, dass eher ältere Menschen den Ostfriedhof besuchen, und auf dem Weg dorthin gleich ihre Wahlpost einwerfen. Aber es könnte natürlich auch sein, dass sich nachts untote Wahlwillige aus den Gräbern erheben, und rote Briefe in gelbe Kästen stecken, bis diese dann überlaufen. 😆

27 mm | 1/3000 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

Es ist wirklich angenehmer, die riesengroßen Wahltapeten zuhause in aller Ruhe zu begutachten. Der freundliche Bäcker, der uns das Brot immer so akkurat in dünne Scheiben schneidet, hatte mir neulich erzählt, dass er jetzt auch nur noch Briefwahl macht, und er erklärte mir auch warum: Viele Wahllokale befinden sich in Grundschulen. Nachdem man lange in der Warteschlange gestanden hat, darf man sich auf einen Mini-Stuhl setzen, der für Kinder konzipiert ist, aber nicht für knapp zwei Meter große Erwachsene, die vielleicht auch noch über neunzig Kilo wiegen. Auch als normal großer Erwachsener muss man sich umständlich runterbuckeln, um auf dem zu niedrigen Tisch in der viel zu engen Wahlkabine die Wahltapeten auszubreiten, all das Kleingedruckte zu lesen, und anschließend ein Origami-Kunstwerk daraus zu falten. Kein Wunder, dass es vor Ort so lange dauert, bis alles erledigt ist.
"Ich habe mich ja gar nicht auf diesen Kinderstuhl gesetzt", erklärte mir der Bäcker, "ich bin gleich stehengeblieben. Aber eine alte Frau in der Kabine nebenan kam nicht mehr alleine hoch, weil der Stuhl so niedrig war. Zu dritt haben wir dann versucht, ihr wieder auf die Beine zu helfen. Die Wahlhelfer standen daneben und haben blöd geguckt."
Und so platzen die gelben Kästen gerade aus allen Nähten. Immerhin. Man hätte ja auch Konfetti aus den Unterlagen machen können. 😏

Im Beitrag Die Qual der Wahl habe ich noch ein Fotomotiv nachgereicht:

27 mm | 1/11.764,7 s* | f1,6 | ISO 50 | Smartphone
*kein Witz. 😆
Der Ausgewogenheit halber möchte ich ergänzen, dass ich auch die Plakate anderer Parteien fotografiert habe. Vielleicht reiche ich die auch noch nach. 😇 > Memento Mori

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