Mittwoch, 19. Januar 2022

Nur damit Sie wissen...

... was ich neulich meinte, als ich "Nanu!?" ausrief. Andere Straße, anderes Bild. Es ist nicht arrangiert. Offensichtlich habe ich gerade ein neues Fotoprojekt und Sammelthema gefunden: Lackfarben im Straßenbild. Heute: Die Farbe Weiß. Wobei Weiß streng genommen keine Farbe ist.

Stehen sie nicht alle wunderbar aufgereiht hintereinander, als hätten sie sich verabredet? Fahrzeuge in dezenten Nicht-Farben. Die Szene erinnerte mich an eine kurze Phase in meinem Leben, als ich bei BMW arbeitete. Das war Ende der 1980er Jahre. Die Mitarbeiter der Abteilung waren gerade dabei, sich neue Jahreswagen zu bestellen. Die fabrikneuen Fahrzeuge wurden ein bis zwei Jahre lang gefahren, dann weiter verkauft, und danach gab es wieder ein neues Modell, zum günstigen Mitarbeitertarif. So verschafft man sich Marktpräsenz. 😁 Ich weiß noch, wie die Kollegen über ihren Katalogen saßen, ja, ganz ohne Internetz, und sich darüber austauschten, welches Modell mit welcher Ausstattung und in welcher Farbe sie diesmal ordern wollten. Große Jungs im Glück.

Einer von ihnen hatte sich erstmals für Weiß entschieden. Sein Chef polterte: "Was willst du denn damit - die Kiste kriegst du doch hinterher nicht mehr los! Wer kauft denn ein weißes Auto!"

Ja, wie sich die Zeiten ändern. Gut, ich weiß nicht, was aus dem weißen Jahreswagen damals geworden ist, und wer von den Kollegen vor dreißig Jahren Recht behalten hat. Jedenfalls ist die Lackfarbe eines Autos bis heute ein wichtiges Kriterium, entweder um damit im Straßenbild aufzufallen, oder um sich durch eine generell beliebte Farbe alle Optionen offen zu halten. Und jetzt diese Diskussionen ums Elektrische. Ich bin froh, dass ich mich um so etwas nicht auch noch kümmern muss.

Das einzige Auto, das ich jemals selbst besessen habe, war ein Ford Transit in Knallorange. Das war ein ausgemustertes Mannschaftsfahrzeug des ABC-Zugs, deshalb diese Farbe, aber eben nur fünfhundert Mark Kaufpreis. Mein Cousin hat es mir für den TÜV wieder hergerichtet. Und ja, ich konnte das Vehikel weiter verkaufen. Es war als Campingmobil sehr beliebt, und ausgesprochen nützlich für Möbeltransporte vom Floh- oder Antikmarkt nach Hause. Es war aber auch ein Spritfresser vor dem Herrn -1990er Jahre. Danach habe ich mir bei Bedarf einen Wagen geliehen, oder mir eine Mitfahrgelegenheit gesucht. 

Vielleicht halten Sie mich für eine Autohasserin - nein. Das bin ich nicht. Ich finde Autos praktisch, wenn man nicht stundenlang im Stau steht. Vom Design her mag ich vor allem Oldtimer, und ich schaue mir auch gerne "heiße Schlitten" an. Ich mag schöne Sachen generell, aber ich muss nicht alles haben, was ich schön finde. Es reicht, dass mein Mann ein Auto hat, und wenn er keins hätte, kämen wir hier in der "Großstadt" auch zurecht. Autos stehen halt auch die meiste Zeit irgendwo herum. Wer auf dem Land wohnt oder viel fahren muss, kommt nicht ohne aus, und ich verstehe, dass man es komfortabel will, wenn man viel Zeit hinterm Lenkrad verbringt. Trotzdem frage ich mich, ob es in der Großstadt unbedingt ein Panzer sein muss. Der neueste Schrei sind elektrifizierte Panzerfahrräder. Vor denen habe ich Angst. 😧

Unlängst wurden bei uns überall Parklizenzbereiche eingerichtet, Stellplätze und Garagen sind Mangelware, die Nachbarn nervlich hochgradig angefressen. Car Sharing und Leihwägen wären prinzipiell super, aber wie ich aus Berichten leidgeplagter Nutzer höre, ist das preislich und organisatorisch immer noch sehr verbesserungswürdig. Am schlimmsten: Man muss jedes Mal alle persönlichen Gegenstände wieder ausladen. Das ist umständlich, auch das kostet Zeit und Nerven. Gibt's da nicht was von Ratiopharm? 😔

Fakt ist, dass wir uns in einem Umbruch befinden, und das ist manchmal nervig und schmerzhaft, weil wir unsere Gewohnheiten überdenken und ändern müssen. Wenn ich mal ein Auto brauche, wäre mir Taxifahren am allerliebsten. Schön drin sitzen, sich herumchauffieren lassen, und rausgucken. Das ist wie "selbstfahrend", nur mit Chauffeur, der auch noch ein schönes Gehalt bekommen könnte. Aber da komme ich mit meinen Phantasien wohl ein Jahrhundert zu spät. Bleibt also nur die Hoffnung auf selbstfahrende Kabinen, die man sich irgendwann vor die Haustür bestellen kann. Die Senior:innen der Zukunft bestellen am besten jetzt schon barrierefreie autonome Fahrzeugmodelle, mit großem Gepäckraum für den e-Rollator. Siri, Alexa, Cortana: Macht euch mal ans Werk. 😏
Derweil gehe ich weiter zu Fuß und fotografiere Autos, damit ich eines Tages hier im Blog schreiben kann: Wissen Sie noch, damals... 2022! 

#Trends  #Mode  #Zeitgeist 

Siehe auch: Weisssassa...!, Bin Laden, #Auto, #Lack, Mit dem Lastenfahrrad ins Weltall, Mobiles 2022, Think Big!, Formalismus, Mobile Zukunftsforschung, Flugtaxi bitte!, Aufreger?