Freitag, 23. August 2024

Neue Lava

27 mm | 1/25 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

#Vulkanismus  #Mondlandschaft
#Lavastrom auf der  #Reykjanes Halbinsel
#Island  #Sommer2024

Die Lava brodelt wieder! Gestern früh erzählte mir meine Mutter noch ganz aufgeregt von einer Fernsehsendung, die sie gesehen hatte. Da ging es um den "Globus", also um den Planeten, auf dem wir sitzen, und wie sich das hier alles so verhält.
"Island ist der einzige Kontinent, der fliegt!", erklärte sie mir, und fügte entschuldigend hinzu, dass sie ja nicht studiert hat, und nicht die richtigen Wörter findet, um das alles so genau zu erklären, wie sie es im Fernsehen gehört hatte.
"Ein paar Kilometer unter der Oberfläche ist alles Feuer!", führte sie aus, und mit ein paar Ergänzungen kam sie zur Erkenntnis, dass es auf dem gesamten Globus überhaupt keine Sicherheit gibt, weil ständig alles in Bewegung ist, auch wenn es für den Normalbürger so aussieht, als wäre der Boden unter unseren Füßen stabil. "Und der Mond ist ein ganz schlimmer Bengel!", sagte sie, vermutlich weil er die Gezeitenkräfte verstärkt, bis hin zur Springflut.

Feuer, Erde, Wasser, Wind... Die Elementarkräfte toben sich aus, auf Island ganz besonders. Wenn Sie heute die Nachrichten gehört oder gesehen haben, dann haben Sie sicher vernommen, dass die Vulkanspalte dort gerade wieder Feuer spuckt. 

Gestern Abend gab es ein Erdbeben, das bis in die Region Reykjavík zu spüren war, und danach "öffnete sich der Boden wie ein Reißverschluss" - wohl auf einer Strecke von vier Kilometern. Diese Art von Ausbrüchen bezeichnet man auch als Spalteneruption, und die dauern meistens länger.
Der Ort Grindavik, der zuletzt ohnehin nur von den Einwohnern betreten werden durfte, wurde erneut evakuiert. Die berühmte Blaue Lagune bleibt - zumindest heute - geschlossen. Der benachbarte Flughafen ist momentan nicht betroffen. (Spiegel.de)

Als wir Ende Juli auf Island waren, hatte man in der Nähe der erkalteten Lava mehrere Parkplätze angelegt, die sicheren Wege ausgeschildert, und schon konnte man sich zu Fuß zum neuen Lavastrom begeben. Der Anblick des erkalteten Gesteins ist nicht so spektakulär wie glühende Lava, aber an einigen Stellen hat es dort immer noch gedampft. Bereiche mit der ganz frischen Lava sind aus guten Gründen nicht zugänglich, und meine Bilder dieses Gebiets sind jetzt schon wieder veraltet. 😅 Ungefähr da, wo Sie in diesem Bild hinschauen, findet der aktuelle Ausbruch statt.

170 mm | 1/2000 s | f5 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii



Auf mehreren gut ausgeschilderten Rundwegen konnten wir uns die mächtige Steinzunge aus verschiedenen Perspektiven anschauen. Die Bereitschaft, ein paar Kilometer zu Fuß zu laufen, ist dabei eine wichtige Grundvoraussetzung. Das Wetter war an diesem Tag richtig schön, den kalten Wind sieht man allerdings nicht. 😊

Das Gefährliche auf Island sind oft nicht die Lavaströme selbst. Viele Vulkane liegen unter Gletschern, und wenn Heiß auf Eis trifft, entstehen Flutwellen aus Eis, Wasser, Schlamm und Geröll, die fluß- und hangabwärts strömen, sogenannte Gletscherläufe. Während unseres Aufenthalts war die Hauptstraße Nr. 1 wegen einer Unterspülung der Fahrbahn zeitweise gesperrt. Manche Reisende mussten an diesem Tag einen Umweg von 900 Kilometern fahren.  😰

400 mm | 1/1000 s | f4 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii

Was wie Gletschereis aussieht, war noch vor kurzem flüssiges Gestein.

Auf der Reykjanes-Halbinsel gibt's außer Speiseeis kein Eis, dort sieht es eher aus wie auf dem Mond, also karg. Und trotzdem wachsen und blühen dort jede Menge Moose, Flechten, Gräser und kleine Blümchen, wie in einem Zen-Garten.

25 mm | 1/1600 s | f3,2 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii


69 mm | 1/1600 s | f4 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii

Vulkanismus gibt's natürlich auch anderswo auf unserem "Globus", aber - und da greife ich die Mutterformulierung gerne auf - "Island ist das einzige Land, das fliegt". Damit ist vermutlich die sehr spezielle geografische Lage auf zwei Kontinentalplatten gemeint, die ständig auseinanderdriften, was die kleine Insel besonders instabil macht. Der tosende Nordatlantik nebst permanenten Sturmtief-Konstellationen rüttelt und schüttelt das Gestein auch noch ein bisschen durch, die Erde bebt, und das alles in Kombination erzeugt diese ganz speziellen Vibrationen, nach denen ich womöglich süchtig bin. 😅 Entweder hasst man dieses schrecklich karge Land mit dem grusligen Wetter, oder man liebt es, ein für allemal.

Die Isländer sind vermutlich diejenigen, die aus dem Vulkanismus den meisten Nutzen ziehen, weil sie die Erdwärme konsequent nutzen. Sehr empfehlenswert sind die beeindruckende und kurzweilige Lava-Show in Vík oder Reykjavík, oder auch das interaktive Lava-Center. An verregneten Tagen kann man sich dort wieder aufwärmen. Die Eintrittspreise sind... isländisch. Familien- oder Gruppentickets kennen die da oben nicht, und egal an welcher noch so abgelegenen Sehenswürdigkeit Sie parken: Das digital zu lösende Parkticket kostet 1000 Kronen (~6,50 EUR). 😜

Siehe auch: #Island, Wolkentroll, Schwefelwolke, Tanz auf dem Vulkan

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