27 mm | 1/1600 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
#Gullfoss #Island #Sommer2024
"Ich hatte mir das etwas einsamer vorgestellt", meinte eine Reiseteilnehmerin aus unserer Gruppe, die zum ersten Mal auf der Insel war. Einsame Orte gibt es auf Island sehr wohl, aber definitiv nicht am Golden Circle, wo sich die wesentlichen Hauptattraktionen befinden. Der Gullfoss, der Geysir beziehungsweise sein kleiner Bruder Strokkur, und der Thingvellir Nationalpark sind die Plätze, die man gesehen haben muss, und sie sind von Reykjavík aus relativ schnell zu erreichen.
Das hat zur Folge, dass ein Reisebus den anderen jagt. In einer nicht enden wollenden Karawane wanken die Touristen die mittlerweile sehr gut befestigten Wege zu den Sehenswürdigkeiten hinunter und wieder hinauf; KreuzfahrtschifftagesbesucherInnen gerne auch in Shorts und T-Shirt. Wenn sie merken, dass sie nicht auf Hawaii gelandet sind, kaufen sie sich im Besucherzentrum schnell noch Einweg-Regentüten zum Überziehen. Touristen auf Island sind inzwischen ein fast genauso interessantes Fotomotiv wie die Landschaft - man muss eben die Not zur Tugend machen. 😓
27 mm | 1/670 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
Der Weg zum Gullfoss, einem wirklich schönen und eindrucksvollen Wasserfall, ist mittlerweile sorgsam abgesperrt, damit niemand beim Selfie-Posing in die tiefe Schlucht oder in die tosenden Fluten stürzt. Man hat aus der Vergangenheit gelernt, und an den meisten Orten Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Schöner wird die Landschaft dadurch nicht, aber bei dem Gedränge und Gepose ist es ohnehin schwierig, sich in Ruhe einem besinnlichen Naturerlebnis hinzugeben. Da geht's zu wie auf dem Oktoberfest.
Knips und weg
Man braucht viele und gute Verdrängungsmechanismen und beim Fotografieren einen geschickt gewählten Bildausschnitt, um das touristische Gedöns auszublenden. Die meisten Leute wollen nur ein Foto von sich selbst vor rauschendem Wasser, und das geht im 20-Sekunden-Takt. Gleich danach wird wieder ein Plätzchen frei, die nächste Busladung rückt an, und so kann man, wenn man mag, von morgens bis abends zuschauen, wie sich Leute selber fotografieren, während im Hintergrund das Wasser so laut donnert, dass man wenigstens das Geschrei und Gebrabbel der Leute nicht mehr hört. 😂
27 mm | 1/725 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
Eine Statistik wie viele verstauchte oder gebrochene Beine es beim Erklimmen der letzten scharfkantigen und rutschigen Felsen am Foto Hotspot jedes Jahr gibt, habe ich noch nicht gesehen, wohl aber eine Frau am Flughafen mit frisch eingegipstem Fuß.
Weiter oben am Hang gibt es eine (vermutlich barrierefreie) Aussichtsplattform. Ausruhen und aufwärmen kann man sich im Besucherzentrum bei einer heißen Suppe, die lecker ist, oder im überdimensionalen Souvenirshop, der sinnvollerweise auch ordentliche Wanderschuhe, sowie wind- und wasserdichte Outdoorbekleidung im Sortiment hat. Die Isländer haben an alles gedacht, und waren auch so clever, wirklich nirgends Mülleimer aufzustellen, damit die Touristen ihren Müll gar nicht erst vor Ort lassen. 👍 Diese Strategie scheint aufzugehen, vielleicht ist es aber auch der Wind, der sich um die eine oder andere Hinterlassenschaft kümmert. Verlorene Mützen und Hüte gab es ohne Ende, kaputte Regenschirme, ein Kameradeckel und ein Stativ waren auch im Angebot für Sachenfinder. 😅
27 mm | 1/650 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
Siehe auch: Islandtief, Wind&Wetter, Wolkentroll, Neue Lava, P(l)ackerei, Vier PS geländegängig, Südisland Sommer 1992, Honni soit qui mal y pense, hometogo 1982, #Reise, Die Löffelliste, Bevor Sie sterben, Schwefelwolke
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