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395 mm | 1/2000 s | f4 | ISO 1600 | Lumix FZ1000 ii |
#Tourismus #Island2024 #nachgereicht
#BunteVögel
Die sommerliche Reisesaison beginnt allmählich wieder. Wo fahren Sie dieses Jahr hin?
Mein Mann kümmert sich zu 98% um unser Fernsehprogramm, und er nimmt (fast) immer gute Filme und Sendungen auf. 😁 Speziell die Beiträge "für den Kopf" schauen wir uns nicht abends, sondern morgens zwischen fünf und sieben Uhr an, während wir gemütlich unseren Morgentee schlürfen. Den Kaffee gibt's dann später im Büro. 😊
Unser Morgenprogramm ist keine altersbedingte senile Bettflucht, sondern eine genetische Prädisposition: Man unterscheidet beim Chronotyp die sogenannten Lerchen von den Eulen, also Früh- oder Spätaufsteher. Während es für die meisten Leute ideal wäre, zwischen 23 und 1 Uhr schlafen zu gehen, sind wir um 22 Uhr schon halb tot. 😵 Das ist der Nachteil unseres Chronotyps, der bei abendlichen geselligen Zusammenkünften mit Freunden (oder bei Besuchen von Diavorträgen 😉) dazu führt, dass wir anfangen zu gähnen. Das wird manchmal falsch interpretiert, weil echte Lerchen wie wir eher die Ausnahme sind.
Wenn ich irgendwo in nördlichen Gefilden Urlaub mache, halte ich abends erheblich länger durch. Auf Island, das nah am Polarkreis liegt, ist es im Sommer fast die ganze Nacht hell. Dadurch wechselt meine innere Uhr in einen komplett anderen Modus - voll energetisiert.
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27 mm | 1/800 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone |
#Seljalandsfoss #Island2024
Touristengedränge an sehenswerten Orten ist normal, das war vor dreißig Jahren auch schon so, auch auf Island. Damals waren es schockierende drei Reisebusse und ein paar versprengte Einzelreisende, heute reicht der überbordend volle und natürlich kostenpflichtige Parkplatz bis zum Horizont. Die Parkgebühren werden per App beglichen, das Kennzeichen fotografiert, und abkassiert wird, egal an welchem noch so einsamem Ort Sie glauben sich zu befinden. 😮
Wenn ich in den 1990er Jahren erzählte, dass ich (schon wieder und insgesamt acht Mal) auf der Insel war, auf der sich die fiesen Tiefdruckgebiete zusammenbrauen, wo es ständig kalt und windig ist, viel regnet, und wo man außer Schafen, Wasserfällen und Steinen nicht viel zu sehen bekommt, wo die Pizza dreißig Mark kostete, und ich im Schlafsack in einer Turnhalle übernachten musste, weil es keine Hotels gab, haben mich die meisten Leute kopfschüttelnd für verrückt erklärt. Wieso ich nicht nach Thailand fliege, "da ist es immer schön warm und alles ist so schön billig", ist der Satz, den ich am häufigsten gehört habe. Erklären Sie einem Eisbären, dass er es in Abu Dhabi viel besser hat, als zuhause am Nordpol? 😜
Die Emirate sind auch sehr beliebt, vor allem bei den Influencern. Das sind die Leute, die überall Selfies machen. 😆 "Unternehmen setzen Influencer gezielt für Marketing- und Kommunikationszwecke ein, um eine bestimmte Zielgruppe großräumig zu erreichen. Im Jargon der Werbewirtschaft sind „Influencer die neuen Supertargets im Marketing." Genau. Und die machen gerne wilde Verrenkungen vor der Kamera.
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225 mm | 1/400 s | f4 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii |
#Island2024
Performance mitten in der Einöde, zwischendurch dreimal andere, gesponserte Klamotten anziehen... Die rote Unterhose finde ich keck. Ob sie in Lightroom vor dem Insta-Post noch umgefärbt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, aber der Tanz auf dem Felsen im Nirgendwo bei Windstärke 8, bei dem einem der schwarze Lavasand um die Ohren und in die Augen fliegt, sah schon cool aus.
In der Island Reportage des NDR hat "ARD-Korrespondent Christian Blenker Influencerinnen und Influencer auf einem Roadtrip durch Island begleitet".
Hinterher war auch der Korrespondent ziemlich "geflashed". Es ist schon
beneidenswert, wenn man kostenlos mit einem Helikopter auf den größten
Gletscher Europas geflogen wird, um dort coole Selfies und
eindrucksvolle Fotos aufzunehmen. Wenn man den Heli oder Geländewagen
selber mieten muss, fällt man in Ohnmacht. 😱
"Die eigentlich karge Vulkaninsel weit draußen im Atlantik erscheint auf Youtube, Instagram und TikTok als perfekter Sehnsuchtsort. Aber ist das, was uns die Influencer zeigen, wirklich echt? Um das herauszufinden, hat der ARD-Korrespondent (unter anderem) Gunnar Freyr Gunnarsson begleitet, der mit seinem Jeep an die entlegensten Orte des Landes fährt. "Der Druck hat enorm zugenommen", sagt der Influencer. "Wir sind immer auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, das viral geht." (ARD)
Wir haben uns diese Reportage also mit Interesse angeschaut, weil wir uns mit Island ein bisschen auskennen. Den Link zur Sendung finden Sie wie immer am Ende des Artikels. Ein 'großes Ding' konnte ich nicht selbst erleben, weil uns die Warteschlange zu lang war.
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19 mm | 1/225 s | f2,2 | ISO 50 | Smartphone |
#Tourismus #Island2024
#Warteschlange am #Naturschauspiel
Auf einem der überfüllten Parkplätze habe ich interessehalber in einen dieser - für Island 'preiswerten' - Wohnwagen-Vans hineingeschaut, und mit dem jungen Paar gesprochen, das sich gerade auf einem Gaskocher Nudeln zubereitet hat... Sie wollen nicht wissen, wie dieser Wagen innen ausgestattet war, und geländegängig war er sowieso nicht. Die beiden jungen Leute wirkten auf mich ein wenig ... erschöpft. Wenn die so eine Reise eine Woche lang zusammen durchstehen, können sie hinterher getrost heiraten, oder vorzeitig abreisen und sich neue Partner suchen. 😓 Wahrscheinlich haben sie schöne Selfies mit nach Hause nehmen können, aber hoffentlich haben sie nicht vor oder in der Schrottkarre posiert, mit der sie dort unterwegs waren. Die meisten Leute haben wirklich keine Ahnung, was sie auf Island erwartet.
Ich bin keine Influencerin, obwohl ich theoretisch wüsste, wie das geht. Ist nicht mein Ding, ich mache Bilder, und die sehen auch mal so aus:
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100 mm | 1/200 s | f3,8 | ISO 125 | Lumix FZ1000 ii |
#Fotobegeisterung #Island2024
Die Reise des letzten Jahres möchte ich keinesfalls missen, aber es war meine Abschiedsreise. Island ist für mich immer noch ein Sehnsuchtsort, aber es sind wirklich zu viele Touristen. Die Folgen empfinde selbst ich aus meiner punktuellen touristischen Fernsicht als dramatisch. Wenn man aus Versehen doch noch einen Isländer oder eine Isländerin trifft, sind die meisten - im Vergleich zu früher - nicht mehr besonders freundlich. Das Geld nehmen sie gerne, ich kann's verstehen, und teuer war Island immer schon. Inzwischen werden die Touristen vielfach von anderen Touristen durchs Land geführt: Junge Leute aus Italien und Spanien, die kein Wort isländisch sprechen, und sich ihren eigenen Aufenthalt auf der Insel durch touristische Ferienjobs finanzieren. Das haben die Isländer hervorragend "outgesourced". Als Touri ist man ein Wirtschaftsfaktor, und wird als notwendiges Übel hingenommen.
Durch den Hype im Netz wurde Island zu einer Kulisse für Selbstinszenierer degradiert. Wenn das Foto in den Social Media wichtiger ist, als das Reiseerlebnis insgesamt, bin ich raus. In Gesellschaft meiner Eichhörnchenbande fühle ich mich auch wohl, und kann mich gut mit ein paar Sommern in Balkonien begnügen, während ich mein Sparschwein für Reisen nach woandershin füttere. Dass es woanders auch touristisch zugeht, ist mir klar. Darum überlege ich mir das mit dem Verreisen mittlerweile sehr gut und sehr lange.
Falls der Island-Hype irgendwann abebbt, schaue ich vielleicht in zwanzig Jahren nochmal vorbei, um zu erfahren, was von meiner einstigen Seelenheimat übrig geblieben ist.
Siehe auch: Definitionssache, Islandtief, Knipserkarawane, Wind & Wetter, Wolkentroll, Neue Lava, Schwefelwolke, P(l)ackerei, Vier PS geländegängig, Südisland Sommer 1992, Honni soit qui mal y pense, Tanz auf dem Vulkan, #Reise, Karneval in Venedig, Grüße aus Balkonien
Weiterführende Links
- Island: Die Macht der Influencer - Doku in der ARD Mediathek
- Eule oder Lerche: Wie ticken Chronotypen - AOK
- Flashback - Wikipedia
- Influencer - Wikipedia
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