Mittwoch, 28. Mai 2025

Die Farben Japans

27 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 200 | Smartphone

#Kunst  #Ausstellung #Staatsbibliothek #München
#SurfingStabi  @bsbmuenchen

Heute kommt endlich der versprochene Bericht zur Ausstellung von vorletzter Woche... 😊

Mit „Farben Japans” widmet die Bayerische Staatsbibliothek ihren japanischen Farbholzschnitten zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine eigene Ausstellung. Viele Drucke aus dem Zeitraum zwischen 1750 und 1950 gelten heute als Kunstwerke höchsten Ranges. Die Sammlung der StaBi umfasst derzeit rund 90 000 gedruckte Bände, 100 Handschriften sowie 1 000 Einblattdrucke, erfährt man auf der Ausstellungs-Homepage. Ich war wirklich erstaunt, dass es in München so viele japanische Kunstwerke gibt, und dass sie so lange in den Archiven geschlummert haben. Manchmal dauert es eben ein bisschen länger... 😅

Bis zum 6. Juli 2025 werden nun rund 130 Originalexponate gezeigt, darunter auch das berühmte Motiv "Die Welle" von Katsushika Hokusai. Das Motiv ist im Original deutlich kleiner als die Kopie, die hier im modernen Ambiente gezeigt wird. Überhaupt hat man es in dieser Ausstellung hervorragend verstanden, die Erwartungen des Publikums an (große) Bildformate bereits vor Betreten der eigentlichen Ausstellungsräume perfekt zu bedienen.

Noch bevor man im Prachttreppenhaus über eine erste Variante des berühmten Wellenmotivs emporschreitet, weisen liebevoll gestaltete Pappaufsteller auf den besten Selfie-Spot hin. Den kennen Sie bereits, die Figuren noch nicht - tolle Idee.

27 mm | 1/120 s | f1,6 | ISO 160 | Smartphone


Weitere Motiv-Highlights, die man später im Original zu sehen bekommt, begleiten Kunst- und Japanfreunde auf ihrem Weg zu den Schatzkammern. Schon in der Säulenhalle in der ersten Etage sind wir bei unserem Besuch entschleunigt flaniert, um die großartige Atmosphäre aufzusaugen. Die überlebensgroß auf halbtransparentem Material gedruckten Motive werden hinterrücks vom einfallenden Tageslicht "erleuchtet". Allein den Gegensatz von westlicher Achitektur, modernem Lampendesign und japanischen Motiven ist einen Besuch wert.

27 mm | 1/120 s | f1,6 | ISO 64 | Smartphone

#Atmosphäre

In den beiden Säulengängen kann man jeweils eine zweite Runde drehen, und sich viele nachgedruckte Motive auf Schautafeln nebst vielen Informationen "reinziehen". Es gibt auch einen Audioguide, aber wenn man den benutzt, kommt man da nie wieder raus. 😅 Nehmen Sie Zeit mit, und Achtung: Samstags und an Feiertagen ist die Staatsbibliothek geschlossen, leider auch an Pfingsten! Dafür ist der Eintritt frei.

27 mm | 1/120 s | f1,6 | ISO 64 | Smartphone

#Licht&Schatten

Bei Sonnenschein und direktem Licht hat die transparente Präsentation den Nachteil, dass die harten Schlagschatten der Fenster den Motivgenuss ein wenig trüben und das Fotografieren erschweren. Trotzdem bleibt der Gesamteindruck spektakulär.

Die Auswahl der Motive muss den Kuratoren allein angesichts der verfügbaren Menge schwer gefallen sein. Das ist wie "Fotoarchiv aus fünfzig Jahren" durchforsten. 😆 Bei bestimmten Bildern ist sofort klar, dass sie besser sind als andere. Manche in dieser Ausstellung sind so berühmt, dass man sie gesehen haben sollte, wenn man schon mal die Gelegenheit bekommt. 

Die "Welle" des Künstlers Hokusai ist nur ein Motiv aus seiner Serie Sechsunddreißig Ansichten des Berges Fuji - in Wirklichkeit waren es hundert, und Hokusai hat erst im Alter von siebzig Jahren mit dieser Serie begonnen. Als er neunundachtzig war, soll er im Jahr 1849 auf seinem Totenbett gesagt haben: 

„Hätte der Himmel mir weitere fünf Jahre geschenkt, wäre ich ein großer Maler geworden.“

Ein Perfektionist... Für mich ist Hokusai, der sich immer wieder demselben Motiv gewidmet hat, mit diesem Langzeitprojekt ein Seelenverwandter. Die Fotografie war zu seiner Zeit gerade erst im Entstehen, und das auch nur in Schwarzweiß. 😉

27 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 400 | Smartphone

#weltberühmt
Die große Welle vor Kanagawa


"Während seiner siebzigjährigen Schaffensperiode fertigte er etwa 3000 Farbdrucke, Illustrationen für über 200 Bücher, Hunderte von Zeichnungen und über 1000 Gemälde an. Ein Besessener, der an hundert verschiedenen Orten lebte, und dreißig verschiedene Namen verwendete, darunter auch 'Gakyojin', das mit 'verrückt auf Malen' zu übersetzen ist und seine produktive Phase bezeichnet.

Hokusai gilt als einer der bedeutendsten Maler der Kunstgeschichte. Seine Arbeit beeinflusste viele europäische Künstler, insbesondere Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Claude Monet und Alfred Sisley und im weiteren Sinne die künstlerische Bewegung namens Japonismus. " (Wikipedia)
 
Den Link zur umfangreichen virtuellen Onlinepräsentation finden Sie am Ende dieses Beitrags, aber es ist nochmal etwas ganz anderes, die farbigen Drucke vor Ort zu bestaunen. Sie werden in den drei abgedunkelten Schatzkammern der StaBi gut bewacht hinter Glas präsentiert.

27 mm | 1/40 s | f1,6 | ISO 500 | Smartphone
Präsentationsmöglichkeiten:
Bilderrahmen - Leporello (s.u.) - Buch
 
Manche Motive wirken "holzschnittartig", aber bei weitem nicht so, wie wir diesen Begriff heutzutage interpretieren. Die japanische Kunst zeichnet sich vielfach duch eine unglaubliche Feinheit und enormen Detailreichtum aus. Da sitzt jeder noch so kleine Strich an der richtigen Stelle - beneidenwert. Ganz nah mit der Nase an die Scheibe und staunen, aber Vorsicht, dass der Alarm nicht ausgelöst wird...
 
Bei der nachfolgenden Buchdoppelseite hat es mich einfach umgehauen: Diese Bildaufteilung ist der Hammer. Für westliche Augen umso mehr, weil wir es gewohnt sind, Bücher von links nach rechts zu lesen. In Japan ist es umgekehrt.

58 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 320 | Smartphone

#Bildgestaltung!

Die Arbeit mit dem Titel 'Hortensie' stammt von Ikeda Terukata. Das Motiv ist auch auf dem Papierflyer zur Ausstellung abgedruckt. Für diesen Zwecke wurde der Schmetterling per digitaler Bildbearbeitung weiter nach rechts gesetzt und der Bildausschnitt rechts stark beschnitten, damit das Motiv ins Hochformat passt. Die Bearbeitung wird im Begleittext des Flyers erwähnt. 👍 Auch im stark zugeschnittenen Format ist es ein starkes Bild, aber längst nicht so eindrucksvoll wie das Original.
Die rechte Seite ist total voll, die linke voll leer und der Schmetterling entschwindet in diese sich auflösende Leere... 🦋 Lassen Sie das eine Weile auf sich wirken.

58 mm | 1/40 s | f1,6 | ISO 400 | Smartphone

Ebenfalls spannend in Sachen Bildformat sind die aufgerollten Panoramen oder auch sogenannte Leporellos - "Faltbücher", die auch bei modernen Fotoausstellungen manchmal zu sehen sind. Es ist eine schöne Präsentationsform für Bildschaffende, die nicht so viel Platz zuhause haben, um ihre Werke zu verstauen. 😅
 
Die "nur" 130 Exponate sind eigentlich viel zuviel, wenn man sich mit jedem einzelnen Bild beschäftigen wollte. Es war für mich eine ziemliche Reizüberflutung, aber eine absolut schöne.
An einigen Stellen sieht man auch, wie früh in der japanischen Kultur und Kunst Vorläufer der heute berühmten Manga (Comics) auftauchen.

Ganz zum Schluss kann man in der Ausstellung selbst Hand anlegen, erleben, wie die Drucktechnik praktisch funktioniert, und sich eine handgedruckte "Hokusai" Kopie als haptische Erinnerung mit nach Hause nehmen.  😀

27 mm | 1/120 s | f1,6 | ISO 50 | Smartphone

Mitmach-Ecke

Summa summarum: Die Ausstellung ist wirklich toll gemacht, von vorne bis hinten, und ich bedanke mich bei Norbert, dass er mich da reingeschleppt hat. 😊

Eins ist und bleibt klar: Ich muss in diesem Leben noch irgendwann selber nach Japan, aus vielen verschiedenen Gründen, darum spare ich fleißig für die Reise. Kürzer und preisgünstiger ist der Weg zum alljährlichen "Japanfest" in München. Es findet heuer am 20.7. statt, wie immer im Englischen Garten hinter dem Haus der Kunst. Vielleicht sehen wir uns dort. 😎

Siehe auch: An alles gedacht?Der Mann auf der TreppeKunstk(o)enner, Alles kann zur Kunst werden, Die Löffelliste, Bevor Sie sterben, Komfortzone, FOMO - Fear Of Missing Out, Excel-Kopf, Die Magie des NoPlan, Malblock:adeLasst uns mal kreativ sein...Grüße aus Digitalien, Rollgardina Pfefferminz, Wo ist das Wurmloch?, Nichts ist unmöglich, Bereit?, Definitionssache, Dazulernen, #KunstKintsugi

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