Montag, 12. August 2024

Touchdown

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#Kaffeepause
#Alltagsblues  #Muttergeschichten

So, Schluss mit Island und Reisefotos. Der Urlaub ist vorbei, jetzt ist wieder Alltag mit Kaffee und Zigaretten. Eklig, ja. Ich war das nicht, das sind die Hinterlassenschaften aus der Pausenzone einer Klinik. Gesundheitskräfte sind nicht automatisch Gesundheitsapostel; sie haben Stress, und der muss ja auch irgendwie bewältigt werden. Urlaub hilft vorübergehend, aber nicht grundsätzlich, wenn die Probleme strukturell sind.

In den letzten Tagen haben mein Mann und ich noch ein bisschen von diesem Olympia angeschaut, und erfahren, dass es so etwas wie eine Post Olympia Depression gibt: Der Sturz in die Leere nach der Höchstleistung, auf die man jahrelang hingearbeitet hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob man gewonnen hat, oder gescheitert ist, es kann jeden treffen.
Viele Spitzensportler haben sich nach den letzten olympischen Spielen Hilfe gesucht, gefunden, und hatten dieses Mal ein tolles Comeback. Psychischer Druck herrscht überall, manche lassen ihn nicht rein oder an sich ran, und das ist eine wirklich bemerkenswerte Fähigkeit. Die kann man lernen und man muss sie ständig trainieren, also ist es eine sportliche Herausforderung der anderen Art: Mentaltraining und körperliches Training gehen ohnehin Hand in Hand. 

Im Mutterhome gab es heute wieder ein exklusives Marmeladengemetzel zum Wochenauftakt. Die Phase der Dankbarkeit war kurz, ich wurde schon wieder zum Feldwebel degradiert.

Ja, die Mikroaggressionen... Es ist blöd, wenn das Hauspersonal nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte. Bei Temperaturen über 30° C besteht meine Hauptaufgabe darin, alles Vergammelte schnell zu entsorgen, bevor sich die ekelhaften Minifliegen explosionsartig vermehren. Nach Ende der Verhinderungspflegephase wäscht der Plegedienst die Wäsche jetzt nicht mehr, und das ist sehr schade. Gibt's da was von Ratiopharm?

Nach einem morgendlichen Neuigkeiten-Schnelldurchlauf - vom Olympia-Debakel, dem (schlechten) Medaillenspiegel und der Frage, warum der deutsche Spitzensport keine guten Trainer hat, ging es nahtlos weiter zu einer ausführlichen Nacherzählung von Puccinis Leben und Werk. Musiker und Dichter arbeiten nur nachts, erfuhr ich, weil das Gehirn da anders funktioniert. Und außerdem sind sie alle Frauenhelden. Der Komponist Puccini ist vor genau hundert Jahren gestorben, und er war ein hübscher Mann: acht Mal verheiratet aber niemals treu. Gut, dass wir das geklärt haben. 😜
Auch hübsch: Oli P. Der wollte eigentlich Ballettänzer werden. Dann ist er aber zufällig zu einem sehr erfolgreichen Schlagersänger mutiert. Man hat ihn wohl entdeckt, weil er sich so lustig bewegt hat, so ganz eigen, wie man es als "richtiger Ballettänzer" nicht machen sollte. So jedenfalls hat meine Mutter die Geschichte zusammengefasst. Bei Wikipedia lese ich zwar, dass er Turniertänzer war, was nicht ganz Ballett ist, aber sei's drum.

"Der Psychologe, der auch in der Gesprächsrunde saß, hat gesagt, dass der Mensch so gebaut ist, dass er nur erfolgreich werden kann, wenn er tut, wozu er gemacht ist", erklärte sie, und holte noch einmal aus, um zu betonen: "Man muss tun, was man will!"
"Und wenn jemand etwas will, was er gar nicht kann?", wagte ich einzuwerfen. "Der Oli P. wollte Balletttänzer sein, jetzt ist er erfolgreicher Sänger. Das widerspricht deiner Theorie."
"Da musst du den Psychologen fragen, der kann dir das ganz genau erklären", räumte meine Mutter ein. 

Menschen haben ja oft mehr als ein Talent, und meistens auch Talente, von denen sie gar nichts wissen. Wenn die zufällig entdeckt werden, kommt der Erfolg, und dann in einer ganz anderen Sparte. Bei Olympia gab es einen Hochspringer, der vorher Basketballspieler war. So weit liegen diese Sportarten nicht auseinander, für beide sollte man groß sein und gut springen können. Hochsprung hat den Vorteil, dass man beim Springen nicht von Gegnern angerempelt wird. Dass man dabei nicht auch noch gleichzeitig einen Ball in einen Korb werfen muss, erleichtert die Sache ebenfalls. 

Wenn man tut, was man gut kann, und das gleichzeitig auch noch will, dann sind die Erfolgsaussichten jedenfalls größer, als wenn man etwas tut, was man nicht will, und auch gar nicht so gut kann. So werde ich der Mutter erklären können, dass ihr Feldwebel definitiv nicht den richtigen Job hat, und folglich tun muss, was er will. 😁 Das wusste schon der alte Konfuzius: "Wenn du willst (liebst), was du tust, wirst du nie mehr arbeiten." Schade, dass ich noch zu jung bin, um Rente zu beantragen. Ein Urlaub pro Quartal wäre eine gute Zwischenlösung...

Siehe auch: Was zählt, Alles Banane?, Zombie!?, Im Dienst, Ganz okay!?, Da muss ich ja denken!, Weltuntergang Marmeladengemetzel, Ein Einhorn bitte!

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