Samstag, 14. Mai 2022

Statt Süßigkeiten?

Wenn ich jetzt nicht aufpasse, dann wird das hier noch ein Blog für Kräuterkundige. Das war nie meine Absicht, aber manchmal passieren solche Dinge, wenn man "absichtslos" durch die Gegend rennt, und Sachen findet, die man vorher nie beachtet hat. Heute: Die Taubnessel.

Sie ahnen es bereits: auch die kann man verspeisen. Das war mir nicht ganz neu, denn als Kinder haben wir die Blüten abgezupft, den süßen Nektar rausgezuzelt, und den Bienen das Futter weggefressen. Ich weiß nicht mehr, wer mir das beigebracht hat - wahrscheinlich meine Großmutter. Die wusste notgedrungen, welche Pflanzen essbar sind, weil sie im zweiten Weltkrieg mit ihren vier Kindern zu Fuß von Prag nach München geflohen ist. Zwei der Kinder haben das nicht überlebt. Kein Wunder, dass die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen null Bock auf Grünzeug und extra viel Appetit auf Fleisch, Wurst und Fettiges haben. Bei uns in der nächsten oder übernächsten Generation ist alles "andersherum".

Heute ist es eher ein Öko-Thema, wenn man sich mit mehr oder weniger essbaren Kräutern beschäftigt, oder gar ein schicker Trend. Egal wieso, Hauptsache das Wissen geht nicht verloren. 

Der Löwenzahn (siehe >Wertschätzung) ist sehr bitter, sogar die ganz jungen Blätter. Aber bitte - Chicoree ist das auch. Den mag ich auch nicht. Darum habe ich den Löwenzahn sofort mit einem Blatt Knoblauchsrauke kombiniert, das war dann wieder lecker. Vielleicht sollte ich meine Fotoserie "essbare Fotomotive" nennen, oder "Foodporn für Veganer"? 😄 Ach nein, unser Verkehrsminister meinte, wir sollten aus Energiespargründen nicht so viele Fotos vom Essen posten. 😜

Was ich zum Beispiel auch nicht wusste: Die Taubnessel, die es mit verschiedenfarbigen Blüten gibt, ist nicht mit der fiesen Brennessel verwandt. Die wiederum ist sehr bekannt für ihre Heilwirkung - vor allem als Tee. Mit ihren Nesselzellen schützt sie sich vor Fressfeinden, also im Zweifelsfall vor mir. Das gelingt ihr hervorragend. Trotzdem gibt es bei Chefkoch.de eine ganze Reihe von Brennessel-Rezpeten: "Relikt aus der Nachkriegszeit, jetzt wieder hochaktuell". 

Was mich wundert ist der Umstand, dass ich in den letzten Jahren nie so viele Taubnesseln am Wegesrand gesehen hatte. Ist das jetzt selektive Wahrnehmung, oder ändert sich da gerade etwas in der Natur? Ein Grund mehr, auch nächstes Jahr die Augen offen zu halten.
Eine gute Nachricht zum Abschluss: Seit es warm geworden ist, sind auch die Bienen endlich ausgeschwärmt. Die haben heuer viel verpasst. Jetzt warte ich darauf, dass mir der Imker aus meinem "Netzwerk" wieder über den Weg läuft, damit ich ihn nach dem Befinden seiner Bienen fragen kann. Vielleicht sollte ich vorsorglich ein Glas Honig für den Herbst bei ihm bestellen. 

Siehe auch: Frau Holle ist verreist, Unter'm Tresen, Was bist du denn für eine*r, Wertschätzung, Wasserfestes Heilkraut, Kreislaufwetter

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