Vielleicht haben Sie den Beitrag "Mit dem Lastenfahrrad ins Weltall?" gelesen. Darin hatte ich kurz erwähnt, dass die Presse Ende Januar über eine außer Kontrolle geratene Raketenstufe aus Elon Musks Raumfahrtprogramm berichtete, die schon seit 2015 in einer "chaotischen Umlaufbahn im Erde-Mond-System herumtaumele". Die Berechnungen von Astronomen hatten ergeben, dass dieses Ding Anfang März auf der Rückseite des Mondes einschlagen sollte. Am 5.3.22 war es dann soweit: Die Raketenstufe ist tatsächlich abgestürzt, sie hatte eine Geschwindigkeit von etwa 8.900 Stundenkilometern, und beim Aufprall wurde viel Mondstaub aufgewirbelt.
Da wir gerade einen scheiß Krieg in Europa haben: Wen interessiert es schon, was auf der Rückseite des Mondes los ist? Der Mond ist noch da. Das war auch nie die Frage. Unser Erdtrabant hatte schon größere Trümmer zu verkraften, was mit bloßem Auge an den vielen großen Kratern zu erkennen ist.
"Experten zufolge war der Aufprall von einem starken Lichtblitz, einem gewaltigen Staubwirbel und Hunderte Kilometer weit fliegenden Gesteinsbrocken begleitet worden", heißt es bei T-Online. Leider können wir hier unten nicht sehen, was auf der dunklen Rückseite des Mondes passiert. Eine Überwachungskamera im Mondorbit wäre schon klasse für derart historische Ereignisse. "Es war das erste Mal, dass Weltraumschrott unbeabsichtigt mit dem Mond kollidiert." Beachten Sie das Wort unbeabsichtigt. Bei den Mondmissionen der NASA wurde Weltraumschrott mindestens zweimal absichtlich auf den Mond fallen gelassen, unter anderem um die seismischen Reaktionen vor Ort zu messen, und so mehr über die geologische Zusammensetzung des Mondes zu erfahren.
Im Vordergrundrauschen der aktuellen Kriegsberichterstattung ist das erdabgewandte Schrott-Ereignis verständlicherweise untergegangen, aber ein paar Nachrichtenseiten haben ein paar Zeilen spendiert. Besonders überraschend daran ist, dass man herausgefunden hat, dass es gar nicht die Rakete von Elon Musk war, die da oben abgestürzt ist!
"Neue Hinweise, die Bill Gray von Jon Giorgini, einem Mitarbeiter des Jet Propulsion Laboratory zugespielt wurden, entkräfteten die Theorie, dass die Oberstufe zu einer SpaceX-Rakete gehört", meldet T-Online. Ich finde das Wort zugespielt sehr spannend.
"Auch renommierte US-Astronomen wie Jonathan McDowell folgten laut WELT den neuen Beweisen von Gray und räumten bei der Identifizierung als SpaceX-Rakete einen 'ehrlichen Fehler' ein. Auch die ESA sieht nun die Schuld für den unkontrollierten Absturz der Rakete auf dem Mond bei China", kann man bei Finanzen.net lesen. Ein ehrlicher Fehler. Schön. Interessant ist auch, dass sich alle auf einmal so einig sind. Es heißt ja auch "die Astronomen folgten", und nicht "die Astronomen rechneten selber nach". Wichtig ist auch, dass die Schuld bei China liegt, und nicht etwa die Ursache. Ja, ich bin halt ein Korinthenkacker. Des weiteren ist der Schrottabsturz nicht besonders spektakulär, zumal der ohnehin zerfurchte Mond dabei nur eine "kleine Delle" abbekommen hat. 👽
Na dann wissen wir jetzt, wie sich das alles so verhält. Anzumerken bleibt, dass die chinesische Regierung diese neuen Erkenntnisse (=Schuldzuweisungen) dementiert, und jede Beteiligung von sich weist. Wenn es nicht der Elon war, und die Chinesen auch nicht - ja wer war es dann? Irgendeiner schwindelt, aber hey, es ist ja nur Schrott im Mondstaub. Für Elon's Aktien ist es auf jeden Fall günstiger, wenn er zu Unrecht verdächtigt wurde, und bei den Chinesen weiß man eh, dass sie aus kulturellen Gründen nicht so gerne ihr Gesicht verlieren.
Womöglich steckt dieser Psychopath aus Moskau dahinter. Dem ist alles zuzutrauen. Oder gar der Rocket-Män aus Nordkorea? Es gibt mehrere von diesen üblichen Verdächtigen. Da frage ich mich doch: Wo zur Hölle ist James Bond? Im Ruhestand?? Das geht nicht, das sieht man ja.
Nachdem sich niemand für den Mondschrott verantwortlich fühlt, würde ich sagen: Wir machen das. Ich habe auch schon eine ganz tolle Idee: Wir organisieren ein MondRamaDama!
Pink Floyd gibt dazu ein Benefizkonzert: "Dark Side of the Moon". Spenden Sie jetzt für eine emissionsfreie Hin- und Rückreise zum Mond, und werden Sie Teil eines historisch einzigartigen Ereignisses! Ihr Name erscheint, je nach Höhe Ihrer Spende, auf den blauen Müllsäcken, in denen die Raketenstufentrümmer eingesammelt werden. Singen Sie das Lied "Fly me to the Moon", während Sie Ihre Online-Überweisung durchführen.
Um die Säuberungsaktion marketingtechnisch wirksam zu unterstützen, stellt Amazon TV ein Filmteam bereit, welches das von James Bond höchstpersönlich geleitete RamaDama filmisch begleitet. Sie können im LiveStream zuschauen, wie James den Müll aufhebt, während Elon Musk, gekleidet in einen schicken Raumanzug, derweil in einem roten Cabriolet vorbeischwebt, und lächelnd in die Kamera winkt. Nächstes Jahr gibt es für diese faszinierende Weltraum-Dokumentation mehrere Oscars. Bei der Verleihung 2023 schlägt Richard Branson Jeff Bezos ins Gesicht, und Apple TV sichert sich die Rechte an der Serie "Wie Star Wars wirklich anfing". 😂
Kein Witz: Morgen (31.3.22) will die NASA eine Pressekonferenz abhalten, und über bahnbrechende neue Entwicklungen im Zusammenhang mit dem unlängst in Betrieb genommenen Superteleskop Hubble informieren. Hoffentlich haben die sich nicht im Datum vertan und den 1. April gemeint.
"In ihrer Presseinformation kündigt die US-amerikanische Raumfahrtbehörde die Entdeckung mehrfach als „rekordwürdig“ an – lässt bislang aber völlig offen, worum es konkret geht. Die Wortwahl macht es zudem schwer, abzulesen, ob es sich um die Entdeckung von etwas völlig Neuem bzw. Unerwartetem oder aber eher um eine buchstäbliche Rekordleistung – etwa in einem eher technischen Sinne – handeln wird." (Grenzwissenschaften)
Ja, die Jungs machen es spannend. Das ist wie bei Netflix, toller "Cliffhanger". Schalten Sie wieder ein. Ich bin keine Nachrichtenseite, bei mir dauert es immer ein bisschen, bis ich Informationen aufgenommen habe. Wenn Sie neugierig sind, was bei dieser Pressekonferenz rauskommt, dann halten Sie die Augen auf. Es ist ja auch interessant, ob und wer sich in der Medienlandschaft mit solchen Nebenkriegsschauplätzen beschäftigt. Mein Bauchgefühl? Es wird um technische Höchstleistungen gehen. Alles andere wäre wirklich spektakulär. 😁
Siehe auch: Houston, wir haben eine Doppeldelle!, Mit dem Lastenfahrrad ins Weltall? oder Von der Vision zur Wirklichkeit, Apfelsinenmondernte, Morgendliche Mondmission
Weiterführende Links
- Rakete kollidierte vermutlich mit dem Mond - T-Online
- Astronomen nehmen Musk-Konzern in Schutz - Finanzen.net
- Jet Propulsion Laboratory - Wikipedia
- Bild des Tages - 14. April 1970, Krater der oberen Raketenstufe der Apollo 13-Saturn-Rakete (Astronews)
- Dark Side of the Moon - Pink Floyd (Youtube)
- Fly me to the Moon - Frank Sinatra (Youtube)
1 Kommentar:
asd
Kommentar veröffentlichen