Samstag, 25. November 2023

Wintergrillen?

27 mm | 1/40 s | f1,6 | ISO 320 | Smartphone

Fotografische #Abendnotiz   #Wetter  #Fahrrad
Der erste Schnee 2023

Ja, ich weiß: Mein heutiges Fotomotiv ist eine Herausforderung. Was'n das?
Einerseits wollte ich beim gestrigen Thema bleiben und den Neukauf des Fahrradsattelbezugs rechtfertigen. 😅 Der alte ist immer noch wasserdicht, aber schon total ausgeleiert, es war also höchste Zeit, diesen Punkt auf meiner ToDo-Liste zu erledigen. Andererseits hatte ich mir vorgenommen, jedes Jahr den ersten Schnee zu dokumentieren, und zwar genau an dem Tag, an dem er fällt und liegenbleibt. Ja mei. Das war nun ausgerechnet abends in totaler Finsternis. 

Fahrradbeleuchtung lässt sich manchmal unkonventionell zur Motivillumination einsetzen. Das ist einer der Vorteile dieser batterie- oder akkubetriebenen Lampen, für die man nicht den Dynamo bemühen muss, obwohl der prinzipiell eine gute Erfindung ist. Der liefert reinen Ökostrom aus eigener Produktion... bis wieder irgendwo eine Kabelverbindung bricht. Verkehrssicherheit Ende, Fehlersuche, reparieren - das nervt. Schlecht ist auch, dass die konventionellen Lampen aufhören zu leuchten, sobald man stehenbleibt. Dann wird man im Dunklen nicht mehr so gut gesehen, mit einem schwarzen Fahrrad und einer schwarzen Jacke erst recht. Die Scheinwerfer an einem Auto gehen ja auch nicht aus, wenn man an einer roten Ampel stoppen muss. 

Ich hatte schon überlegt, ob ich meinen Pegasus mit Lichterketten ausstatten soll, passend zur Jahreszeit, aber ich glaube, das ist nicht erlaubt. Vorne muss der Pegasus weiß beleuchtet werden, hinten rot, sonst sind andere Verkehrsteilehmende verwirrt, und es droht Unfallgefahr. Das erfährt man im Internetz. Mit Reflektoren ist man auf der sicheren Seite, auch wenn so eine Lichterkette hübsch, oder sogar ein bisschen verwegen aussähe. 😎

Immerhin: Der Fahrradkorb auf dem Gepäckträger verwandelt sich im warmen Schein des Rücklichts bei Nacht in eine muggelig anmutende, rotglühende Grillzone. Visuell ist das reizvoll, den Popo wärmt diese Lichtinstallation leider nicht. Kommen Sie jetzt aber bitte nicht auf dumme Gedanken, wie etwa einen Heizstrahler auf dem Gepäckträger zu  montieren. Beheizbare Fahrradsättel und Sattelbezüge gibt's tatsächlich. Wintergrillen auch. Ich hatte das irrtümlicherweise für eine auf den Hochsommer begrenzte Aktivität gehalten, bis ich am Wegesrand zufällig auf ein Kochbuch gestoßen war, mit den besten Grillrezepten für den Winter. 

Hilft irgendwas davon gegen den Winterblues? Der droht natürlich aufzukommen, wenn ich beim Verlassen des 23° warmen Mutterhomes zu hören bekomme, dass die Mutter friert, und dass es kalt in der Wohnung sei. Derweil bringe ich gefühlte Stunden damit zu, mich für den Nachhauseweg wind- und schneefest anzukleiden. In der kalten Jahreszeit muss ich mehr Zeit für's An- und Ausziehen der Winterkleidung aufwenden, als ich für die Strecke vom Mutterhome nach Hause brauche. 

Da bewundere und beneide ich die Jogger (überwiegend Männer, übrigens), die selbst jetzt noch mit kurzen Hosen und T-Shirts durch die Gegend traben! Wahrscheinlich bin ich total verweichlicht. Ein Wunder ist das nicht, schließlich verbringe ich immer noch relativ viel Zeit im überheizten Mutterhome. Auch wenn die Heizkörper in meinem Büro und in der Küche gar nicht eingeschaltet sind, verteilt sich die Wärme in alle Räume. Ich fange nur an zu bibbern, wenn ich an die nächste Jahresabrechnung denke. Ob meine Mutter die noch erlebt und ihren Anteil übernimmt, steht in den Sternen.
Ihr ist das total egal, da kannste nix machen, das lacht sie einfach weg, denn "Lachen verlängert das Leben" und die Pflegephase. Sie freut sich derweil diebisch, dass die Fußballnationalmannschaft ein Spiel nach dem anderen verliert, weil sie den Trainer Nagelsmann nicht leiden kann. Der muss weg, sagt sie, und ist brüskiert, wenn ich ihr erkläre, dass ich gerade ein paar andere Probleme und Prioritäten habe. Okay, ein nasser, kaltern Hintern beim Radfahren gehört in diesen Tagen wahrlich zu den kleinen und lösbaren Widrigkeiten. Es klingt nach Jammern auf ganz hohem Niveau, aber vielleicht kennen Sie das Eisberg-Modell der Kommunikation?

"Wenn der Schriftsteller nur aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein Achtel von ihm über Wasser befindet." (Ernest Hemingway) 

Meine Therapeutin würde jetzt fragen: Welches Gefühl haben Sie gerade? Sind Sie wütend? Aber nein. Depressiv sein macht weniger Lärm und scheinbar weniger Umstände. Wenn man Konflikte meidet, bekommt man auch nicht zu hören, dass man nicht so ekelhaft sein soll. Ekelhaft? Echt jetzt? Ich lerne meinen inneren Pitbull gerade erst kennen. Wenn ich ihm den Maulkorb abnehme oder ihn gar von der Leine lasse, wird's im Mutterhome ganz schnell ganz ungemütlich. Dabei beginnt doch ausgerechnet jetzt die "stade Zeit". Mit oder ohne Wintergrillen an Weihnachten? 😏

Siehe auch: Wir wollen keinen nassen Po!, Ist denn schon Herbst?, Der erste Schnee: 2008, 2016, 2022, Der zweite SchneeSchneedecke, O-O-O, Sternstunde des Missgeschicks, Menschen und ihre Abenteuerlust, Winterwanderung, Sommerblues, Konfliktscheu

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Vor zwölf Jahren: Dein Bildaufbau ist mir egal

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