30 mm | 1/30 s | f3,2 | ISO 110 | Nikon Coolpix P1000 |
#nachgereicht
Dieses bunte, einem Adventskalender nachempfundene Motiv hatte ich 2018 auf einem Weihnachtsmarkt fotografiert. Ich reiche es heute nach, weil ich nicht schon wieder auf die Dienste einer KI zurückgreifen will, und momentan für tagesaktuelle Bilder nicht inspiriert genug bin. Das hat mit dem Jahresendspurt und den Weihnachtsvorbereitungen zu tun. Dazwischen erscheinen noch ein paar andere ToDo's, die ich nicht ins Neue Jahr mitnehmen will oder kann, weil Fristen ablaufen.
In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, in wie vielen Onlineportalen ich mich einloggen muss, um an die Dokumente oder Anträge zu gelangen, die ich brauche. Beinahe jedes Unternehmen und jede Organisation hat so ein mehr oder weniger schönes Portal, vom Onlinebanking über die Krankenkasse, bis hin zur Hausverwaltung. Was früher zentral in einem Postbriefkasten landete, kann man sich jetzt, bequem am Sofa oder Schreibtisch sitzend, auf das Endgerät herunterladen, in das man sowieso schon die meiste Zeit hineinglotzt. Ganz bequem, alles an einem Ort... damit man sich gar nicht mehr bewegen muss. 😏
Papierlos ist schon schön, das macht die sperrigen Ordner im Regal überflüssig. Ihnen haftet der Muff längst vergangener Zeiten an, und sie sehen beileibe nicht schön aus. In schnörkellosen Designerwohnungen sind sie ein visueller Affront. Falls die elektronischen Ordner im Portal oder auf dem eigenen Gerät nicht sind, wie ihr Name suggeriert - ordentlich - , ist Chaos vorprogrammiert.
Vorgestern ist eine wichtige Jahresversammlung geplatzt, weil die Teilnehmer der Veranstaltung entweder keinen Zugang zum Elektrobriefkasten hatten, oder wie ich, keine Zeit gefunden haben, um achtzehn völlig durcheinander ins Portal geschmissene Unterlagen zu sechs verschiedenen Tagesordnungspunkten zu lesen. Die hätte man auch verstehen und analysieren müssen, um anschließend eine Entscheidung treffen zu können. 😡
Weil niemand vorbereitet war, mussten geschätzt vierzig Leute wieder nach Hause geschickt werden, vierzig Mal Anfahrt, Abfahrt, Ungemach und eine Menge Zeit vertan; Termin vertagt. Auf dem Weihnachtsmarkt hätte ich ein paar schöne Fotos machen, und mir eine Feuerzangenbowle einverleiben können. Stressverstärkend war der Umstand, dass es nicht das einzige Unternehmen war, das sich ausgedacht hatte, kurz vor Weihnachten wichtige Abendtermine anzuberaumen, die so erbaulich sind wie eine Klassenfahrt mit jugendlichen Fußballhooligans ins Wirtschaftsministerium.
Amüsant am Rande war, dass meine Mutter meinte, ob ich die Angelegenheit nicht der Frau aus der Schachtel übergeben könnte. Angebote von Handwerkerfirmen kann sie bestimmt vergleichen, wenn ich ihr vorher ein halbes Dutzend Kriterien mitgebe, nach denen sie den Vorgang beurteilen soll.
Dieser abendliche Eklat hatte zumindest einen interessanten, weil lehrreichen Effekt: Die Digitalisierung hinkt schwer, und das Versprechen, dass dadurch "alles einfacher und kundenfreundlicher" werden soll, entpuppt sich zunehmend als Irrglaube.
Wir können in weniger Zeit mehr erledigen, das ist wohl wahr. Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch, dass wir insgesamt mehr zu erledigen haben, weil uns die Vereinfachungen Zeit eingeräumt hat. Im Endeffekt entsteht eine Beschleunigung, es ist also ein Schuss ins Knie.
Neuerdings mischen die Supermärkte auch noch mit: Jeder lockt mit seiner eigenen Kunden-App, mit der man deutlich günstigere Preise bekommt. Es ist eine geniale Karotte, die uns die Datensammler da wieder vor die Nase halten. Überlegen Sie mal: Keine Angebote mehr verpassen, das ist doch so praktisch!
Jetzt muss ich Schluss machen, damit ich im Amazon Autorenportal noch meine Angaben zur U.S. Steuererklärung auf den neuesten Stand bringen kann. Wenigstens habe ich im Elster Portal relativ schnell das Formular zum Ausdrucken gefunden, mit dem ich dem Finanzamt postalisch eine neue Bankverbindung mitteilen kann. 😜 Da wurde die #Digitalisierung zu Ende gedacht. Ich muss mal schauen, ob die eine Faxnummer haben, dann spare ich mir den Briefumschlag und das Porto, das ab dem 1.1.25 auch wieder teurer wird.
Wie stehen Sie übrigens zur Elektronischen Patientenakte? Den Link, wie man diesem Ding widersprechen kann, habe ich in meinem Krankenkassenportal super schnell gefunden. Was an dieser Neuerung nun wieder krumm ist, können Sie bei den weiterführenden Links nachlesen.
Siehe auch: Festplatten Feng Shui, 160 Jahre Telefon, Randnotizen der Digitalisierung, Alles digital oder was?, Digitale Revolution: Erlebnisse aus dem Alltag, Was man so braucht, #webseidank, Bild- und Lebenswelten, Grüße aus Digitalien, Homeoffice-Lüge, Zeitverschwendung, Appsala, Fußstapfen, Segnung der digitalen Moderne
Weiterführende Links
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