Das ganze Bild (3)

22 mm | 1/40 s | f2,2 | ISO 125 | Smartphone

#Sitzgelegenheit am #Bach
#Frühherbst2024

Lauschen oder plauschen? Das waren die ersten Worte, die mir als Titel zu diesem Foto in den Sinn gekommen sind. Zweisamkeit hätte auch gepasst, so eng, wie diese beiden Sitzgelegenheiten beieinander stehen. Da passt ja nicht mal ein Blatt dazwischen. 😳
An diesem Ort sitzt man wirklich ruhig, der Bach plätschert leise vor sich hin, also wäre Lauschen meine erste Wahl. Wenn zwei Leute beieinander sitzen, wird vielleicht händchenhaltend gemeinsam gelauscht, oder doch geplauscht? So manches Gespräch plätschert vor sich hin. Worüber plauscht man hier? Über Gott und die Welt?

Ja, in der Tat. Im Oktober 2022 hatte ich hier eine andere Sitzgelegenheiten-Kombination vorgefunden und fotografiert, die etwas weiter rechts stand. Dort gab es lange Zeit eine selbstgebaute hölzerne Sitzbank, und daneben noch einen Monobloc Plastikstuhl. Wer könnte dieses Arrangement erschaffen haben, und zu welchem Zweck?, hatte ich Sie fantasieren lassen. Es ist Zeit, das Rätsel zu lösen. Darum läuft dieser Beitrag auch in der Fotoreihe "Das ganze Bild".

Bleiben wir erst noch beim aktuellen Arrangement. Die muggelige Zweisamkeit am Bach sieht, aus einer anderen Perspektive betrachtet, so aus:

27 mm | 1/60 s | f1,6 | ISO 160 | Smartphone

Ups. 😅

So bietet das Motiv natürlich einen ganz anderen Spielraum für Phantasien. Dreisamkeit unerwünscht? Wie auch immer dieses Dreierlei zustandegekommen ist: Wir wissen es nicht. Was ich weiß, sind zwei Dinge, die in meinen Fotos nicht zu sehen sind. 

Erstens ist die im Blogpost von 2022 sichtbare Sitzbank verschwunden. Sie wurde vorher mehrfach demoliert, Vandalen waren am Werk. Auch ein freundlicher, handgeschriebener Zettel, dass man der Bank doch nichts antun möge, weil sie niemandem wehtut, scheint nicht geholfen zu haben. Die Sitzgelegenheit war kaputt. Danach war an dieser Stelle lange keine mehr, was ich persönlich bedaure, denn man sitzt dort wirklich schön.

Zweitens gab es an der Sitzbank einen kleinen Kasten mit Infomaterial. Man konnte sich dort über "Gott und die Welt" informieren, aus Sicht der Zeugen Jehovas. 

Diese 'religiöse Sondergemeinschaft' kennen Sie wahrscheinlich vom Hörensagen, oder haben schon mal jemanden mit einem Wachturm herumstehen sehen. Wussten Sie, dass dieses Heftchen als 'die auflagenstärkste Zeitschrift der Welt' gilt? Hui.
Manchmal klingeln diese Zeugen auch an der Tür, und wollen den ahnungslos die Türe öffnenden ein Gespräch über Gott aufdrängen. Zeugen Jehovas lehnen den Begriff ‚Sekte‘ als eine negative Zuschreibung ab, und haben offensichtlich gute Verbindungen zu Wikipedia. Das Bistrum Trier bezeichnet die Glaubensgemeinschaft als "die Sekte schlechthin" und nennt ihre professionelle Publizistik 'bemerkenswert'. Wenn so ein Zeuge bei Ihnen an der Tür klopft: Machen Sie nicht auf. Aber das wissen Sie sowieso.

So erklärt sich, warum die eigentlich schöne und unschuldige Sitzbank immer wieder attackiert wurde, und warum immer wieder neue Sitzgelegenheiten für die plauschige Bibelstunde am Bach auftauchen. Trotzdem hat nicht jeder, der hier dem Plätschern des Wassers lauscht, etwas mit der Sekte zu tun. Der Platz ist einfach einladend, aber mit diesem Hintergrundwissen bekommt er eine andere Bedeutung. Man sollte sich dort nicht in Gespräche verwickeln lassen.

Siehe auch: Nehmen Sie doch Platz...!, Platzwechsel, Fluchtweg?, Im Durchgang, Monobloc - Design-Klassiker, In Therapie,  Meditation,  #Sitzgelegenheiten, Das ganze Bild (1), Das ganze Bild (2),  Pass auf, was du denkst!, Sei lieb - bete und gehorche

Weiterführende Links

• Zeugen Jehovas - Bistum Trier, Wikipedia
• Hellens Bruch mit den Zeugen Jehovas - Reportage 37 Grad bei Youtube 
• Wachturm - Wikipedia