16 mm | 1/30 s | f2,2 | ISO 400 | Smartphone |
Vertropftes Regenlomo mit diffuser RandunschÀrfe
aus der Reihe #Auf-und-Ab-Wege
tagesaktuell đ
#Muttergeschichten
Es bleibt nass, die PegelstĂ€nde der FlĂŒsse steigen, und wenn ich einen der anderen Nachrichtenfetzen des heutigen Morgens aufgreifen sollte, dann mĂŒsste ich jetzt wohl ein Katzenfoto aus dem Archiv zerren. Neues aus Absurdistan: Irgendjemand frisst Katzen, die von Donald Trump und Elon Musk gemeinsam gerettet werden mĂŒssen?
Ich schaute meinen Mann an, und der mich. "Das kann jetzt nicht wahr sein, oder?" Wir kamen zum Schluss, dass wir wohl doch in einer Matrix leben. Irgendwo hocken ein paar zugekiffte Programmierer, die sich einen Scherz nach dem anderen mit uns erlauben. Wahrscheinlich haben sie Wetten darauf abgeschlossen, wie absurd es noch werden kann oder muss, bis die Menschheit erkennt, dass sie als Versuchskaninchen in einem intergalaktischen 'Versteckte Kamera' Projekt gehalten und beobachtet wird. Was kommt als nĂ€chstes? Mandarinen-Enten zum FrĂŒhstĂŒck und Hamsterradkraftwerke? Da wird man ja völlig TikTok. đ
Meine Mutter hat auch schon auf die Neuigkeiten reagiert, allerdings drehte sich ihre Sorge weniger um bedrohte schnurrende Haustiere. Sie hat mir entrĂŒstet mitgeteilt, dass ein einschlĂ€gig bekannter Wursthersteller kĂŒnftig nur noch vegane Wurst produzieren will, und dass wir alle umgepolt werden sollen! đČ
Zur Beruhigung habe ich ein am Freitag im Supermarkt erworbenes PĂ€ckchen Leberwurst aus dem KĂŒhlschrank geholt, von eben diesem einschlĂ€gig bekannten Hersteller. Diese Mutterlieblingswurst ist 100% veganfrei und weiterhin erhĂ€ltlich. đ
"Da hast du aber GlĂŒck gehabt!", rief sie erleichtert. "Aber wer weiĂ, wie lange noch!?"
"Das hĂ€ttest du sehen mĂŒssen! Die ist ĂŒber meinen Ărmel gerollt, und ĂŒber mein Bein, ... ich habe noch versucht, sie aufzuhalten, aber sie ist aufrecht gerollt, wie ein Rad im Zirkus! Ich wollte sie aufheben, aber ich bin nicht mehr rangekommen", erklĂ€rte meine Mutter das Malheur - kichernd, aber einigermaĂen zĂŒgig.
Ja, es fĂ€llt viel runter, und die wirklich praktische und leicht zu bedienende Greifzange ist zu einem unentbehrlichen Helfer im Mutterhome geworden. Damit kann man sogar Papier aufheben, das flach auf dem Boden liegt, aber eben nicht alles, vor allem, wenn das Fluchtobjekt weiter weg gerollt ist, als die Greifzange lang ist. FĂŒr meine Mutter ist so ein Ding am Boden ein schrecklicher, weil peinlicher Anblick, aber momentan lacht sie wieder ziemlich viel. Ihre ansteckenden Lach-Yoga Einheiten sind beim Pflegedienst einschlĂ€gig bekannt. đđđđđ Atemlos in den Tag...
Letzte Woche hatte meine Mutter berichtet, dass schon zwei PflegekrĂ€fte zu ihr gesagt hatten: "Lach nicht so viel, wir haben viel Arbeit!", beziehungsweise "wir haben nicht so viel Zeit". Solche SĂ€tze bewirken dann genau das Gegenteil. đ
Ich weiĂ, wie das ist, wenn meine Mutter einen ihrer LachanfĂ€lle hat. Da versucht man, ihr beim An- oder Ausziehen zu helfen, und vor lauter Lachen geht gar nix mehr weiter, vor allem nicht bei ihr. Bis sie ihre KompressionsstrĂŒmpfe an und die engen Leggins drĂŒbergezogen hat, ist man fix und fertig; im besten Fall erheitert, im schlechteren Fall gestresst, weil zu spĂ€t dran. Sie ist ja nicht die einzige Seniorin, die morgens vom Pflegedienst betreut wird, aber meistens eine der ersten.
"Meine Betreuer:innen lachen immer mit, und ich glaube, die unterhalten sich ĂŒber mich", stellte meine Mutter fest.
Ich schaute sie entgeistert an. "Hast du gerade Betreuer:innen gesagt?!"
Meine Mutter benutzt Gendersprache?! Das ist ja noch nie passiert. đź
Sie schaute verdutzt zurĂŒck. "Das sagt man doch jetzt so", erklĂ€rte sie, ganz ĂŒberrascht ĂŒber meine Verwunderung. Sie deutete auf den Fernseher, und meinte: "Das habe ich schon oft gehört. Es sind ja auch Betreuer:innen, weil es MĂ€nner und Frauen sind."
Und dann begann ihre Lobrede ĂŒber diese Betreuer:innen, die jeden Tag erst mal ihre Musikschiene (Fernbedienung) suchen, ihr den Lieblings-Musiksender im Fernsehen, und auch noch die LautstĂ€rke richtig einstellen, und manchmal sogar die Eichhörnchen auf dem Balkon fĂŒttern.
"Der Katharina habe ich heute gesagt, dass sie meine Lieblingsbetreuerin ist! Dabei war sie am Anfang total schweigsam", lieĂ meine Mutter mich wissen. "Aber jetzt ist sie auch total lustig."
Wow. In welcher Matrix bin ich denn heute aufgewacht?! đ
Wenn die Mutter morgen vegane Wurst bestellt, weiĂ ich, dass die Matrix "umgepolt" wurde. đ
#Sonnenseite bei #Starkregen
Siehe auch: Abwegig, Auf und ab, Heute besonders..., Kreative Idee, Gespenstisch, Sonniges GemĂŒt, Gender-HĂ€hnchen:innen?, Wurst!, Schnitzel, Mandarinen-Ente, MĂŒhsam ernĂ€hrt sich?, Etappenziele
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