Montag, 16. September 2024

Umgepolt

16 mm | 1/30 s | f2,2 | ISO 400 | Smartphone

Vertropftes Regenlomo mit diffuser Randunschärfe
aus der Reihe #Auf-und-Ab-Wege
tagesaktuell
😉
#Muttergeschichten

Es bleibt nass, die Pegelstände der Flüsse steigen, und wenn ich einen der anderen Nachrichtenfetzen des heutigen Morgens aufgreifen sollte, dann müsste ich jetzt wohl ein Katzenfoto aus dem Archiv zerren. Neues aus Absurdistan: Irgendjemand frisst Katzen, die von Donald Trump und Elon Musk gemeinsam gerettet werden müssen?
Ich schaute meinen Mann an, und der mich. "Das kann jetzt nicht wahr sein, oder?" Wir kamen zum Schluss, dass wir wohl doch in einer Matrix leben. Irgendwo hocken ein paar zugekiffte Programmierer, die sich einen Scherz nach dem anderen mit uns erlauben. Wahrscheinlich haben sie Wetten darauf abgeschlossen, wie absurd es noch werden kann oder muss, bis die Menschheit erkennt, dass sie als Versuchskaninchen in einem intergalaktischen 'Versteckte Kamera' Projekt gehalten und beobachtet wird. Was kommt als nächstes? Mandarinen-Enten zum Frühstück und Hamsterradkraftwerke? Da wird man ja völlig TikTok. 😜

Meine Mutter hat auch schon auf die Neuigkeiten reagiert, allerdings drehte sich ihre Sorge weniger um bedrohte schnurrende Haustiere. Sie hat mir entrüstet mitgeteilt, dass ein einschlägig bekannter Wursthersteller künftig nur noch vegane Wurst produzieren will, und dass wir alle umgepolt werden sollen! 😲

Zur Beruhigung habe ich ein am Freitag im Supermarkt erworbenes Päckchen Leberwurst aus dem Kühlschrank geholt, von eben diesem einschlägig bekannten Hersteller. Diese Mutterlieblingswurst ist 100% veganfrei und weiterhin erhältlich. 😋
"Da hast du aber Glück gehabt!", rief sie erleichtert. "Aber wer weiß, wie lange noch!?"

"Das werden wir dann schon sehen", meinte ich, und die Bevormundungsfrage in Sachen Wurst war erst mal geklärt. Klagen über die Temperaturen gab es natürlich, trotz der 23°C im Mutterzimmer, aber viel wichtiger war die runde flache Scheibe Rote Bete auf dem Sisalteppich. Die war frühmorgens von der Gabel gesprungen, mitten auf den hellbeigen Teppich gerollt, und im Blickfeld liegengeblieben. Beim Betreten des Raumes hatte ich sie sofort entdeckt und aufgehoben, was einen Ereignisbericht nach sich zog:
"Das hättest du sehen müssen! Die ist über meinen Ärmel gerollt, und über mein Bein, ... ich habe noch versucht, sie aufzuhalten, aber sie ist aufrecht gerollt, wie ein Rad im Zirkus! Ich wollte sie aufheben, aber ich bin nicht mehr rangekommen", erklärte meine Mutter das Malheur - kichernd, aber einigermaßen zügig.
Ja, es fällt viel runter, und die wirklich praktische und leicht zu bedienende Greifzange ist zu einem unentbehrlichen Helfer im Mutterhome geworden. Damit kann man sogar Papier aufheben, das flach auf dem Boden liegt, aber eben nicht alles, vor allem, wenn das Fluchtobjekt weiter weg gerollt ist, als die Greifzange lang ist. Für meine Mutter ist so ein Ding am Boden ein schrecklicher, weil peinlicher Anblick, aber momentan lacht sie wieder ziemlich viel. Ihre ansteckenden Lach-Yoga Einheiten sind beim Pflegedienst einschlägig bekannt. 😂😆😂😄😂 Atemlos in den Tag...

Letzte Woche hatte meine Mutter berichtet, dass schon zwei Pflegekräfte zu ihr gesagt hatten: "Lach nicht so viel, wir haben viel Arbeit!", beziehungsweise "wir haben nicht so viel Zeit". Solche Sätze bewirken dann genau das Gegenteil. 😂
Ich weiß, wie das ist, wenn meine Mutter einen ihrer Lachanfälle hat. Da versucht man, ihr beim An- oder Ausziehen zu helfen, und vor lauter Lachen geht gar nix mehr weiter, vor allem nicht bei ihr. Bis sie ihre Kompressionsstrümpfe an und die engen Leggins drübergezogen hat, ist man fix und fertig; im besten Fall erheitert, im schlechteren Fall gestresst, weil zu spät dran. Sie ist ja nicht die einzige Seniorin, die morgens vom Pflegedienst betreut wird, aber meistens eine der ersten.
"Meine Betreuer:innen lachen immer mit, und ich glaube, die unterhalten sich über mich", stellte meine Mutter fest.
Ich schaute sie entgeistert an. "Hast du gerade Betreuer:innen gesagt?!"
Meine Mutter benutzt Gendersprache?! Das ist ja noch nie passiert. 😮
Sie schaute verdutzt zurück. "Das sagt man doch jetzt so", erklärte sie, ganz überrascht über meine Verwunderung. Sie deutete auf den Fernseher, und meinte: "Das habe ich schon oft gehört. Es sind ja auch Betreuer:innen, weil es Männer und Frauen sind."
Und dann begann ihre Lobrede über diese Betreuer:innen, die jeden Tag erst mal ihre Musikschiene (Fernbedienung) suchen, ihr den Lieblings-Musiksender im Fernsehen, und auch noch die Lautstärke richtig einstellen, und manchmal sogar die Eichhörnchen auf dem Balkon füttern.
"Der Katharina habe ich heute gesagt, dass sie meine Lieblingsbetreuerin ist! Dabei war sie am Anfang total schweigsam", ließ meine Mutter mich wissen. "Aber jetzt ist sie auch total lustig."
Wow. In welcher Matrix bin ich denn heute aufgewacht?! 😎
Wenn die Mutter morgen vegane Wurst bestellt, weiß ich, dass die Matrix "umgepolt" wurde. 😅

#Sonnenseite bei #Starkregen

Siehe auch: Abwegig, Auf und ab, Heute besonders..., Kreative Idee, Gespenstisch, Sonniges Gemüt, Gender-Hähnchen:innen?, Wurst!, Schnitzel, Mandarinen-EnteMühsam ernährt sich?Etappenziele

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