Dienstag, 8. Oktober 2024

Wundersame Wesen

26 mm | 1/60 s | f2,2 | ISO 100 | Smartphone

 #Efeu  #himmelbau  #Herbst2024

In hoffnungsfroher Erwartung prächtig gefärbtes Herbstlaub zu finden, bin ich vor ein paar Tagen über ein blaues Efeublatt gestolpert. Zunächst über eines, das am Boden lag. Neben einem bräunlich vertrockneten Nasenzwicker und anderen graubraunen Elementen war der farbliche Sonderling schon ein Hingucker, ergab aber leider kein gutes Foto, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Mein wissenschaftlicher Forschergeist war natürlich geweckt: Eine neue Pflanzenart? Nein, so leicht lasse ich mich nicht foppen. 😏 Die Form von Efeublättern ist eindeutig, die werden manchmal gelb und vertrocknen, sind aber prinzipiell immergrün. Wenn sie blau gefärbt am Boden liegen, kann nur ein himmelblaues Wunder an der Sache beteiligt sein.

Ähnlich gefoppt kam ich  mir vor, als ich zusammen mit meinem Mann eine Aufzeichnung der Sendung 42 - Die Antwort auf (fast) alles anschaute. Es ging um die Frage Was ist das Geheimnis des Lichts?. Geheimnisse interessieren mich immer. 😎 Der Beitrag war allerdings eine Wiederholung vom 19. Dezember 2021, also einigermaßen alt. 2021? Da hatte ich andere Probleme als die Geheimnisse des Lichts zu erkunden, denn da war gerade dieser Weihnachts-Lockdown mit Kontaktverbot. In dieser finsteren Phase hätte ich den Anblick einer Costasiella kuroshimae wirklich gut zur Aufheiterung brauchen können, denn es handelt sich um unfassbar niedliche Tiere, die fast noch besser sind als Eichhörnchen. 😍

Ein Bild einer Costasiella kuroshimae kann ich Ihnen leider nicht zeigen, aber bei den weiterführenden Links finden Sie welche, und auch ein Video, in dem sich diese fünf bis sieben MILLIMETER kleinen Wasserschnecken fortbewegen. Sie sehen aus wie Shaun das Schaf, nur dass sie kein Fell haben. Stattdessen tragen sie lauter winzige Blätter auf dem Rücken, und ihre Fühler sehen aus wie Ohren. Das glauben Sie nicht. Ich hab's auch erst nicht geglaubt.
Lernen Sie also unbedingt die Blatt-Schaf-Schnecke kennen, die nicht nur besonders gut aussieht, sondern auch eine Art Photosynthese betreiben kann. Früher dachte man, dass nur Pflanzen dazu imstande seien, aber nein. Das Unterwasserschaf futtert erst mal Algen und Seegras, verdaut das Grünzeug aber nicht komplett, sondern baut sogenannte Chloroplasten so in den eigenen Körper ein, dass es sich anschließend auch von Licht ernähren kann. (Wieso können wir das nicht???) Diesen Vorgang nennt man Kleptoplastie - also "Chloroplasten-Klauerei", und darüber berichtet Wikipedia im Moment noch nichts. Bei Wilfried Probst kann man in die ganze Welt der Biologie eintauchen und versuchen zu verstehen, wie das alles funktioniert, aber dazu haben weder Sie noch ich genügend Zeit.

Warum man über die Blatt-Schaf-Schnecke bisher so wenig wusste, und sie komplett übersehen hat, liegt an den Unterwasserfotografen. Die haben einfach nicht genau hingeschaut, und lieber nach Nemo gesucht. Der ist auch niedlich, vor allem aber deutlich größer als der Unterwasser-Shaun. Objekte oder Lebewesen, die nur Millimeter groß beziehungsweise klein sind, sind ja schon eine echte fotografische Herausforderung über Wasser. Deshalb: allergrößten Respekt an all die Taucher und Taucherinnen, die jetzt diese tollen Makro-Bilder und Videos ins Netz gestellt haben. Das müssen Sie wirklich sehen, auch wenn Sie sonst nicht so viel mit Unterwasserschafen am Hut haben. 😀 

Wenn man erst mal genauer hinschaut, stellt man fest, dass es Dinge und Lebewesen auf dieser Welt gibt, von denen man nicht zu träumen gewagt hätte. Bei der Suche nach Bildern der Blatt-Schaf-Schnecke habe ich gelernt, dass es außerdem auch noch Sea Bunnies gibt, also grob übersetzt: Meereskaninchen, die möglicherweise entfernte Verwandte der Blatt-Schaf-Schnecke sein könnten. Die sehen aus wie weiß-schwarze Moppel, also auch total süß.
Den Hype um diese relativ neu entdeckten Meeresbewohner hatte ich 2015 - vermutlich aus beruflichen Gründen - komplett verpasst. Manchmal ist es schon von Nachteil, wenn man sich nicht den ganzen Tag im Internetz herumtreibt. Was die Chinesen auf der Rückseite des Mondes gefunden haben, muss ich auch erst noch lesen, von den tagesaktuellen Neuigkeiten aus dem Mutter-TV ganz zu schweigen... Bevor das alles in Stress ausartet, geh ich erst mal die Eichhörnchen füttern... 😂

Siehe auch: Himmelblaues Wunder, Girlande, Straßenschlucht, SelbstkletterndÜbergrünt, ÜberlebenskünstlerWeinberg auf Sparflamme, Natur @workTrendsetter, Herr(bst)lich, Blaumiesel, Artenvielfalt, #blau, Ab in die Tonne!

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